Der Grundstein für ein ausgeprägtes Netzwerk

Der Grundstein für ein ausgeprägtes Netzwerk

Datum:
Ort:
Mopti
Lesedauer:
4 MIN

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Seit einigen Monaten trainieren europäische Ausbilder bei EUTMEuropean Union Training Mission malische Soldatinnen und Soldaten vermehrt dezentral im Land. Zukünftig wird die Ausbildung der malischen Streitkräfte in Sévaré durchgeführt. Um die Voraussetzungen für den Einsatz zu schaffen, sind Kontakte zur Bevölkerung und zu Organisationen vor Ort ebenso wichtig wie die daraus folgenden Informationen. Aus diesem Grund baute Major Stefan N. mit seinem Team ein umfassendes Netzwerk in Mopti auf. 

Auf einer sandigen Straße fahren Einheimische auf Mopeds. Im Hintergrund steht die aus Lehm gebaute Moschee von Mopti.

Die große Moschee von Mopti liegt im Zentrum der Stadt und ist oft Ausgangsposition für Gespräche

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Vor mehreren Monaten hielt in der Stadt Mopti die Trockenzeit Einzug: Alle Felder, auf denen Hirse angebaut war, sind abgeerntet. Das endlos erscheinende Reisfeld neben dem Damm, der die Stadt mit dem Festland verbindet, scheint komplett ausgetrocknet zu sein. Auf dem Bani, einem großen Zufluss des Nigers, versuchen die Bozo, eine Ethnie der Fischer, die letzten Nigerkarpfen zu fangen.

Zwei gepanzerte SUVs zwängen sich durch die Gassen. Links und rechts steht manch bröckelndes Lehmhaus, dessen Bausubstanz die nächste Regenzeit womöglich nicht überstehen wird. „Charlie Two, hier ist Carlie One, Zielposition erreicht, wir verlassen die Fahrzeuge und sichern die Gegend“, schallt es aus den Funkgeräten. Das Team erreicht den Treffpunkt und Major Stefan N. bespricht mit dem tschechischen Nahsicherer die letzten Details, bevor das Gespräch mit dem Dorfältesten beginnt.

Achtung der Traditionen

Ein Soldat und ein Dorfältester sitzen sich gegenüber und unterhalten sich

Mit dem Chef de Village de Mopti, einem wichtigen traditionellen Würdenträger, bespricht Major Stefan N. die aktuelle Lage

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Während verschiedener Einsätze konnte der CIMICCivil Military Co-Operation-Stabsoffizier Major Stefan N. bereits viele Erfahrungen sammeln und weiß, wie ein gutes Netzwerk auf verschiedenen Ebenen aufgebaut wird. CIMICCivil Military Co-Operation steht für Civil-Military Cooperation und bedeutet zivil-militärische Zusammenarbeit. Bei dieser steht die Interaktion mit der Bevölkerung, der Regierung, internationalen Organisationen sowie Nichtregierungsorganisationen im Mittelpunkt. In Gesprächen wird unter anderem der Auftrag der EUTMEuropean Union Training Mission Mali erklärt, Zweifel und Sorgen über eine mögliche Missionserweiterung der EUTMEuropean Union Training Mission Mali im Raum Mopti können frühzeitig ausgeräumt werden. Somit leistet die Arbeit von CIMICCivil Military Co-Operation einen wesentlichen Anteil für die Sicherheit der europäischen Trainer auf fremdem Terrain.

Major Stefan N. erklärt: „In Mali ist neben den öffentlichen Autoritäten und Organisationen der Chef de Village sehr wichtig für die Bevölkerung.“ Dieser vertritt alle Ältesten der elf Quartiers der urbanen Kommune Mopti und trägt die Interessen der Bürgerinnen und Bürger beim Bürgermeister sowie beim regionalen Gouverneur vor. Major Stefan N. meint dazu: „Es ist notwendig, mit den Ältesten zu sprechen, da sie ein reales Bild der Stimmung in der Gesellschaft widerspiegeln.“

