Bevor ein Flieger startet, fahre ich den Runway ab

Der Mann für die Sicherheit im Flugbetriebsbereich der Air Base in Al-Asrak

Der Mann für die Sicherheit im Flugbetriebsbereich der Air Base in Al-Asrak

Datum:
Ort:
Al-Asrak
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Als Mitglied der internationalen Anti-IS„Islamischer Staat“-Koalition beteiligt sich die Bundeswehr an der Operation Inherent Resolve – unter anderem mit dem A400M. Dieser ist im jordanischen Al-Asrak stationiert. Von dort startet er seine Missionen, etwa zur Luftbetankung der französischen Rafale im irakischen Luftraum. An der Vor- und Nachbereitung einer Mission sind viele beteiligt – auch der Flugsicherheitsmeister. Ob am Tage oder in der Nacht, bei Sonnenschein oder Regen: Lange bevor ein Luftfahrzeug abhebt oder landet, ist er vor Ort.

von Elisabeth Schöneberg

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  • Porträt eines Soldaten in Warnweste, im Hintergrund Wüstenlandschaft
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    Der Flugsicherheitsmeister in Al-Asrak

    In der Heimat ist Stabsfeldwebel B. Nachprüfer für Luftfahrzeuge und Luftfahrzeuggeräte. Das Steckenpferd des 50-Jährigen: der Tornado. Es ist sein sechster Einsatz und sein dritter in Jordanien. Damals waren in Jordanien noch die Aufklärungstornados stationiert und er in seiner originären Funktion als Nachprüfer vor Ort. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen kennt er sich aber auch mit den anderen Luftfahrzeugen der Luftwaffe bestens aus.

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    Als Flugsicherheitsmeister Stabsfeldwebel B. unterwegs auf dem Air Field in Al-Asrak. Lange bevor ein Luftfahrzeug abhebt oder landet, ist er vor Ort.

    Diesmal ist Stabsfeldwebel B. als Flugsicherheitsmeister (FSM) in Jordanien eingesetzt. Alles, was die Sicherheit im Flugbetriebsbereich betrifft, fällt in seinen Verantwortungsbereich.


  • Ein Soldat fährt mit dem Auto im Flugbetriebsbereich
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    Ab aufs Flugfeld

    In Al-Asrak ist es 12.30 Uhr – das bedeutet 11.30 Uhr in der Heimat. In einer Stunde startet ein A400M und bringt deutsche Soldatinnen und Soldaten zurück nach Deutschland. Der FSM macht sich auf den Weg zum Luftfahrzeug. Er will die „Platte“ kontrollieren. So wird die Abstellfläche eines Flugzeugs umgangssprachlich bezeichnet. Dort kontrolliert er, dass dem A400M nichts im Weg steht, wenn er später um 180 Grad dreht, um Richtung Runway zu rollen.

    Die Spannweite der Tragfläche des Fliegers ist mit über 42 Metern verhältnismäßig groß. Bodendienstgeräte oder Feuerlöscher, die nicht weit genug von der Tragfläche entfernt stehen, könnten bei Berührung mit dem Flieger zu einem Flugzwischenfall führen. Ein solches Unglück will Stabsfeldwebel B. verhindern.


  • Ein Soldat sammelt einen Stein von der Runway auf
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    Der Sammler auf der Runway

    Stabsfeldwebel B. sammelt Steine, Müll und alles, was er sonst noch findet. Das macht er weniger aus einer Eigenart heraus, sondern vielmehr aus Notwendigkeit – für die Sicherheit der Besatzung und des Flugzeugs. „Bevor ein Flieger von uns startet oder landet, fahre ich den Runway ab. Währenddessen halte ich die Augen offen nach Dingen, die da nichts zu suchen haben. Auch wenn das normalerweise nicht vorkommen sollte, ist es beispielsweise möglich, dass an einem Flugzeug etwas verloren gegangen ist, zum Beispiel eine Schraube. Erst vor Kurzem habe ich ein Stück von einem Spanngurt gefunden. Ein anderes Mal lag auf dem Rollfeld ein undefinierbares Metallteil. Meistens finde ich aber Steine. Wenn ich so etwas sehe, sammle ich es direkt ein“, berichtet Stabsfeldwebel B. Diese Prüffahrt unternimmt der FSM vor jedem Start und vor jeder Landung eines Luftfahrzeugs.  

    Der Fachbegriff für das, was der FSM macht, lautet FO-Check. Die Abkürzung FO steht für „Foreign Objects“ und meint alles, was auf dem Flugfeld nichts zu suchen hat. FOD steht wiederum für „Foreign Objects Damage“ und meint die Beschädigung des Flugzeugs durch derartige Fremdobjekte.

  • Nahaufnahme einer Hand, die einen Stein aufhebt
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    Kleiner Stein – große Auswirkung

    Wenn auch unscheinbar, so kann ein kleiner Stein oder Ähnliches auf dem Rollfeld für ein startendes oder landendes Luftfahrzeug zu großen und teuren Defekten führen. Im schlimmsten Fall könnte es sogar zu einem Flugunfall mit Personenschäden kommen. Das betrifft insbesondere Flugzeuge, bei denen die Triebwerke relativ nah am Boden hängen.  
    Stabsfeldwebel B. erinnert sich: „Ein Fall, der in der Öffentlichkeit vermutlich am bekanntesten sein dürfte, ist der Absturz der Concorde in Paris vor über 21 Jahren. Damals hatte ein simples Aluminiumblechteil auf dem Rollfeld dazu geführt, dass ein Reifen der Maschine während des Starts beschädigt wurde. Bruchstücke des zerfetzten Reifens durchschlugen die Tragfläche der Concorde, Kraftstoff trat aus und entzündete sich. Das führte schlussendlich zum fatalen Absturz der Maschine mit vielen Toten.“

  • Ein Soldat kontrolliert die Reifen eines Pick-ups
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    Reifencheck für die Sicherheit

    Der FO-Check fängt bereits vor Befahren des Flugbetriebsbereiches an. Ob A400M-Techniker, Feuerwehrleute oder das Personal von der Luftfahrzeugabfertigung: Wer auch immer mit einem Kraftfahrzeug das Rollfeld befahren will, macht vorab den besagten FO-Check am eigenen Fahrzeug. Oft klemmen im Profil der Reifen kleine Steine. Die müssen vor Nutzung des Flugfelds entfernt werden, damit sie nicht im Flugbetriebsbereich landen.

    Ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Stop FOD Check Required“, im Hintergrund Wüstenlandschaft

    Überall vor den Zufahrten auf den Flugsicherheitsbereich stehen Hinweisschilder. Ohne einen FOD-Check am Auto geht es hier nicht weiter

    Bundeswehr/Elisabeth Schöneberg

    Wie ein gewissenhafter FO-Check aussehen muss, erklärt der FSM all jenen, die zur Verrichtung ihrer Arbeit aufs Flugfeld müssen, in einer Art Schulung. Denn der FSM ist auch verantwortlich für die Vergabe der erforderlichen Zutrittsberechtigung für die deutschen Kontingentangehörigen zum Flugbetriebsbereich. Dazu zählen Kraftfahrzeugfahrer der Luftfahrzeug-Technik, Feldjäger, Flugfeldtankwagen-Fahrer und das Personal von der Luftfahrzeugabfertigung. Sie alle brauchen eine Zutrittsberechtigung. Diese bekommen sie erst nach bestandener Prüfung.

    Bevor es allerdings soweit ist, fährt Stabsfeldwebel B. mit ihnen in den Flugbetriebsbereich. Dort zeigt er den Prüflingen wie ein gewissenhafter FO-Check aussehen muss. Zeitgleich macht er sie mit der Umgebung des Rollfelds bekannt, tagsüber und im Dunkeln. Dabei erklärt er ihnen auch, wie sie sich etwa bei einem entgegenkommenden Luftfahrzeug zu verhalten haben. Sie erfahren, welche Geschwindigkeitsrichtlinien gelten, wie sie sich bei eintretender Dunkelheit kenntlich machen, wo sie langfahren dürfen – und wo nicht.

  • Ein Soldat unterhält sich mit einem Mann hinter einem Tresen in einem großen Büro
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    Der FSM und das Airfield Management

    In seiner Funktion als Flugsicherheitsmeister arbeitet Stabsfeldwebel B. täglich mit dem Airfield Management zusammen. Das Personal der U.S. Air Force vor Ort legt beispielsweise fest, in welchem Bereich die Luftfahrzeuge abgestellt werden sollen.

    Doch nicht nur das. Stabsfeldwebel B. erläutert die Zusammenarbeit genauer: „Ist die Start- und Landebahn gesperrt, etwa wegen Baumaßnahmen oder Vermessungsarbeiten an den Rollwegen, informiert mich das Airfield Management darüber. Das gebe ich weiter an unseren fliegenden Bereich – also die Air Task Unit. Die Crew kann dann bereits bei der Flugplanung mehr Zeit für die Umfahrung des Bereichs bei ihren bevorstehenden Rollbewegungen einplanen. Manchmal kommt es auch vor, dass wir Equipment für die Abfertigung, beispielsweise des A330, benötigen. Dann kontaktiere ich ebenfalls das Airfield Management und vermittle.“

    Das ist nicht alles: Auf dem Runway in Al-Asrak ist standardmäßig das Fangseil der Fanganlage installiert. Startet ein anderes deutsches Luftfahrzeug als der A400M, muss gegebenenfalls das Seil ausgehangen werden. Das hat mit der Gewichtsklasse des jeweiligen Fliegers und der Rollbahnlänge zu tun. Für diesen Fall halten die Amerikaner Personal bereit. Auch hierbei bespricht sich der FSM mit dem Air Field Management.

    „Ein weiterer Schnittpunkt unserer Zusammenarbeit sind die Zutrittszertifikate für unsere Leute zum Flugbetriebsbereich. Diese erwirke ich letztendlich beim Air Field Management. Das Management erteilt die finale Freigabe und erfasst die Zutrittsberechtigten namentlich in einem digitalen System“, fügt Stabsfeldwebel B. hinzu.

  • Ein deutscher und ein amerikanischer Soldat unterhalten sich im Tower
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    Der FSM und der Tower

    Geht es um spezielle Anflug- oder Abflugverfahren der Piloten, spricht der FSM vorab mit den Jordaniern, beziehungsweise dem amerikanischen Air Traffic Controller im Kontrollturm. Das kommt beispielsweise dann vor, wenn der A400M nach der Landung einen anderen Rollweg als sonst zur Abstellfläche nehmen will. „In diesen Fällen spreche ich mit dem Flugsicherungspersonal im Tower. Dann kläre ich mit dem Personal vor Ort erstmal auf dem sogenannten kleinen Dienstweg ab, ob das so machbar wäre, ehe wir im Bedarfsfall eine offizielle Anfrage per E-Mail stellen. Das mache ich im Auftrag des Staffelkapitäns der Air Task Unit also im Auftrag desjenigen, der den Bereich rund um den A400M führt.“

  • Drei Soldaten auf dem Rollfeld vor einem Flugzeug, rechts die Treppe zum Flugzeug
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    100 Prozent Team Luftwaffe

    Auch wenn Stabsfeldwebel B. bei Counter Daesh in Jordanien etwas völlig anderes macht als in seiner Stammeinheit in Deutschland, eines wird ihm besonders in Erinnerung bleiben: das Miteinander im Einsatz – international wie national.

    „Der wesentliche Unterschied zu Deutschland ist die wirklich intensive Zusammenarbeit aller Bereiche – als Team. Das betrifft die komplette Mission: Ob es das Personal im Stab ist, das organisatorisch und administrativ eingebunden ist, oder die Technik auf dem Platz, etwa mit den Luftfahrzeugmechanikern, aber auch die Crew und Leute von der Luftfahrzeugabfertigung. Bei Counter Daesh/ Capacity Building Iraq in Jordanien leben die Leute das Team Luftwaffe – und zwar zu 100 Prozent.“

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