Übung macht den Meister

Alarm im Camp Sonic – Übung für den Ernstfall

Alarm im Camp Sonic – Übung für den Ernstfall

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Unerwartete Ereignisse treten nicht nur plötzlich auf, sondern lösen in den meisten Fällen Stress, Aufregung und im schlimmsten Fall Verzweiflung aus. Bei den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Einsatz können diese Faktoren über Leben und Tod entscheiden. Die Vorbereitung auf solche Ereignisse gehört daher zu den wichtigsten Übungen.

Ein Lautsprechermast steht hinter einem Zaun, links daneben weht die deutsche Flagge

Im deutschen Lager sind Sirenenmasten in großer Zahl verteilt, damit jeder im Camp den Alarm wahrnehmen kann

Bundeswehr/Christian Haseloff

Die Soldatinnen und Soldaten im Camp Sonic gehen zu jeder Tages- und Nachtzeit an unterschiedlichsten Orten ihrem Dienst nach. Dabei sind die einzelnen deutschen Bereiche innerhalb der Airbase mitunter mehrere Kilometer voneinander entfernt. Um für den Fall eines Bedrohungsszenarios die Handlungssicherheit zu trainieren und ein einheitliches Vorgehen bei Alarm- und Einzelmaßnahmen zu implementieren, werden regelmäßig Alarmübungen durchgeführt. 
Hierbei werden die wahrscheinlichsten Arten von Alarmen geübt: der IDFIndirect Fire- (indirektes Feuer), Luft- oder Drohnenangriff, der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Alarm und der Innentäter-Alarm. Je nach Bedrohungslage wird ein unterschiedliches Sirenensignal erzeugt, sodass die Soldatinnen und Soldaten sofort wissen, welche Maßnahmen sie umzusetzen haben. Im Übungsszenario Luftangriff müssen sie beispielsweise sofort ihre Tätigkeiten unterbrechen und die zugewiesenen Bunkeranlagen aufsuchen. 

Der Platz im Bunker ist knapp, aber ausreichend

Zwei Reihen Holzbänke stehen in einem Bunker auf Sandboden

Im Camp gibt es genügend Bunker, um allen Soldatinnen und Soldaten Schutz vor Geschossen zu gewähren

Bundeswehr/Christian Haseloff

Zweck des Luftalarms ist es, die Soldatinnen und Soldaten vor Angriffen mit Mörsergeschossen, Gewehrgranaten und Raketen zu warnen. Der Alarm wird ausgelöst, wenn eine Person einen gegenwärtigen Angriff meldet. Dies kann ein beobachteter Einschlag von indirektem Feuer im Camp sein, die Aufklärung einer Drohne oder der Erhalt einer IDFIndirect Fire-Warnung, wenn ein Angriff unmittelbar bevorsteht.

In den deutschen Feldlagern sind an vielen Orten Bunker gebaut worden. In diesen Bunkern befindet sich, neben etlichen Sitzmöglichkeiten, immer eine Bunkerkiste mit unterschiedlichstem Material. Dazu gehören beispielsweise mehrere Taschenlampen, ein Funkgerät, ein Telefon, Schreibutensilien, Taschenkarten und Sanitätsmaterial sowie Wasser.

Vor dem Übungsbeginn müssen die Sicherheitsbeauftragten alle betroffenen Bereiche sowie verbündete Streitkräfte am Standort über die Situation informieren, da die Sirenensignale über sehr weite Distanzen wahrgenommen werden können. Ebenso muss der Zugführer der Force Protection informiert werden. Dieser kann daraufhin die Alarmierung seines Personals beobachten, um den Ausbildungsstand zu kontrollieren. Erkennt er Ausbildungsmängel, sind weitere Aus- und Weiterbildungen zu veranlassen.

Die Alarmübung beginnt

Mehrere Soldatinnen und Soldaten rennen auf einen Bunker zu

Bei Luftalarm müssen alle zügig die nächsten Bunker aufsuchen

Bundeswehr/Christian Haseloff

Die Übung sieht im konkreten Fall einen Luftangriff auf das deutsche Camp vor. Nun müssen die Soldatinnen und Soldaten schnellstmöglich in den nächstgelegenen Bunkern Schutz suchen. Ziel ist es, das Verhalten der Soldatinnen und Soldaten gemäß dem Alarmplan zu automatisieren. Dies soll die Handlungssicherheit im Ernstfall steigern. Die Übung überprüft aber auch den Alarmplan auf Praktikabilität. Gibt es unzweckmäßige Vorgaben oder Handlungsabläufe, müssen diese angepasst werden.

