Nachgefragt

„Weltraumgestützte Dienste gehen uns alle an“

„Weltraumgestützte Dienste gehen uns alle an“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Moderne Gesellschaften sind auf zivile und militärische Weltraumtechnik angewiesen. Kommunikation, Navigation und Zahlungsverkehr hängen von einem Satellitennetzwerk ab, welches die Erde umkreist. Um dieses System kritischer Infrastrukturen vor Angriffen zu schützen, gibt es das Weltraumkommando der Bundeswehr.

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Generalmajor Michael Traut ist Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr. Mit Frau Hauptmann Janet Watson von „Nachgefragt“ spricht er über die zivile und militärische Bedeutung der Satellitenkommunikation und den Schutz durch die Streitkräfte.

Die Nutzung von weltraumgestützten Diensten sei mittlerweile so alltäglich geworden, dass viele Bürgerinnen und Bürger es kaum noch wahrnähmen, sagt Generalmajor Michael Traut. „Insofern müssen wir sehen, dass wir diese Dienste, die zu unserer kritischen Infrastruktur gehören, schützen.“ Dazu brauche es auch die Bereitschaft, in den Schutz der Weltrauminfrastruktur zu investieren, so der Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr: „Weltraumgestützte Dienste gehen uns alle an.“

Die Echtzeit-Kommunikation per Satellit ist aber nicht nur für die zivile, sondern auch für die militärische Nutzung von enormer Bedeutung. „Wir schicken Informationen über Satellitenverbindungen, wir betreiben Aufklärung“, sagt Traut zur „Nachgefragt“-Moderatorin, Frau Hauptmann Janet Watson. „In den gesamten Streitkräften nutzen wir Positionierung, Navigation und Timing – oder PNT, wie wir es kurz nennen.“ Umgangssprachlich werde diese Technik zur globalen Positionsbestimmung auch als GPSGlobal Positioning System bezeichnet.

8.000 Satelliten im Blick

Das Weltraumkommando der Bundeswehr gibt es seit 2021, um die Funktionalität der weltraumgestützten Dienste zu gewährleisten. Mehr als 8.000 Satelliten werden durch die Soldatinnen und Soldaten des Weltraumkommandos rund um die Uhr im Auge behalten. „Es werden übrigens pro Woche zwischen 20 und 50 mehr“, sagt Traut.

Einerseits müssten die eigenen Satellitenplattformen geschützt und verteidigt, andererseits der Gegenseite die Nutzung der eigenen Satellitentechnik gegen Deutschland und die Bundeswehr erschwert werden, so Traut. Dabei arbeite man innerhalb gewisser Grenzen auch mit direkten Wirkmitteln, so der General – beispielsweise durch die Störung der gegnerischen Satellitenkommunikation. Zerstört würde aber nichts, so Traut: „Wir haben uns diplomatisch verpflichtet vor den Vereinten Nationen, dass wir nichts testen werden, was zusätzlichen Weltraumschrott erzeugt.“

Schlechte Aufklärung verursacht hohe Verluste

Wie wichtig die Satellitenkommunikation für die Kriegführung ist, kann derzeit in Osteuropa beobachtet werden. Im Krieg in der Ukraine sei die Aufklärung aus dem Weltraum nicht wegzudenken, so Traut. So hätten die Satellitenbilder von den anrückenden Invasionstruppen aus Russland der Ukraine einen Vorteil bei der Verteidigung des Landes verschafft.

„Wenn man nicht auf weltraumgestützte Dienste zurückgreift, fällt man in eine Kriegführung zurück, die eher an das industrielle Zeitalter erinnert“, sagt Generalmajor Traut. „Also mit großer Masse, mit Riesenaufwand, mit großen Verlusten. Weil man nicht präzise sein kann. Und weil man nicht weiß, wo der Gegner ist.“

von Conny Thees

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