Optimale Verwundetenversorgung

Multinationaler Wettkampf in Erbil

Soldaten aus mehreren Nationen haben einen Verwundeten auf einer Trage und marschieren entlang eines Flugfelds.

Im nordirakischen Erbil treffen viele Nationen aufeinander. Im Ernstfall müssen sie schnell und fehlerfrei zusammenarbeiten. Um die Verständigung zu optimieren, veranstalten die Länder einen nationsübergreifenden Wettkampf der Verwundetenversorgung.

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  • Gruppenbild mit allen Läufern der Nationen. Die Flagge wird vorne mittig in das Bild gehalten.
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    Alle zusammen

    Italien, Großbritannien, die USA, die Niederlande, Finnland, Ungarn und Deutschland leiten den zweigeteilten Wettkampf durch einen symbolischen Staffellauf ein. Der Auftakt soll die Soldatinnen und Soldaten auf die vor ihnen liegende Herausforderung einstimmen. Zudem ermöglicht er es, sich kennenzulernen, ehe die Zusammenarbeit beginnt. Jede Nation stellt zwei Läuferinnen beziehungsweise Läufer. Die Aufgabe besteht darin, dass jede Flaggenübergabe unter fremden Nationen stattfinden muss. Nach dem Zieleinlauf wird bei einer Zeremonie und einem gemeinsamen Essen der weitere Verlauf besprochen.

    Eine Woche später finden sich gemischte Teams mit sechs Mitgliedern aus verschiedenen Nationen zusammen und nehmen am Wettkampf teil. Die Stationsinhalte, die Anzahl der Stationen und die Streckenlänge bleiben geheim. Einzig bekannt ist: Das Team mit der schnellsten Zielzeit und den wenigsten Fehlern gewinnt. Somit müssen sich alle darauf einstellen, dass sie koordiniert und effektiv an den Stationen arbeiten, um Fehler zu vermeiden – zur Sicherung der bestmöglichen Versorgung des Verwundeten.

  • Eine britische Läuferin rennt mit der Flagge in der Hand auf einen wartenden deutschen Soldaten zu.
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    Der Weg ist das Ziel

    Der multinationale Lauf und der Wettkampf werden seit vielen Wochen vorbereitet und detailliert ausgeplant. Streckenposten, Bodenmarkierungen, Versorgungsstationen, Begleitfahrzeuge, Absperrungen, Fotografen – so können sich die Teilnehmenden voll und ganz auf den Lauf konzentrieren.

    Die Flagge spielt eine zentrale Rolle und ist das Symbol der gesamten Veranstaltung. Übersetzt steht sie für den multinationalen Wettkampf der Verwundetenversorgung und symbolisiert den olympischen Gedanken. Denn wer teilnimmt, gewinnt an Erfahrung und erhält wertvolle Eindrücke der Arbeitsweisen verbündeter Armeen.

  • Eine deutsche Sportlerin läuft mit der Flagge in der Hand die Straße entlang.
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    Gut vorbereitet in den Wettkampf

    Stabsfeldwebel Emily K. bereitet sich seit geraumer Zeit auf den Wettkampf vor. Als Anästhesieintensivpflegerin bringt sie viele Voraussetzungen mit, ihr Wissen gezielt bei der Verwundetenversorgung einzubringen. Täglich übt sie mit ihrem Team in der Role 1 – einer Einrichtung für die truppenärztliche sowie notfallmedizinische Versorgung – im multinationalen Camp Erbil. Ihr Dienst in unterschiedlichen Einsatzgebieten der Bundeswehr hat ihr wertvolle Erfahrungen beschert. Ihre Dienstunterbrechungen nutzt sie regelmäßig, um an Läufen teilzunehmen.

    „Ich freue mich auf das Event! Ich unterstütze mein Team beim Staffellauf – beim Wettkampf selbst werde ich in der Operationseinrichtung sein und gemeinsam mit meinem Team Verwundete aufnehmen. Dort kommt es darauf an, dass die Teams eine vollständige Übergabe machen. So können wir den Verwundeten bestmöglich weiterversorgen“, berichtet Emily K. vor dem Staffellauf.

  • Drei Soldaten Ungarns und der USA tragen einen Verwundeten.
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    In der Gefahrenzone

    Es knallt, die Lage ist unübersichtlich. In der Ferne rufen Soldatinnen und Soldaten, die Situation ist hektisch – der Beginn des Wettkampfs. Das erste Team, sechs Soldaten aus Deutschland, den USA, Finnland, Ungarn und Italien, steht bereit. Schnell können die Männer identifizieren, was passiert ist: Eine Rakete hat das Camp getroffen, dabei wurden mehrere Campangehörige verwundet. Während die Hälfte des Trupps nach einer Deckung für die Verwundeten sucht, bergen die anderen drei einen Verwundeten aus der Gefahrenzone. Mit einer Schlepptechnik stabilisieren sie ihren Kameraden, halten den Kopf und prüfen fortlaufend seine Ansprechbarkeit.

  • Eine Gruppe Soldaten kniet um den Verwundeten. Der deutsche Soldat führt ein Protokoll.
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    Den Überblick behalten

    Hauptmann Christian K. hat gemeinsam mit seinen Kameraden bereits eine Deckung gefunden und nimmt Verbindung zum Rest des Trupps auf. Eben noch in der Bergung, befindet sich der Verwundete nun zwischen den Soldaten und wird erstversorgt. Zwischen Containern und Betonmauern lässt sich die erste Phase geeignet durchführen – der taktische Aspekt soll beim Wettkampf nicht vernachlässigt werden. Während also die Versorgung stattfindet, sichern unweit zwei Kameraden die Umgebung und halten Ausschau.

