Geschützter und moderner – das multinationale Camp Erbil

Geschützter und moderner – das multinationale Camp Erbil

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
4 MIN

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Als die 23 Männer und Frauen des Spezialpionierregiments 164 aus Husum, Schleswig-Holstein, in den Flieger stiegen, war der Auftrag klar: Sie fliegen nach Erbil und errichten bis Ende des Jahres geschützte Unterkünfte für die Soldatinnen und Soldaten des deutschen Einsatzkontingentes im Irak. Material und Baufahrzeuge waren bereits angefordert, die Lieferungen des Feldlagermaterials sollten zeitnah mit Flügen per Antonow AN-124 erfolgen.

Zwei Männer stehen auf einer großen Freifläche, auf der Baustahlmatten ausgelegt sind

Grundsteinlegung: Nach nur 18 Tagen stand das Fundament

Bundeswehr/PAO CBI

Bereits drei Tage nach ihrer Ankunft in Erbil wurden die ersten Materialien planmäßig geliefert und die Spezialpioniere konnten mit ihrer Arbeit beginnen. „Tatsächlich verlief alles reibungslos“, so der Zugführer Oberfeldwebel René F. zufrieden.
Voraussetzung für das Aufstellen des Feldlagermaterials waren die drei fertigen Fundamente. Diese Arbeiten wurden ab September 2021 unter der Federführung des BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr InfraInfrastruktur veranlasst und durch eine irakische Firma ausgeführt. Auch für die Bereitstellung der notwendigen Medien wie Strom und Wasser sowie für die Entsorgung des Abwassers wurde durch das BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr eine Lösung erarbeitet und den Spezialpionieren für den späteren Betrieb zur Verfügung gestellt.
Der gesamte Bauprozess staffelte sich in drei große Phasen, beginnend mit dem Lufttransport der einzelnen Bauelemente. Insgesamt wurden mit nur 18 Flügen etwa 1.440 Tonnen Material vom Materialdepot im schleswig-holsteinischen Wester-Ohrstedt nach Erbil verfrachtet. Es war wohl einer der größten Aufträge, den das Spezialpionierregiment 164 je erhalten hat – sowohl in Bezug auf die riesige Menge an Materialien als auch auf den recht knapp bemessenen Zeitansatz.

Hand in Hand gelingt Unglaubliches

Drei Soldaten mit Helm justieren die Position eines Metallträgers, der an einem Kran hängt

Beim Stellen der Container beweisen die Soldatinnen und Soldaten Präzision und Teamgeist

Bundeswehr/Kirsten Wild

Vom Stellen der Container bis hin zur Installation der Sanitäranlagen lag nun alles in der Hand der Pioniere. Mit drei angemieteten Kränen gelang es den Frauen und Männern, die 184 Container ohne Zeitverzug vom Flughafen Erbil zunächst ins Camp zu bringen und sie vor Ort in ihre endgültige Position zu heben. Unterstützt wurden sie dabei von der Einsatzzentrale Logistik Capacity Building Iraq.

Die ersten Wochen waren äußerst anstrengend und die Pioniertruppe packte kräftig an, immer mit dem Ziel vor Augen, Weihnachten, wenn irgend möglich im Kreise ihrer Liebsten zu verbringen. Bereits im Vorjahr waren die Soldatinnen und Soldaten beim Rückbau der Feldlager in Afghanistan über Weihnachten eingesetzt gewesen. Die Motivation, den Umbau des multinationalen Camps Erbil so schnell wie möglich abzuschließen, war daher umso größer.  

Noch im November konnten sie gemeinsam mit dem Einsatzkontingent das Richtfest der Baustelle und somit die Fertigstellung des ersten Blockmoduls feiern. Nach nur fünf Wochen waren die neuen Unterkünfte bereit zur Abnahme – ursprünglich waren für die Arbeiten ganze acht Wochen vorgesehen.

Die neuen Unterkünfte im Camp Erbil

Innenausstattung der neuen Unterkünfte mit Fenster, drei Betten, drei Spinden, einem Regal und einem Tisch

Die neuen Unterkünfte bieten den Soldatinnen und Soldaten besseren Schutz und eine modernere Ausstattung

