Kommandowechsel in Kosovo

Der KFORKosovo Force-Einsatz war, ist und bleibt unverzichtbar

Der KFORKosovo Force-Einsatz war, ist und bleibt unverzichtbar

Datum:
Ort:
Pristina
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Vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Sicherheitslage in Kosovo verstärkt die Bundeswehr ihr Engagement in der Kosovo Security Force (KFORKosovo Force) der NATO. Das deutsche Einsatzkontingent wird im Frühjahr verstärkt und steht nun unter neuer Führung.

Ein Soldat steht an einem Rednerpult. Mehrere Soldatinnen und Soldaten stehen im Vorder und Hintergrund.

Generalleutnant Bernd Schütt hat das Kommando über das deutsche Kontingent von Oberst Sven Menger an Oberst Sascha Mies übergeben

Bundeswehr/Melanie Turzer

Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Bernd Schütt, hat das Kommando über das deutsche Kontingent turnusgemäß von Oberst Sven Menger an Oberst Sascha Mies übergeben. „Der KFORKosovo Force-Einsatz war, ist und bleibt für den Erhalt der Stabilität in dieser Region unverzichtbar“, sagte Generalleutnant Schütt bei einem feierlichen Übergabeappell im KFORKosovo Force-Hauptquartier in Pristina. Die Beteiligung an der Mission betreffe auch deutsche Sicherheitsinteressen unmittelbar. „Wir werden uns weiterhin mit Entschlossenheit in diesem Einsatz engagieren“, sagte Generalleutnant Schütt – „nicht nur, weil wir von der strategischen Bedeutung dieser Region im Herzen Europas überzeugt sind, sondern auch weil wir gemeinsam nationalen Bestrebungen, Gewalt und Terrorismus entgegenwirken.“

Zusätzliche Infanteriekompanie kommt im Frühjahr

Eine Karte vom Kosovo, die das Einsatzgebiet von KFOR zeigt.

Das Einsatzgebiet der Bundeswehr in Kosovo: KFORKosovo Force ist ihr ältester Einsatz

Bundeswehr

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bei seiner Westbalkan-Reise Ende November 2023 zusätzliche, permanent in Kosovo stationierte KFORKosovo Force-Truppen angekündigt. Deutschland verstärkt nun als erste Nation ihr Engagement. „Im Frühjahr werden wir eine zusätzliche Infanteriekompanie in den Einsatz entsenden“, sagte Generalleutnant Schütt. Statt bisher knapp 80 werden dann fast 300 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Kosovo im Einsatz sein, inklusive Unterstützungskräften. KFORKosovo Force gehört dann erneut zu den größten Einsätzen der Bundeswehr.

Die deutsche Kompanie wird Teil eines multinationalen Bataillons, das dem USUnited States-geführten Regionalkommando Ost unterstellt ist. Sie gehört zur Deutsch-Französischen Brigade und bereitet sich derzeit auf ihren Einsatz vor. „Zu ihrem Aufgabenportfolio gehören Patrouillen, Sicherungsaufgaben und im Bedarfsfall auch Deeskalation bei Protesten und Aufständen“, erläuterte Generalleutnant Schütt. Im Hauptquartier der KFORKosovo Force sei der Aufwuchs der Deutschen sehr dankbar aufgenommen worden.

KFORKosovo Force-Kommandeur lobt Entschlossenheit der Truppensteller

Der Kommandeur der Schutztruppe, Generalmajor Özkan Ulutaş, freut sich über weitere Unterstützung: „Die neuen Ankündigungen zur Entsendung zusätzlicher Truppen spiegeln die Entschlossenheit der NATO-Verbündeten wieder, dafür zu sorgen, dass die KFORKosovo Force vor dem Hintergrund der Spannungen der vergangenen Monate angemessen ausgestattet ist, um ihr UNUnited Nations-Mandat zu erfüllen“, sagte Ulutaş „Wir werden uns weiterhin bemühen, jeglicher Eskalation vorzubeugen und sind bereit, auf jede Herausforderung zu reagieren.“

Der Konflikt um Kosovo schwelt bereits seit Jahren. Vor allem im Norden des Landes, an der Grenze zu Serbien, besteht nach wie vor Konflikt- und Eskalationspotenzial. Die NATO blickt bereits seit einigen Monaten mit Sorge auf die dortigen Geschehnisse. In der mehrheitlich von ethnischen Serbinnen und Serben bewohnten Region kommt es immer wieder zu Spannungen und auch gewaltsamen Auseinandersetzungen. Obwohl Kosovo 2008 seine Unabhängigkeit erklärt hat, erkennt Belgrad seine einstige Teilregion nicht als eigenständigen Staat an – auch die serbische Minderheit in Kosovo tut das nicht. Über 90 Prozent der rund 1,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Kosovos sind ethnische Albanerinnen und Albaner.

Schwerster Zwischenfall in der Region seit Jahren

Mehrere Soldaten laufen bewaffnet eine Straße entlang.

Die Soldatinnen und Soldaten haben den Auftrag, im multiethnischen Kosovo ein friedliches, rechtsstaatliches und demokratisches Umfeld aufzubauen und dies militärisch abzusichern – hier eine Streife in Prizren

Bundeswehr/Archiv

Spätestens vor einem Jahr haben die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo mit dem Kennzeichenstreit und Straßenblockaden im Norden des Landes wieder zugenommen. Im Mai 2023 gab es infolge der Kommunalwahlen in Nordkosovo Zusammenstöße; dabei wurden etwa 90 NATO-Soldaten verletzt, manche von ihnen schwer. Ende September überfielen dann paramilitärische Kräfte eine kosovarische Polizeistreife, ebenfalls im Norden des Landes; drei Angreifer und ein Polizist wurden dabei getötet. Kurz darauf verschanzten sich die Angreifer im serbisch-orthodoxen Kloster Banjska bei Mitrovica. Dies war der schwerste gewaltsame Zwischenfall in der Region seit Jahren.

Deutsche Präsenz hat Gewicht

„Viele Jahre war die NATO in der Lage, ihre militärische Präsenz in Kosovo zu reduzieren“, sagte Generalleutnant Schütt beim Übergabeappell. Die zunehmende Verschlechterung der Sicherheitslage habe die Mission jedoch vor neue Herausforderungen gestellt. „Die Bedeutung unserer Präsenz für die Aufrechterhaltung eines sicheren Umfelds hat deutlich an Gewicht gewonnen.“ Die Bundeswehr beteiligt sich von Anfang an, seit 1999, an der NATO-geführten Schutztruppe, KFORKosovo Force ist ihr ältester Einsatz. Die Obergrenze des Kontingents lag anfangs bei 8.500 Soldatinnen und Soldaten, im Laufe der Jahre hat der Bundestag sie aber immer weiter reduziert. Seit 2019 liegt die Obergrenze bei 400.

von Simone Meyer

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