    Unterdessen arbeitet das Team konzentriert das Schema ab: Hat der Soldat kritische Blutungen? Sind seine Atemwege blockiert, senkt und hebt sich der Brustkorb? Wie atmet der Patient und sind Puls und Kreislauf stabil? Diese und weitere Fragen arbeiten die Militärs ab, während Hauptmann Christian K. den Überblick behält, immer wieder Checklisten abfragt und Zeiten notiert. Diese Notizen sind später wichtig, wenn der Verletzte an medizinisches Personal übergeben wird.

  • Fünf Soldaten tragen einen Verwundeten auf einer Trage eine Straße entlang.
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    Im Eiltempo zur Aufnahme in die Role 1

    Die Schiedsrichter haben die ersten Punkte notiert und der verwundete Soldat wird für den Weitertransport vorbereitet. Damit sich der simuliert verwundete Soldat unter keinen Umständen real verletzt, wird er durch eine Puppe mit dem gleichen Gewicht ersetzt. Um die Kraftanstrengung unter den Kameraden gleichmäßig aufzuteilen, hat sich das Team dafür entschieden, den Verwundeten auf einer Trage zu transportieren. Das hat den weiteren Vorteil, dass Tragewechsel an den einzelnen Positionen schneller und einfacher durchgeführt werden können. Der Patient schaut dabei immer entlang der Laufrichtung, sodass er stets sieht, wohin er getragen wird und sich nicht völlig ausgeliefert fühlt. Seine Kameraden am Kopfende halten auch während des Marsches die Verbindung zu ihm, nehmen ihm die Angst und prüfen damit gleichzeitig fortlaufend seine Ansprechbarkeit.

  • Die Soldaten suchen mit der Trage für den Verwundeten hinter Sandsäcken und einem Bunker Schutz.
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    Beschuss: Alle Mann in Deckung!

    Während der Verwundete transportiert wird, nehmen die Militärs Beschuss aus unterschiedlichen Richtungen wahr. Nun heißt es schnell handeln – Hauptmann Christian K. und seine Kameraden suchen die nächste Deckung. Sobald Soldaten abgestellt sind, um den Trupp zu sichern, wird der Verwundete abgesetzt und seine Vitalfunktionen und Wundversorgungen werden erneut überprüft. Das Ziel bleibt unverändert: Der Soldat muss schnellstmöglich in eine medizinische Einrichtung gebracht und einem Notaufnahmeteam übergeben werden. Währenddessen wird die Funkverbindung zur Führung hergestellt und Unterstützung angefordert. Das Feindfeuer stoppt, die Führung informiert prompt. Der Marsch soll zügig fortgesetzt werden, die Soldaten haben ein kleines Zeitfenster, um den sicheren Campabschnitt zu erreichen.

  • Das Team aus Soldaten läuft entlang einer hohen Betonmauer, auf der „MN Camp Erbil“ steht
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    In Sicherheit – Folgeversorgung in Sicht

    Nach knapp 40 Minuten läuft das Team im multinationalen Camp Erbil ein. Dort befindet sich die Role 1. Nach einem kurzen Übergabegespräch wird der Verwundete dem Notaufnahmeteam übergeben. Unterdessen führt der Trupp eine interne Auswertung durch und diskutiert, wie in spezifischen Situationen noch besser gehandelt werden kann. Diese Erkenntnisse werden gemeinsam mit den Anmerkungen der Schiedsrichter zusammengetragen und letztlich in einem Komitee gefiltert. „Ich war beeindruckt, wie gut wir alle von Anfang an zusammengearbeitet haben. Natürlich sollte jeder von uns Englisch sprechen können und das ist ja auch eine Grundvoraussetzung, aber auch in den Abläufen haben wir eine ähnliche Sprache gesprochen“, erkennt Hauptmann Christian K. bei der Auswertung an.

  • Im OP-Zelt stehen eine Soldatin und zwei Soldaten in grünen Hemden. Sie behandeln den Verletzten.
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    Ab hier übernehmen wir

    Mithilfe einer Vorrichtung wird die Verwundetentrage direkt auf einem Gestell im Aufnahmeraum befestigt. Auch in medizinischen Teams wie Notaufnahme- oder Operationsteams sind die Aufgaben verteilt. Mithilfe aller Notizen und der Checkliste kann dem Verwundeten gezielt geholfen werden. Stabsfeldwebel Emily K. arbeitet routiniert mit ihren Kollegen die Verletzungen ab und gemeinsam schätzen sie die Lage ein. In der Einrichtung sind im Notfall auch lebensrettende stabilisierende Eingriffe möglich. Grundsätzlich wird der Verletzte jedoch für den Weiter- und Abtransport stabilisiert und vorbereitet. Mithilfe eines Hubschraubers können Kameradinnen und Kameraden beispielsweise in das nahegelegene USUnited States-amerikanische Camp verflogen werden. In der dort befindlichen Role 2 ist eine qualifizierte Weiterversorgung möglich. In diesem Fall arbeitet das deutsche Operationsteam dann in der dortigen Einrichtung mit der Unterstützung der ansässigen Geräte.

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