Ethnischer Konflikt oder islamischer Terrorismus

Ein Soldat sitzt zwischen vielen Einheimischen und befindet sich im Gespräch mit dem Dorfältesten

Es ist wichtig, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen, um allen ethnischen Gruppen gerecht zu werden

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Seit längerer Zeit beschäftigt die malischen und internationalen Sicherheitskräfte nicht nur der Terrorismus, sondern vielerorts auch der ethnische Konflikt zwischen den Dogon und Fulani – traditionell Landwirte und Viehbauern. In der Stadt leben die verschiedensten Ethnien wie Bambara, Dogon, Fulani und Tuareg friedlich zusammen. Viele Bewohner berichten, dass sie nur in dringenden Fällen aus der Stadt fahren, denn bereits kurz nach den Kontrollposten der malischen Sicherheitskräfte fängt eine schwierig kontrollierbare Zone an.

Ehemals in Frieden zusammenlebende Dorfgemeinden sind zerrüttet. Ebenso gibt es Abertausende Binnenvertriebene, anderswo geschehen Massaker. Ein großer Teil der Bevölkerung betrachtet jedoch die extremen Islamisten als große Gefahr, diese befeuern immer wieder den Konflikt. Als CIMICCivil Military Co-Operation-Stabsoffizier erfasst und bewertet Major Stefan N. die Situation der Bevölkerung und stellt diese der Missionsführung der EUTMEuropean Union Training Mission als ziviles Lagebild zur Verfügung.

Sprachbarrieren mit Bravur gemeistert

Die Stadt Mopti liegt direkt am Fluss Bani und hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Handels und Transports entwickelt. Auf den Märkten und an den Häfen herrscht babylonisches Sprachengewirr, neben Französisch werden unzählige weitere Sprachen wie Bambara und verschiedene Niger-Kongo-Sprachen gesprochen. Für die Kommunikation mit den Einheimischen ist Major Stefan N. deshalb auf einen Sprachmittler angewiesen, der seit mehreren Wochen nicht mehr aus dem Team wegzudenken ist. Dabei ist er nicht nur als Übersetzer für die meisten Sprachen tätig, sondern öffnet der EUTMEuropean Union Training Mission mit seinen Kenntnissen viele wichtige Türen. 

Offenes Ohr für alle Parteien

Ein Soldat spricht mit drei malischen Zivilisten, die Waffen zur Selbstverteidigung tragen

Viele Dörfer der Region haben Angst, dass die Gemeinschaft angegriffen wird, und bewaffnen sich zur Selbstverteidigung

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Der CIMICCivil Military Co-Operation-Spezialist hört sich die Perspektiven verschiedener Parteien an, um ein umfassendes Lagebild zu erhalten und optimal beraten zu können. Es ist notwendig, das Netzwerk auch zu den Dozomilizen, den traditionellen Jägern, auszubauen. Der Berater von einem Chef de Quartier berichtet ihm über ein nahe gelegenes Dorf: „Damals hatten wir gute Verbindungen zu dem Dorf, aber seit Längerem sind dort Milizen und wir trauen uns nicht mehr zu unseren Feldern.“

Eine andere wichtige Komponente bringt das VN-Büro zur Koordinierung aller humanitären Angelegenheiten ein. Aufgrund der schlechten Sicherheitslage liegt seine größte Herausforderung im beschränkten Zugang zu humanitären Brennpunkten. Aber auch die mittelbaren Auswirkungen durch Bewegungen von Binnenvertriebenen sowie die sich entwickelnde Überbevölkerung bei zunehmender Knappheit von Ressourcen in den Städten sind von hoher Relevanz. All diese Faktoren können den militärischen Auftrag potenziell beeinflussen und müssen somit bei der Ausbildungs- und Missionsplanung bedacht werden.

Major Stefan N. resümiert: „Für CIMICCivil Military Co-Operation gilt es, jedes kleine Puzzleteil aus dem zivilen Umfeld derart zu berücksichtigen, dass alle Zahnräder bei der militärischen Auftragserfüllung ohne hemmende äußere Einwirkungen bestmöglich ineinandergreifen können.“

von Marc  Tessensohn

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