Quadriga 24

Gefechtsübung Nordic Response am Polarkreis

Gefechtsübung Nordic Response am Polarkreis

Datum:
Ort:
Norwegen
Lesedauer:
4 MIN

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Nach mehreren Tagen der Vorbereitung auf die Übung Nordic Response 2024 geht es nun endlich los. Rund 20.000 Soldatinnen und Soldaten aus 13 Nationen trainieren den Ernstfall. Am Polarkreis sind die Verhältnisse sehr schwierig, das stellen die Beteiligten schnell fest. Die Gefechtsübung unter extremen Bedingungen kann beginnen.

Am Nachthimmel erscheint ein grünes Polarlicht, drei Soldaten knien und ein rotes Licht leuchtet

Unter atemberaubenden Polarlichtern gehen deutsche Gebirgsjäger in die Sicherung

Bundeswehr/Sven Fischer

Um im kalten arktischen Klima operieren zu können, benötigen die Streitkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten kontinuierlich Erfahrungen und das Wissen über diese Gebiete wie hier im Norden von Norwegen – und das in allen Dimensionen. Aus diesem Grund sind neben Landstreitkräften auch über 50 Schiffe, mehrere U-Boote und über 100 Luftfahrzeuge an der multinationalen Übung beteiligt. 

Deutschland hat mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten Richtung Norwegen entsandt, die meisten kommen von der Gebirgsjägerbrigade 23. Unter extremen Wetterbedingungen gemeinsam mit Norwegen und erstmals Finnland und Schweden als neuen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern sowie einer Vielzahl weiterer Partner werden hier die strategisch-taktische Verlegung und der Kampf im hohen Norden geübt. 

Vorbereitung zahlt sich aus

Die Gebirgsjäger sind bereits seit Tagen vor Ort. Ihr Arbeitsgerät, mehr als 100 Fahrzeuge, haben im riesigen Bauch einer Fähre über den Seeweg Nordnorwegen erreicht. Direkt nach der Entladung verlegten sie mit ihren Kettenfahrzeugen, Lkw und Panzern zu ihrem ersten großen Unterschlupf.

Zu Beginn lief der Großteil der Bewegungen noch über die Straße, aber jetzt werden die Bedingungen schwieriger. Das Verlegen im unwegsamen Gelände haben die Gebirgsjäger daher in den vergangenen Tagen noch einmal intensiv trainiert. Ohne diese wertvolle Vorbereitung hätten sich womöglich die Wegezeiten immens verlängert. Denn wer hier mit mehreren Tonnen Fahrzeuggewicht vorankommen will, der benötigt sehr gute Vorerfahrungen im arktischen Raum. Das einsetzende Tauwetter tut sein Übriges. 

Auch wenn es schwierig ist, bei diesen Bedingungen von A nach B zu kommen, es bedeutet einen enormen Wissenszuwachs für die Truppe. 

Auf alles vorbereitet sein 

Um auf Eventualitäten reagieren zu können, ist bei den Gebirgsjägern Einfallsreichtum gefragt. So wird kurzerhand eine Granatmaschinenwaffe auf den Anhänger eines Skidoos verzurrt, um in einem Angriff schnell Wirkung zu erreichen. Sie ist jetzt in wenigen Sekunden einsatzbereit. Anderenfalls müsste diese rund 80 Kilogramm schwere Waffe erst aufgebaut werden. Das würde die Soldatinnen und Soldaten mehrere Minuten kosten. Das ganze System wäre dann auf dem meterhohen Schnee auch nicht wirklich stabil.

Auch eine mobile Tankstelle haben die Gebirgsjäger dabei. Das Drei-Mann-Team um Hauptfeldwebel Bernd S.* führt im Ernstfall bis zu 9.000 Liter Kraftstoff mit. Überall dort, wo der Lkw hinkommt, baut das Team diese mobile Tankstation in weniger als fünf Minuten auf. Mit zwei Zapfpistolen zugleich kann dann ein ganzes Bataillon in kürzester Zeit wieder aufgetankt werden. So können sich die Infanteristen voll und ganz auf ihren Auftrag konzentrieren.

Ein Skidoo fährt mit Anhänger durch Schnee. Darauf sitzt ein Soldat mit einer großen Waffe.