Bundeswehr/Kirsten Wild

Die Sicherheitslage im Nordirak ist angespannt. Mit entsprechendem Beschuss, auch des multinationalen Camps, muss gerechnet werden. Aus diesem Grund wurde entschieden, den in Erbil stationierten Soldatinnen und Soldaten durch einen Umbau des multinationalen Camps einen besseren baulichen Schutz der Unterkünfte zu bieten.
Bislang stehen den Soldatinnen und Soldaten sogenannte Shelter zum Schutz gegen indirekten Beschuss zur Verfügung. Die neuen Unterkunftscontainer hingegen haben eine deutlich höhere Schutzklasse und sind deshalb eine klare Steigerung zu den bislang genutzten Containerunterkünften. Sie bieten den Soldatinnen und Soldaten in Zukunft die Möglichkeit, sich gegen Raketenbeschuss und Splitterwirkung direkt zu schützen, ohne dazu in die vorhandenen Schutzbauten zu müssen.
Die insgesamt 79 neuen Unterkunftscontainer weisen jeweils eine Größe von etwa zwölf Quadratmetern auf und sind so ausgestattet, dass bis zu drei Männer oder Frauen Platz darin finden können. Aufgestellt in drei Blöcken, sogenannten Modulen, verfügt jedes Modul zudem über je drei Sanitärzellen.

Spezialpioniere: die Allrounder

Ein Soldat prüft die elektrischen Leitungen in einer Sanitärzelle

Von der Materialannahme bis zur Ab- und Inbetriebnahme gelingt den Spezialpionieren alles

Bundeswehr/Kirsten Wild

„Wenn uns diese Baustelle etwas gelehrt hat, dann, dass wir es zusammen schaffen“, so Oberfeldwebel RenéF. Im Heimatland stammen die 23 Frauen und Männer zwar aus einer Kompanie, arbeiten jedoch nicht täglich zusammen. Der gute Zusammenhalt und die herausragende Teamleistung hier im Einsatzland haben selbst ihren Zugführer beeindruckt: „Jeder und jede Einzelne hier beherrscht sein Handwerk bis ins Detail. Vom Elektriker bis zum Metallbauer haben wir hier alle notwendigen Fähigkeiten vertreten. Die Zusammenarbeit war einfach bemerkenswert und ermöglichte uns einen reibungslosen Ablauf.“

2021 war für die Spezialpioniere aus Husum ein ereignisreiches Jahr. „All das, was wir sonst nur auf Übungsplätzen üben, konnten wir dieses Jahr gleich zweimal unter Beweis stellen“, berichtet der Zugführer. Bereits im Sommer waren Teile des Spezialpionierzuges während der Hochwasserhilfe im Ahrtal eingesetzt und unterstützten hier mit dem Aufbau von Zelten sowie Sanitäranlagen in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nun, nur knapp drei Monate später, sind sie in Erbil vor Ort, um auch hier Hand anzulegen und für einen besseren Schutz zu sorgen.

Weihnachten wieder zu Hause

Ein fertiges Container-Modul mit einem Kran im Hintergrund bei Sonnenaufgang

Die Module werden mithilfe eines Krans passgenau an ihre Position gebracht

Bundeswehr/PAO CBI

In knapp 50 Tagen haben die Pioniere vom Spezialpionierregiment 164 Unglaubliches geleistet: Aus dem Nichts entstanden 79 neue Unterkünfte für die Soldatinnen und Soldaten von Capacity Building Iraq. Diese bieten dem Kontingent fortan besseren Schutz und einen größeren Komfort. Vor Silvester kann der Umzug beginnen und im frühen Januar abgeschlossen werden.
Die Frauen und Männer haben hier ganze Arbeit geleistet, immer mit dem Ziel einer Weihnacht in der Heimat vor Augen. Disziplin, Einsatz und Zusammenhalt waren absolut vorbildlich. Der Pionierzug kann mit Recht stolz auf die geleistete Arbeit sein“, befindet Oberst Markus Meyer, Führer deutscher Kräfte im Irak.

  • Mehrere Container und zwei Kräne stehen auf einem großen Gelände. Im Hintergrund geht die Sonne unter.

    Eine unglaubliche Menge an Material wurde per Lufttransport in nur 18 Flügen von Wester-Ohrstedt nach Erbil verbracht

    Bundeswehr/PAO CBI
  • Ein Container hängt an einem Kran und wird auf dem Fundament positioniert

    Das genaue Positionieren der letzten Container erfordert Erfahrung, Können und Geschick

    Bundeswehr/PAO CBI
  • Ein Soldat steht auf einer Leiter und prüft den Anschluss der Klimaanlage. Ein weiterer Soldat sichert die Leiter.

    Gemeinsam am Werk: Im Team arbeiten die Spezialpioniere Tag für Tag und errichten die Module – vom Fundament bis zur Inbetriebnahme

    Bundeswehr/Kirsten Wild
  • Mehrere Unterkunftscontainer stehen nebeneinander

    Die neuen Unterkünfte für die Soldatinnen und Soldaten in Erbil

    Bundeswehr/Kirsten Wild
von Kirsten Wild

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