Nachgefragt

Die Militärmusik ist ein Begleiter in Freud und Leid“

Die Militärmusik ist ein Begleiter in Freud und Leid“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Militärorchester sind mehr als nur die Taktgeber für marschierende Soldatinnen und Soldaten. Mit ihrer Kunst spenden sie Trost und wecken Gefühle der Zugehörigkeit und der Entschlossenheit bei den Zuhörenden. Warum diese Qualitäten in Kriegszeiten von besonderer Bedeutung sind, weiß Oberst Christoph Scheibling vom Militärmusikdienst der Bundeswehr.

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Oberst Christoph Scheibling vom Militärmusikdienst der Bundeswehr diskutiert mit „Nachgefragt“-Moderatorin, Frau Hauptmann Maria Schönemann, über die historische Entwicklung der Militärmusik und ihre Wirkung auf die Menschen.

„Wir kennen die Militärmusik bereits seit der Antike“, sagt Oberst Scheibling im Gespräch mit „Nachgefragt''-Moderatorin, Frau Hauptmann Maria Schönemann. Musik sei ursprünglich als Signal zur Übermittlung von Befehlen eingesetzt worden, habe sich in der frühen Neuzeit weiter ausdifferenziert und sei schließlich im 19. Jahrhundert mit der Entstehung von professionellen Militärorchestern zur vollen Blüte gelangt.

Insbesondere die Marschmusik sei nach wie vor ein wichtiger Teil des militärischen Zeremoniells, so der stellvertretende Leiter des Militärmusikdienstes der Bundeswehr. „Wir benutzen sie wie seit dem 17. Jahrhundert zum Marschieren, um den Gleichschritt einzuhalten. Sie gehört aber auch aus feierlichen Aspekten dazu.“

Militärorchester begleiten Appelle, Gelöbnisse, Feldgottesdienste und Trauerfeiern. „Wir sind mit der Militärmusik für unsere Soldatinnen und Soldaten ein Begleiter in Freud und Leid“, so der Oberst. Militärmusik sei ein Teil der Tradition in den Streitkräften und diene auch ihrer Außendarstellung. „Wir sind Botschafter der Bundeswehr in unsere Gesellschaft hinein und wirken dort mit unserer Musik als öffentlichkeitswirksames Instrument.“  So hatte das Stabsmusikkorps der Bundeswehr unter der Leitung von Scheibling zum Beispiel auch einen Auftritt auf dem Heavy-Metal-Festival in Wacken.
 

Musik als universelle Sprache

Musik sei eine mächtige Universalsprache, die von allen Menschen verstanden werde und der sich niemand entziehen könne, so Scheibling. „Das liegt daran, dass wir eine natürliche Reaktion im Körper haben auf Klänge, auf Musik. Wenn sie uns in der richtigen Dosis, im richtigen Rhythmus und der richtigen Harmonie anspricht.“

Zudem könne Musik gezielt eingesetzt werden – wie zum Beispiel in der soldatischen Ausbildung. So würden zum Beispiel die USUnited States-Streitkräfte Musik und Gesang nutzen, um bei ihren Rekrutinnen und Rekruten Gemeinschaft entstehen zu lassen. „Damit wächst man zusammen. Man geht im Gleichschritt, man singt das Gleiche, man ist quasi unisono vereint. Man atmet gleich und man drückt das gleiche Gefühl aus“, so der Oberst.

Die Entschlossenheit der Soldatinnen und Soldaten werde gestärkt, ihren Ängsten werde ein Ventil gegeben. Das könne zur Schlagkraft der Einheiten beitragen, so Scheibling. „Hier werden Gefühle stimuliert und verarbeitet, die die Soldaten betreffen. Es ist ein Mutmacher, es ist ein Stück Motivation, es ist ein Anpeitschen. Aber ich glaube auch, es trägt dazu bei, sich gemeinsam zu artikulieren, um weniger mit seinen Problemen alleine zu sein.“

Vermittlung von Identität und Gemeinschaft

Die Militärmusiker der ukrainischen Streitkräfte beispielsweise treten bewusst an Orten auf, die kurz zuvor von den russischen Streitkräften attackiert worden sind. „Wir erleben ganz deutlich, wie wichtig es ist, die Militärmusik auch als Kulturbotschafter, als Vermittler von Kultur und von Heimat in der Gesellschaft einzusetzen“, so Scheibling.

Durch ihre Auftritte vermittelten die Militärmusikerinnen und -musiker ihren Mitmenschen „die Zusammengehörigkeit, die nationale Identität, die Wichtigkeit ihrer Heimat.“ Ihre Botschaft sei, dass die Bürgerinnen und Bürger trotz der Gewalt und der Zerstörung in der Ukraine zusammenhalten sollten, so Oberst Scheibling. „Und das kann keine Formation besser als die Militärmusik.“
 

von Timo Kather

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