Ein „Halleluja“ vom Militärseelsorger
Ein „Halleluja“ vom Militärseelsorger
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 4 MIN
Der katholische Pastoralreferent und gebürtige Bremer ist immer gut gelaunt und seine Tür ist für Soldatinnen und Soldaten aller Religionen geöffnet. „Religiöse Grundversorgung und Seelsorge sind meine Aufgabe im Einsatz“, erzählt der 57-Jährige. Insbesondere der Seelsorge widmet Stefan Hagenberg viel Zeit. Wer einen Gottesdienst oder ein persönliches Gespräch mit ihm erlebt hat, erfährt die besondere Hingabe des Militärseelsorgers im Norden des Iraks.
Für Hagenberg gab es jemanden in der Jugend, der ihn positiv geprägt und ihm den katholischen Glauben nähergebracht hat: der Gemeindepfarrer seines Heimatortes. Dieser war sehr engagiert in der Jugendarbeit und hinterließ nachhaltige Spuren im Leben des Bremers: „In seiner Jugendarbeit habe ich viel Freiheit und einen sehr lebendigen Glauben erleben können.“ Besagter Pfarrer wurde zum Vorbild und Stefan Hagenberg wollte seine Erfahrungen anderen weitergeben. Nach dem Abitur studierte er deshalb Theologie in Freiburg, Nijmegen sowie Münster. Im Anschluss daran lernte Hagenberg seine Frau kennen. Er entschied sich für die Ehe und wurde Pastoralreferent im Bistum Hildesheim.
„In den 80er-Jahren demonstrierte ich noch friedlich in Bonn gegen die Stationierung der Pershing-2-Raketen und nun bin ich mit Freuden in der Militärseelsorge“, skizziert Stefan H. seinen Werdegang. Kein Widerspruch, sondern ein Weg, den der dreifache Familienvater erst später fand. Als Pastoralreferent wurde ihm durch das Bistum Hildesheim eine Verwendung als Militärseelsorger am Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg angeboten. Nach diesem Besuch war er von seiner zukünftigen Aufgabe in der Militärseelsorge überzeugt. Insbesondere die vertrauensvolle Arbeit mit den Soldatinnen und Soldaten in Bückeburg und Minden prägte seinen weiteren Weg. Wenn man sich für die Militärseelsorge entscheidet, gehört es auch dazu, die militärischen Einsätze seelsorglich zu begleiten.
Balkan, Mittelmeer, Naher Osten und Kurdistan
Der Einsatz im Irak ist mittlerweile sein fünfter Auslandseinsatz mit der Bundeswehr. 2012 und 2014 war er bereits bei KFORKosovo Force, was die Grundlage für seine Einsatzerfahrung bildete. Zwei weitere Einsätze auf Zypern und im Libanon bei der Mission UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon folgten. Bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon war er der erste Pastoralreferent überhaupt, der einen Marineeinsatz begleitete. „Für den Auslandeinsatz im Irak habe ich mich ganz bewusst entschieden, weil ich diese Region noch nicht kennengelernt hatte und eine gewisse Neugier ausschlaggebend war“, berichtet Pastoralreferent Hagenberg.
Die vielfältigen Einsätze könne man aber nicht miteinander vergleichen, jeder Einsatz stelle eine eigene Herausforderung dar und sei deshalb einzigartig.
Freude und Trauer werden geteilt
Im Einsatz wartet der Militärseelsorger nicht nur darauf, dass die Soldatinnen und Soldaten auf ihn zukommen, er geht auch aktiv auf die Kameradinnen und Kameraden zu. Dabei ist es für ihn wichtig zu erfahren, was diese auf ihren Dienstposten im Einsatz machen und wie es ihnen geht. Neben dem Gottesdienst am Sonntag ist er für alle jederzeit erreichbar und Ansprechpartner – in jeder Lebenssituation. Nicht nur die negativen Gedanken wollen die Kontingentangehörigen mit Hagenberg teilen, sondern auch die positiven: Von der Geburt des Kindes bis hin zum Todesfall in der Familie ist alles dabei.
In einem vorherigen Einsatz bereitete Pastoralreferent Hagenberg einen Soldaten, der seinen Glauben gefunden hatte, auf die Taufe vor. Dabei vermittelte er die Grundlagen des katholischen Glaubens. Die Taufe selbst führte ein Jesuitenpater durch, da dies Pastoralreferenten nicht erlaubt ist. Die tägliche Herausforderung ist es, die Soldatinnen und Soldaten in ihrem fordernden Dienstalltag zu erreichen: „Im Einsatz gibt es keinen Feierabend, rund um die Uhr ist Dienst, monatelang – das ist nicht immer leicht und kostet viel Kraft. Was die Soldatinnen und Soldaten hier leisten, nötigt mir Respekt ab.“ Wenn er den Soldatinnen und Soldaten im Einsatz helfen kann, erfahre er eine hohe Berufszufriedenheit, so der Militärseelsorger.
In jeder Situation vor Ort
Insbesondere bei Ausnahmesituationen, beispielsweise beim Raketenangriff Mitte Februar auf das multinationale Camp in Erbil, wird die Seelsorge gebraucht und die angebotene Hilfe gern in Anspruch genommen. Hagenberg erinnert sich, dass er zum Zeitpunkt des Alarms gerade in Sportsachen auf seinem Wohncontainer war. Auch für ihn bedeutete der Alarm: Schutzweste und Gefechtshelm anlegen und Schutz suchen. Nach der Entwarnung zog sich der Militärseelsorger umgehend die Schutzkleidung an und ging auf die Soldatinnen und Soldaten zu, die in Gruppen beieinander standen und das soeben Erlebte im Gespräch verarbeiteten: „Genau jetzt wird Seelsorge gebraucht!“ Doch auch ein Militärseelsorger muss solche Erlebnisse bewältigen. „Besonders beeindruckt hat mich, dass mehrere Kameraden fragten, wie es eigentlich mir selbst gehen würde.“ Das zeigt vor allen Dingen, dass der Militärseelsorger ein fester Teil des Einsatzkontingentes ist.