Vorbereitung ist alles. Die Gebirgsjäger wissen sich zu helfen. Um die Granatmaschinenwaffe schnell zur Wirkung zu bringen, befestigen sie diese auf einem Anhänger eines Skidoos. So können sie die Waffe innerhalb kurzer Zeit in Position bringen.

Bundeswehr/Carl Schulze

Von der Lagerhalle bis zum Zelt für eine Person

In einem Industriegebiet, unbemerkt von der Bevölkerung, wird der Brigadegefechtsstand der Norweger aufgebaut. Sogar ganze Bataillone der Reserve und Unterstützungskräfte ziehen in alte Lagerhallen. Selbst Baumärkte werden teilweise umfunktioniert. Doch das geht nur dort, wo noch Infrastruktur vorhanden ist. Weit draußen in der Natur, kilometerweit entfernt von den nächsten Ortschaften sind diese Möglichkeiten nicht mehr gegeben.

Wenn es zu einem Gefecht kommen sollte, kann das länger dauern. Wenn dann noch Temperaturen im zweistelligen negativen Bereich liegen, muss die Truppe schauen, dass sie ihre Kampfkraft erhält. Ermöglicht es die Lage, können die Gebirgsjäger große Zelte für mehrere Personen aufbauen, ein kleiner Ofen darin wärmt alle. Sogar das Trocknen von Kleidungsstücken ist damit möglich. In taktischen Lagen nutzen die Soldatinnen und Soldaten dann ihre Zelte für zwei Personen oder sogar nur ein kleines Observationszelt für eine Person allein.

Der Gegenangriff

Unzählige Kilometer haben sich die Truppen durch den Schnee bewegt und ihre Positionen für den Gegenangriff bezogen. Von Norden und Süden her wurde der Gegner bereits durch mehrere Bündnisnationen in Gefechten geschwächt und bekämpft. Im Übungsszenario wird er von Einheiten der Nationen Frankreich und Italien gestellt. Schlussendlich wird der Feind durch den Gegenangriff der Gebirgsjäger in zähen Gefechten an die Grenze des Bündnisgebietes zurückgeworfen.

Nordic Response 2024 zeigt eindeutig, dass die NATONorth Atlantic Treaty Organization über die Fähigkeit, den Willen und die Stärke verfügt, ihre arktische Nordflanke zu verteidigen. Das Bündnis macht deutlich, dass es effektiv und geeint die kollektive Sicherheit aufrechterhalten kann.

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

Stronger Together

  • Zwei kleine Kettenfahrzeuge fahren auf einer verschneiten Straße

    Mehrere Waffenträger Wiesel 1 mit Maschinenkanone sind auf einer verschneiten Straße unterwegs zu ihrer Ausgangstellung

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Auf einem Kettenfahrzeug sitzt ein Soldat und beobachtet das Gelände durch ein Fernglas

    Kurz vor dem Angriff stehen alle unter Strom, jetzt darf keiner mehr einen Fehler machen

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Im Vordergrund eine norwegische Soldatin mit einer Warnweste, im Hintergrund ein Tankvorgang

    Bis zu 9.000 Liter Kraftstoff führt das Tankfahrzeug der Bundeswehr mit. Innerhalb kurzer Zeit kann so ein ganzes Bataillon betankt werden. Norwegische Kräfte sichern das Geschehen ab.

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Soldaten auf Schneetrittlingen laufen an einem Kettenfahrzeug vorbei

    Im Gefechtsszenario, das gleich geübt werden soll, stellen französische und italienische Soldatinnen und Soldaten den Feind dar

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein Mann in Schneetarnuniform zeigt einem Mann in grüner Uniform etwas, der neben ihm steht

    Der norwegische Kronprinz Haakon (l.) besucht die Übung Nordic Response – ein Zeichen dafür, welche Bedeutung die multinationale Übung auch für Norwegen hat

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein Kettenfahrzeug wühlt sich durch tiefen Schnee vorwärts

    Meterhoher Schnee und das zusätzliche Tauwetter machen es allen Fahrzeugen schwer, voranzukommen

    Bundeswehr/Carl Schulze
  • Ein großes weißes Zelt und ein kleines weißes Zelt stehen auf dem Schnee am Waldrand.

    Der Erhalt der Kampfkraft ist enorm wichtig. Abhängig von der Lage können die Gebirgsjäger große Zelte für mehrere Personen und darin einen kleinen Ofen aufbauen.

    Bundeswehr/Carl Schulze
von PIZ Heer

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