Nach Absprache mit dem Kontingentführer werden Ziel und Zweck der Übung definiert. Daraufhin plant der Einsatzstabsoffizier die Übung und es werden Leitungsgehilfen eingewiesen. Mehrere Beobachter, an entscheidenden Stellen platziert, analysieren nicht nur das Verhalten des Einzelnen, sondern auch das des gesamten Kontingentes. Dies gilt besonders für die dislozierten Bereiche außerhalb des Camps.

Prüfen auf Vollzähligkeit

Ein Soldat sitzt in einem Bunker und hält einen Telefonhörer sowie einen Zettel in der Hand

Das Feststellen der Vollzähligkeit bei einem Alarm ist wichtig für die anschließenden Aufgaben der Force Protection

Bundeswehr/Christian Haseloff

Nachdem die deutschen Soldatinnen und Soldaten die Schutzbauten aufgesucht haben, werden die dort gelagerten Bunkerkisten geöffnet. Diese enthalten genaue Anweisungen über das notwendige Verhalten und die weiteren Schritte. Der zuständige Personalstabsoffizier nimmt nun mit jedem Bunker per Telefon oder Funkgerät Kontakt auf, um die Vollzähligkeit des Kontingentes festzustellen. Dieser Ablauf hat mehrere Gründe. Zum einen wird sichergestellt, dass sämtliches Personal den Alarm vernommen hat und sich vorläufig in Sicherheit befindet. Zum anderen kann festgestellt werden, in welchen Bunkern sich der Kontingentführer, die Sanitätskräfte und anderes relevantes Personal befinden. 

Aber auch für den Zugführer der Force Protection ist die Vollzähligkeit wichtig, denn er muss nun weitere Aufgaben koordinieren. Sobald der Alarm aufgehoben ist, suchen seine Kräfte das Lager nach nicht umgesetzter Munition (UXO) ab. Im Falle eines Innentäteralarms würden sich weitere Aufgaben für die Soldatinnen und Soldaten der Force Protection ergeben. Muss mit einem bewaffneten Täter gerechnet werden, muss der Führer der Force Protection wissen, wo welches Personal Schutz gesucht hat und ob gegebenenfalls jemand vermisst wird. 
Diese Verfahrensabläufe fließen ebenfalls in die Auswertung der Übung mit ein, sodass auch hier eine Folgeausbildung für Verbesserungen und Anpassungen sorgen kann.

Erkenntnisse der Übung

Mehrere bewaffnete Soldaten laufen auf einer Straße durch das Camp

Die Soldatinnen und Soldaten der Force Protection überprüfen das Feldlager im Anschluss an den Alarm auf Munition oder Innentäter

Bundeswehr/Philippe Stupp

Für den Leitenden der Übung ist vor allem interessant, ob das festgelegte Verfahren praktikabel ist. Es wird darauf geachtet, dass die festgelegten Zeiten, die zum Feststellen der Vollzähligkeit der eigenen Kräfte definiert wurden, ausreichend sind. Als Beauftragter für die Ausarbeitung des Alarmbefehls muss er ein Gefühl dafür bekommen, wie lange die Alarmierung im Ernstfall dauern würde.
Die heutige Übung begann mit dem Auslösen der Sirene und endete 40 Minuten später mit der Meldung: „All clear.“ Es zeigte sich, dass alle richtig gehandelt haben und die gewünschten Maßnahmen umgesetzt wurden. Im Vergleich zur letzten Alarmübung hat sich die Geschwindigkeit und die Qualität der Verfahren verbessert. Die Handlungssicherheit der Soldatinnen und Soldaten für den Ernstfall konnte gesteigert werden. Bei zukünftigen Übungen sind alle Verfahren weiter zu verbessern. So könnten weitere Szenarien, beispielsweise der Ausfall von Funktechnik oder ein kombinierter Alarm, hinzugefügt werden. 
Alarmübungen sind wichtig und sollten stetig wiederholt werden. Denn für alle gilt: Übung macht den Meister.

von Christian Haselhoff

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema