Ich bin iM EINsatz: Der Flottillenarzt in der Wüste Malis
Ich bin iM EINsatz: Der Flottillenarzt in der Wüste Malis
- Datum:
- Ort:
- Koulikoro
- Lesedauer:
- 2 MIN
Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Flottillenarzt der Reserve Dr. med. Nils W., 55 Jahre alt und wohne in Schwäbisch Hall. Ich bin verheiratet und habe vier erwachsene Kinder. Ich bin seit 2003 Oberarzt für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin am Diakonie-Klinikum. Seit 2012 war ich sechs Mal als Bordfacharzt für Anästhesie auf verschiedenen Fregatten und Einsatzgruppenversorgern der Deutschen Marine im Einsatz. Unter anderem habe ich an der Operation Atalanta vor Somalia sowie an der Operation Sophia im Mittelmeer teilgenommen.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Innerhalb der Role 2 im Koulikoro Training Center bin ich leitender Anästhesist und Intensivmediziner. Ich bin verantwortlich für unseren OP-Verbund und die Intensivstation, außerdem entscheide ich gemeinsam mit dem Klinischen Direktor über die Behandlungsreihenfolge bei zeitgleich mehreren Verletzten. Zusätzlich bin ich als Transfusionsbeauftragter für die Therapie mit Blut oder Blutprodukten verantwortlich. Natürlich unterstütze ich als Facharzt für Innere Medizin den Truppenarzt auch jederzeit bei Fragen auf diesem Gebiet. Meine Tagesroutine besteht vor allem aus allgemeinmedizinischen Fragestellungen und aus gelegentlichen operativen Versorgungen von Patienten.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Die Kernkompetenz der Role 2 besteht darin, den Schockraum und die beiden daran angeschlossenen Operationsräume sowie die Intensivstation 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr in Bereitschaft zu halten. Aktuell beschränken sich die operativen Eingriffe glücklicherweise auf nicht-kampfhandlungsbedingte Traumata und nicht-traumatische chirurgische Notfälle. Eine große Herausforderung für uns als Team ist die Aufrechterhaltung einer permanenten Grundspannung, um jederzeit einen Schwerstverletzten versorgen zu können. Natürlich haben wir alle die Hoffnung, dass solch ein militärischer Ernstfall nie eintritt.
Das vermisse ich hier am meisten.
Bei der Vorbereitung für den Einsatz war mir ziemlich schnell bewusst, dass ich die Wohlfühlzone westlicher Lebensqualität verlassen werde. Mir ist bewusst, dass die Situation im Camp eine künstliche, also nicht repräsentative ist. Natürlich fehlt mir meine Familie. Aber ansonsten vermisse ich eigentlich nicht allzu vieles. Mich mit mir selbst auf beschränktem Raum aushalten zu müssen, empfinde ich als Herausforderung. Ich hoffe, dass mich die Eindrücke von der Lebensrealität der Menschen dieses Landes zuhause wieder ein Stück dankbarer machen werden.