Übungsplatz Altengrabow

Wirkungsschießen hinterlässt zerschossene Unterstände und durchsiebte Scheiben

Wirkungsschießen hinterlässt zerschossene Unterstände und durchsiebte Scheiben

Datum:
Ort:
Altengrabow
Lesedauer:
3 MIN

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Alle Soldaten, insbesondere Infanteristen, sollten eine genaue Vorstellung von der Wirkung ihrer Waffen haben. Das schult vor allem das taktische Verständnis. Die 5. Kompanie des Jägerbataillons 413 aus Torgelow hat auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow ihr gesamtes schweres Arsenal eingesetzt. Mit buchstäblich durchschlagendem Ergebnis.

Ein Soldat kniet mit einer Handwaffe auf der Schulter hinter einem Tarnnetz und schießt. Rauchwolken liegen in der Luft.

Vielseitige Waffe: Ein Soldat feuert aus der Deckung das Wirkmittel 90 ab. Das System ist nachtkampffähig und primär zur Bekämpfung weicher und halbharter Ziele gedacht. Ein Funkkoffer hat jedenfalls keine Chance.

Bundeswehr/Jörg Volland

Schon ein paar Feuerstöße des schweren Maschinengewehrs 12,7 Millimeter haben ganze Arbeit geleistet. „Das war’s dann wohl“, murmelt eine Frau Hauptfeldwebel halblaut vor sich hin, während sie die Beschussspuren an der Ziegelmauer in Augenschein nimmt. Eine Schützengruppe dahinter hätte im Ernstfall wohl keine Chance gehabt. Ebenso wenig wie die Dummies, die auf einem Unimog die Besatzung darstellen. Dieser ausrangierte LKW wurde mit der 20-Millimeter-Maschinenkanone (MK) des Waffenträgers Wiesel beschossen. Die Fahrerpuppe ist zerstört, in der Tür klaffen faustgroße Löcher. Von den Dummies auf der Ladefläche ist nicht viel übrig.

Wichtige Erfahrungen für den Führungsnachwuchs

Major Eric Morcinek steht zufrieden inmitten seiner Kameraden und Kameradinnen. Während diese zerplatzte Mauern, zerschossene Unterstände und durchsiebte Schützenscheiben inspizieren, erklärt Morcinek seine Absichten: Der Kompaniechef der 5. Kompanie des Jägerbataillons 413 aus Torgelow hat das Schießen auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow organisiert.

Für ihn als Infanteristen sei es essenziell, mit allen schweren Waffen vertraut zu sein, sagt er. „Dazu gehört auch ein unmittelbarer Eindruck von der Wirkung solcher Waffen im Ziel.“ Und so ist seine schwere Kompanie mit ihrem kompletten Arsenal ins Jerichower Land gekommen. Vom Panzermörser M113 über den Waffenträger Wiesel bis zur modernen Panzerabwehrwaffe MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem und dem Wirkmittel 90 ist alles dabei. Die Idee eines solchen Wirkungsschießens: „Wir wollen unserem Führungsnachwuchs die Chance geben, sich ein Bild von der Wirkung schwerer Waffen zu machen.“ 

Die Gelegenheit dazu gebe es nicht allzu oft. „Aber das schafft bei den Führern ein besseres Verständnis für den Einsatz dieser Waffen im Angriff und in der Verteidigung. Bei der Stellungswahl und beim Stellungsausbau“, so Morcinek weiter. Außerdem hat er ein „Vorbeischießen“ mit scharfer Munition organisiert. Dabei bekommen die Teilnehmenden ein Gefühl dafür, wie es unter Beschuss mit der 20-Millimeter-MK zugehen kann. „Alle befinden sich natürlich in Sicherheit, dennoch ist es vor allem akustisch ein ziemlich einprägsamer Eindruck“, erklärt Morcinek.

Ein Soldat steht vor mehreren Soldaten und zeigt mit ausgestrecktem Arm auf etwas in der Ferne.

Weiterbildung auf dem Truppenübungsplatz: Der Chef der 5. Kompanie des Jägerbataillons 413 erläutert die Waffenwirkung der 120-Millimeter-Mörser. So soll das taktische Verständnis der Truppe verbessert werden.

Bundeswehr/Jörg Volland
Hinter einer zerstörten Ziegelmauer liegen durchlöcherte Schützenscheiben.

Schlecht gewählte Deckung: Vor dem leistungsstarken schweren Maschinengewehr 12,7 Millimeter bietet eine Ziegelmauer keinen Schutz. Die dahinter aufgestellten Schützenscheiben wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Bundeswehr/Jörg Volland

Keine Chance gegen moderne Panzerabwehrlenkflugkörper

Neben einem komplett zerrissenen Funkkofferaufbau fachsimpeln einige Portepeeunteroffiziere. Hier ist der Treffer eines Wirkmittels 90 zu begutachten. Eingegraben hätte die Funkstation vielleicht noch eine Chance gehabt, mutmaßt ein Soldat. Morcinek schmunzelt wissend: Eine halbe Stunde später werden seine Leute das derzeit modernste Panzerabwehrsystem der Bundeswehr MELLSMehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem vorführen. „Bei deren steuerbaren Lenkflugkörpern würde auch das Eingraben nichts mehr nützen.“

70er-Jahre-Technik mit großem Zerstörungspotenzial

Kurz darauf rumpeln einige M113 mit 120-Millimeter-Mörsern in ihre Feuerstellung und führen von dort den Feuerkampf. In der Version als Panzermörser ist das Fahrzeug ein Veteran der frühen 70er Jahre und damit locker doppelt so alt wie seine Besatzungen. Dennoch: Trotz des - gemessen am Kampfgewicht - eher schwachbrüstigen Motors loben die Besatzungen seine Geländegängigkeit. Und ganz wichtig: „Nach jedem Feuerkommando können wir schnell aus der Feuerstellung in eine Ausweichstellung verlegen“, erklärt der stellvertretende Zugführer, Hauptfeldwebel Christoph Jungesblut. „Das verringert das Risiko, ins Gegenfeuer des Feindes zu kommen.“ 

Auch die Wirkung des Mörserbeschusses ist beachtlich. Im von den Mörsertrupps liebevoll gestalteten Zielgebiet haben zwar etliche der Unterstände den Beschuss überstanden. Aber das hat eher damit zu tun, dass der Munitionsvorrat begrenzt war. Wo die Mörsergranaten einschlagen, hinterlassen sie tiefe Trichter. Splitter und handtellergroße Schrapnelle haben junge Bäume abrasiert und Schützenscheiben durchlöchert. Überleben im Inferno eines gut geführten Feuerkommandos von 120-Millimeter-Mörsern wäre Glückssache.

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Die schwere Kompanie des Jägerbataillons 413 aus Torgelow zeigt die Wirkung ihrer Waffen. Als Ziele dienen ausgemusterte Fahrzeuge, Mauern und selbst gebaute Unterstände. Welche Deckung schützt und welches Material eher nicht, das zeigt das Video.

„Wir kommen wieder.“

Als die Übung beendet ist, zieht Major Morcinek ein positives Fazit. „Die reale Wirkung unserer Waffen zu sehen oder auch zu hören, ist ein besonderes Erlebnis und verbessert das Verständnis für die taktische Wirkung“, sagt der Kompaniechef. Dies gelte ausdrücklich auch für erfahrene Kameradinnen und Kameraden. Führerweiterbildungen dieser Art werde er auch in der Zukunft wieder anregen. „Wir kommen wieder.“

von Markus Tiedke

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