Al-Asrak: Neue Cockpithaube für den Tornado im Einsatz

Al-Asrak: Neue Cockpithaube für den Tornado im Einsatz

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
3 MIN

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Wenn ein Fahrradschlauch ein Loch hat, gibt es oft nur eine Option: Tauschen! Ähnlich ist es auch mit der Kabinendachdichtung des Tornados. Sie sitzt fest am aufklappbaren Kabinendach, wird beim Flug automatisch aufgepumpt und dichtet so das Cockpit ab. Das ist wichtig, um bei rund 800 Kilometer pro Stunde Fluggeschwindigkeit in großer Höhe einen stabilen Luftdruck im Kabineninneren zu halten. Selbst das kleinste Loch kann da lebensgefährlich werden.

Sicherheit geht vor, die Dichtung wird gewechselt

Ein Mechaniker zeigt den Riss in der Kabinendachdichtung

Ein klassischer Platten: Durch den Riss im Gummi entweicht die Luft

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

In Höhen über fünf Kilometer herrscht ein viel geringerer Luftdruck“, berichtet Hauptfeldwebel Daniel W., „daher ist das Tornadocockpit mit einer Art Gummischlauch abgedichtet, der durch abgezapfte Triebwerksluft aufgepumpt wird und so feinste Lücken zwischen Dach und Flugzeugrumpf verschließt.“ Daniel W. ist Fluggerätemechaniker im Instandsetzungszug der Bundeswehr in Al-Asrak und Experte für das Rettungssystem des Tornados. Er blickt bereits auf eine lange Erfahrung mit diesem Luftfahrzeug zurück. Doch ein Abbau des knapp 120 Kilogramm schweren Kabinendaches hier in Jordanien ist auch für ihn etwas Besonderes. „Das passiert im Einsatz eher selten und bedeutet viel Fummelei, um erstmal die Scharnierbolzen zu lösen“, erklärt der Hauptfeldwebel. Zunächst müssen jedoch die Sprengstoffkartuschen ausgebaut und ins Munitionslager gebracht werden. Sie dienen dazu, bei einem Notausstieg per Schleudersitz das Dach über dem Piloten abzusprengen.

„Fummelarbeit“ auf engstem Raum

Zwei Techniker arbeiten auf dem Tornado, um das hintere Scharnier des Kabinendaches zu lösen

Um die Bolzen des Kabinendaches zu lösen, müssen die Techniker auf engstem Raum schrauben

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Daniel W. und Stabsunteroffizier Philip L. lösen hinter dem Cockpit die Abdeckbleche an der Außenhaut des Tornados. Zwischen diversen elektronischen Geräten und Kabeln verbirgt sich die Verschraubung des Daches. Eine ruhige Hand ist notwendig, um auf engstem Raum die Bolzen zu lösen. Nachdem dieses geschafft ist, kommt ein kleiner Kran zum Einsatz. „Dieser elektrisch betriebene Hydraulikkran kann schnell auf Übungen und in den Einsatz mitgenommen werden, da er klein und kompakt, aber trotzdem leistungsstark und für diese Arbeit bestens geeignet ist“, stellt Daniel W. klar.


Tornado in der Cabrio Version

Die Techniker führen das Kabinendach, das am Kran hängt, vorsichtig zu einem fahrbaren Gestell

Vorsicht Glas! Das Kabinendach wird behutsam auf einem fahrbaren Gestell abgelegt

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Anschließend wird das Kabinendach vorsichtig vom Tornado gehoben und umgekehrt auf ein rollbares gepolstertes Gestell gelegt, damit es nicht verkratzt. Der nun offene Tornado wird schnellstmöglich mit einem sogenannten „Teddyfell“ bedeckt, damit der jordanische Wüstensand sich nicht im Cockpit festsetzt. Der Austausch der Kabinendachdichtung wird schließlich einige Zeit in Anspruch nehmen. Zunächst bringen die Techniker das Dach dafür in eine geschützte Halle.

Reinigen, Kleben, Trocknen

Stabsunteroffizier Mario B. entfernt die defekte Dichtung vom Kabinendach

Der alte Kleber hält noch gut: Nach und nach entfernt Stabsunteroffizier Mario B. die defekte Dichtung

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Die metallene Rinne, in der die Dichtung sitzt, muss vorsichtig aufgebogen werden, damit der defekte Dichtungsschlauch abgelöst werden kann. Nachdem die alte Dichtung entfernt ist beginnt die mühevolle Kleinarbeit. Kleberrückstände werden mit einem Lösungsmittel beseitigt, um die Metallfläche zu säubern. Anschließend wird eine Grundierung aufgetragen, damit der neue Kleber optimal haftet. Inzwischen ist es Nacht geworden, doch das Technikerteam will diese Arbeit auf alle Fälle noch beenden, um keine Zeit zu verlieren. Schließlich steht die Einsatzbereitschaft der Luftfahrzeuge an höchster Stelle. Nach dem Verkleben der Dichtung gibt es dann aber den wohlverdienten Schlaf, da das Aushärten einige Stunden in Anspruch nimmt.


Unerwartete Hindernisse

Hauptfeldwebel Silvan D. prüft die neu verbaute Dichtung am Kabinendachrand

Die Sicherheit steht an erster Stelle. Der Prüfer kontrolliert die Arbeit der Techniker

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Die Tornados unterliegen wie alle Luftfahrzeuge der Bundeswehr strengen Prüfkriterien sowohl vor dem Abflug, als auch nach größeren Reparaturen. Hauptfeldwebel Silvan D. begutachtet nach Ablauf der Aushärtezeit das Arbeitsergebnis genau. Die neue Kabinendachdichtung sitzt gut und die Aufpumptests überzeugen von der Dichtigkeit. Das Kabinendach könnte eigentlich wieder eingebaut werden. Doch dem Auge des erfahrenen Prüfers entgeht nichts: In der Metallleiste hat sich an einer Faltstelle ein kleiner Riss gebildet. „Die Flugsicherheit und die Fürsorge für das fliegende Personal stehen auch im Einsatz an erster Stelle!“, erklärt Silvan D., „Da muss nochmal nachgearbeitet werde, sonst gibt es keine Freigabe.“ Bei dieser Arbeit sind die Luftfahrzeug-Metaller gefragt. Sie sind die Experten für mechanische Arbeiten am Tornado und tauschen die beschädigten Teile aus. Anschließend ist der Prüfer zufrieden und gibt das Material frei.

Klappe zu, Cockpit dicht

Techniker arbeiten auf dem Tornado. Im Vordergrund steht der Kran und hebt das Kabinendach an

Bloß keine Kratzer ins Glas. Vorsichtig installieren die Techniker wieder das Kabinendach am Tornado

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Das Kabinendach kann installiert werden. Für Hauptfeldwebel Daniel W. und Stabsunteroffizier Philip L. beginnt nun wieder die Detailarbeit. In umgekehrter Reihenfolge arbeiten sie die vorhergehenden Arbeitsschritte ab. Geschafft! Das Dach schließt einwandfrei. Nun warten alle gespannt auf eine letzte Dichtigkeitsprüfung. Schlägt diese fehl, müssten die Techniker wieder von vorne beginnen! Doch dann kommt die erlösende Feststellung: Alles ist dicht. Der Tornado ist einsatzbereit und startet bereits am nächsten Tag zum Aufklärungsflug. Das Team der Technikstaffel hat ganze Arbeit geleistet.

von Thomas Meissner

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