Camp Erbil: Kontingentwechsel in Zeiten der Pandemie

Camp Erbil: Kontingentwechsel in Zeiten der Pandemie

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

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Auch die Bundeswehr bleibt von der Corona-Pandemie nicht verschont. Die Aufträge in den Auslandseinsätzen müssen nunmehr unter erschwerten Bedingungen erfüllt werden. Oberste Priorität: die Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten. Um das Virus nicht einzuschleppen, müssen sie in die qualifizierte Isolation – umgangssprachlich Quarantäne genannt. Diese verbringen die Soldatinnen und Soldaten in der Regel in Deutschland. Ganz anders läuft es hingegen im Irak ab: Hier findet die isolierte Unterbringung direkt im Einsatzgebiet statt.

Zwei Pfeiler mit Flatterband umwickelt, im Hintergrund mehrere Container

Vom Rest des Camps getrennt: Das Flatterband kennzeichnet den separaten Unterbringungsbereich

Bundeswehr/Aileen Tina Hufschmidt

Das Bild im Camp erinnert an die aktuelle Lage in Deutschland: Abstände einhalten und der Mund-Nasen-Schutz ist allgegenwärtig. Im multinationalen Camp Erbil gibt es für die Soldatinnen und Soldaten, die sich in Isolation befinden, ein eigens eingerichtetes und abgetrenntes Containerdorf. Hintergrund ist, dass die irakische Regierung von allen Einreisenden eine qualifizierte Isolation im Einsatzland fordert. Das gilt auch für die deutschen Soldatinnen und Soldaten.

Genau wie in der Quarantäne im Heimatland ist auch hier jede Soldatin und jeder Soldat einzeln untergebracht. Trotzdem gibt es einen großen Unterschied, denn bei der Kohortenisolation im Camp wird die 14-tägige Isolation mit den mitangereisten Kameradinnen und Kameraden in der Gruppe verbracht. Eine kleine Sofalandschaft, Sportmöglichkeiten, eine Teeküche und sogar ein Billardtisch – in dem abgetrennten Containerdorf lässt es sich unter den gegebenen Umständen entsprechend gut aushalten. Wie in einer kleinen Wohngemeinschaft wird zusammen gegessen, Sport getrieben, es werden Brettspiele gespielt oder zusammen Filme geschaut.

Gewappnet für den Ernstfall

Ein Rucksack steht neben einer Schutzweste in einem Container

Das Daypack mit den wichtigsten Ausrüstungsteilen steht neben der Schutzweste immer griffbereit

Bundeswehr/Aileen Tina Hufschmidt

Ein Kontingentwechsel ist immer eine besondere Situation für die jeweiligen Soldatinnen und Soldaten, insbesondere dann, wenn die Temperaturen in den Sommermonaten die 50-Grad-Celsius-Marke übersteigen. Daher wird die Zeit in der Isolation vorrangig genutzt, um sich an die klimatischen Bedingungen zu gewöhnen. Zu Beginn der Quarantäne wird luftige Zivilkleidung getragen, damit sich der Körper akklimatisieren kann – auch an den Füßen. Was zunächst etwas befremdlich wirkt, hat einen wichtigen medizinischen Hintergrund. Um temperaturbedingten Fußpilzerkrankungen vorzubeugen, tragen die Soldatinnen und Soldaten Badepantinen oder anderes offenes Schuhwerk.

Der Gedanke, dass die qualifizierte Isolation etwas an Urlaub erinnert, verfliegt spätestens dann, wenn die Soldatinnen und Soldaten ihren Einzelcontainer bezogen haben. Hier warten das Gewehr G36 und die Pistole P8 mit entsprechender Munition, damit alle für den Ernstfall gewappnet sind. Stets griffbereit ist auch ein Daypack, ein Rucksack mit den wichtigsten Ausrüstungsteilen. Dazu zählen beispielsweise die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske, zusätzliche Munition und Wasser. Bei einer Alarmierung müssen die Soldatinnen und Soldaten binnen kürzester Zeit mit ihrer persönlichen Schutzausrüstung – bestehend aus Schutzweste, Gefechtshelm, Schutzbrille, G36 sowie P8 – und ihrem Daypack die separierte Bunkeranlage des Quarantänebereichs beziehen.

„Da hängt man schon mal in der Luft“

Ein Soldat hält eine Tasche mit verschiedenen Sanitätsmaterialien in der Hand

Die angebotene Auffrischung der Sanitätskenntnisse durch Oberstabsarzt Michael S. wird gut angenommen

Bundeswehr/Aileen Tina Hufschmidt

Eine 14-tägige Isolation kann selbst für die strukturierteste Soldatin und den strukturiertesten Soldaten zur Herausforderung werden. „Da hängt man schon mal in der Luft“, findet auch Oberstabsarzt Michael S., dessen Dienstalltag in der Heimat ziemlich eng getaktet ist. Um die Zeit in der Isolation möglichst sinnvoll zu gestalten, wird auf die Stärken jedes Einzelnen in der Gruppe zurückgegriffen. Beispielsweise wird die Zeit in der Isolation dazu genutzt, Sanitätskenntnisse aufzufrischen. Darüber hinaus trägt neben gemeinsamen Sporteinheiten auch der persönliche Austausch dazu bei, die Zeit sinnvoll zu nutzen.

Bisher gab es im Camp Erbil zum Glück niemanden, der während der Isolation positiv auf COVID-19Coronavirus Disease 2019 getestet wurde. Sollte jemand während der Quarantäne entsprechende Symptome entwickeln, würde diese Person vom Rest der Gruppe isoliert und getestet werden. Bis zum Ergebnis des Tests würde sich der Rest der Gruppe weiterhin in der Isolation befinden und, je nach Testergebnis, eine erneute Isolation ableisten müssen.

So viel steht fest: Die Corona-Pandemie stellt alles auf den Kopf, selbst einen gut eingespielten Kontingentwechsel. „Gut, wenn man in solchen Zeiten Kameradinnen und Kameraden um sich hat, deren Anwesenheit einem die Zeit leichter macht“, resümiert Oberstabsarzt Michael S. Die Kameradinnen und Kameraden, die er in der 14-tägigen Isolation kennenlernen durfte, werden ihm auch den Einstieg in die folgenden Einsatzaufgaben erleichtern.

von Aileen Tina Hufschmidt

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