Hintergrund

Kosovo: Längster Einsatz der Bundeswehr

Kosovo: Längster Einsatz der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Kosovo
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Die Bundeswehr ist seit Juni 1999 im Kosovo im Einsatz – es ist der längste Einsatz der Truppe bisher. Heute steht der Aufbau einer zivilen Friedensordnung sowie der Erhalt der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Fokus. Die Bundeswehr ist also weiter vielseitig gefordert.

Griechische Soldaten stehen vor dem KFOR-Hauptquatier. Einer der Soldaten hält eine NATO-Flagge in den Händen.

KFORKosovo Force heute: Griechische Soldaten stehen vor dem KFORKosovo Force-Hauptquartier Spalier bei einem Besuch von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht

Bundeswehr/Tom Twardy

Waren zu Beginn des Kosovo Force (KFORKosovo Force)-Einsatzes rund 8.000 Soldaten der Bundeswehr eingesetzt, wurde die Personalstärke – ermöglicht durch den Friedensprozess – bis heute immer weiter reduziert. Aktuell sind noch rund 70 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr Teil von KFORKosovo Force

Heute besteht der Auftrag darin, ein sicheres Umfeld im Kosovo für den Aufbau einer zivilen Friedensordnung zu schaffen und zu erhalten sowie für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu garantieren.

Zudem leistet die Kosovo Force insgesamt, nicht ausschließlich das deutsche Einsatzkontingent, humanitäre Hilfe in Notsituationen, fördert die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen und unterstützt internationale Hilfsorganisationen in ihrer Arbeit.

Wandel des Auftrages über die Zeit

Hierzu arbeitet KFORKosovo Force eng mit den Missionen der Vereinten Nationen (UNMIKMission der Vereinten Nationen im Kosovo im Kosovo) und der Europäischen Union (EULEXEuropean Union Rule of Law Mission in Kosovo: European Union Rule of Law Mission in Kosovo) in Kosovo zusammen. UNMIKMission der Vereinten Nationen im Kosovo hat wesentliche Aufgabenfelder im Polizei- und Justizaufbau im April 2009 an die EUEuropäische Union-Rechtsstaatlichkeitsmission EULEXEuropean Union Rule of Law Mission in Kosovo übergeben. Bis diese zivilen Aufgabenfelder in den Fokus rücken konnten, ist viel Zeit vergangen.

Am 10. Juni 1999 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen nach der Beendigung des Kosovokrieges die Resolution 1244 und regelte darin den Einsatz der NATO-Sicherheitstruppe Kosovo Force (KFORKosovo Force). Auftrag der KFORKosovo Force war zunächst, den Abzug der jugoslawischen Truppen und die Entmilitarisierung des Kosovo zu überwachen.

Groß angelegte Bodenoperation

Nach dem Zerbrechen Jugoslawiens hatten sich die Albaner im Kosovo – zu diesem Zeitpunkt Teil Serbiens – mittels eines Referendums für unabhängig erklärt, was allerdings international nicht anerkannt wurde. In den folgenden Jahren verschärften sich die Konflikte zwischen Serbien und der Provinz Kosovo zunehmend. Ab 1996 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der albanischen paramilitärischen Unabhängigkeitsbewegung UCK und den serbischen Streitkräften. Bis 1999 flohen zahlreiche Kosovo-Albaner in die Nachbarländer sowie die Europäische Union.

Am 12. Juni 1999 rückte schließlich die KFORKosovo Force in der Operation Joint Guardian mit rund 48.000 Soldaten aus 30 Nationen (19 NATO-Mitglieder und elf weitere Partnerländer), darunter gut 8.000 Bundeswehrsoldaten, in den Kosovo ein. Der Kosovo wurde in sechs Teilbereiche aufgeteilt, für die jeweils eine Brigade unter Kommando einer Führungsnation verantwortlich war.

Deutschland übernahm mit der Bundeswehr das Kommando über die Multinationale Brigade Süd in Prizren. 2003 wurden die Verantwortungsbereiche Süd und West zusammengelegt. Auch die neu formierte Multinationale Brigade Südwest wurde von Deutschland geführt.

2008: Kosovo wird unabhängig

Am 17. Februar 2008 erklärte sich der Kosovo für unabhängig. KFORKosovo Force blieb weiterhin mit Zustimmung der kosovarischen Regierung im Land. Grundlage für die militärische und zivile Präsenz ist weiterhin die UNUnited Nations-Resolution 1244. Mit der Verbesserung und Stabilisierung der Sicherheitslage konnte die Truppenstärke von KFORKosovo Force ständig angepasst und langfristig verringert werden.

Bereits 2009 leitete die NATO den Prozess einer kontinuierlichen Reduzierung der präsenten Kräfte bei KFORKosovo Force ein. Der Schwerpunkt der Truppe verschob sich hin zur Überwachung und Beratung bei der Entwicklung von professionellen, demokratischen und multiethnischen Sicherheitsstrukturen.

Reduzierung auf zwei Verbände

Im Dezember 2018 räumte die Bundeswehr nach fast 20-jähriger Nutzung das Feldlager in Prizren. Das deutsche Einsatzkontingent nutzt seitdem die Einsatzliegenschaft des KFORKosovo Force-Hauptquartiers in der kosovarischen Hauptstadt Pristina. 2019 wurde die KFORKosovo Force in zwei Regionalkommandos – Ost und West – umgegliedert. Zusätzlich verfügt der KFORKosovo Force-Befehlshaber über zwei multinationale, flexibel einsetzbare Verbände.

Die Anwesenheit des Militärs ist im Kosovo immer noch notwendig, auch wenn sich das Engagement im Laufe der Jahre verändert hat. Die Präsenz in der Fläche ist einer zielgerichteten Unterstützung der kosovarischen Sicherheitsbehörden gewichen. Die Bundeswehr leistet gemeinsam mit den Alliierten ihren Beitrag und wird diesen auch so lange leisten, wie sie in dieser strategisch relevanten Region gebraucht wird. 

von Björn Lenz/Christiane Rodenbücher 

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