Ich bin iM EINsatz: Der Truppenarzt in Mali
Ich bin iM EINsatz: Der Truppenarzt in Mali
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 2 MIN
Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Oberstabsarzt Tobias W., 32 Jahre alt und komme aus Berlin. Dort arbeite ich im Bundeswehrkrankenhaus in der Abteilung Innere Medizin. Ich bin aktuell in der Facharztausbildung zum Internisten und Tropenmediziner. In Mali bin ich zum dritten Mal. Ich war bereits 2018 bei EUTMEuropean Union Training Mission hier in Koulikoro und 2016 bei MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Gao.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Ich bin als Truppenarzt und Tropenmediziner sozusagen der Hausarzt der Soldaten hier im Koulikoro Training Center. Das Spektrum der Beschwerden ist dabei sehr breit: Von der Blase am Fuß über Schnupfen bis hin zu Hauterkrankungen oder psychischen Problemen. Die Soldaten können tagsüber jederzeit zu mir kommen – auch ohne Termin. Sollte ich einmal nicht anwesend sein, bin ich telefonisch jederzeit erreichbar. Das ist natürlich ein großer Unterschied zu Deutschland. Glücklicherweise ist die Zahl der Patienten, im Vergleich zur Verwendung als Truppenarzt in der Heimat, relativ gering.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Ich bin nicht nur für das deutsche Einsatzkontingent zuständig, sondern für alle EUTMEuropean Union Training Mission-Angehörigen hier im Camp in Koulikoro. Die Verständigung mit den internationalen Patienten klappt auf Englisch normalerweise gut, zur Not hilft auch ein Übersetzungsprogramm. Auch die malischen Angestellten, die hier im Camp tätig sind, kommen in die Sprechstunde. Bisher hatte ich noch keine außergewöhnlichen Tropenkrankheiten bei meinen Patienten. Malaria ist dagegen hier in Mali sehr verbreitet. Trotzdem muss ich bei der Diagnose immer an das breite Spektrum der Tropenkrankheiten denken, um nichts vorschnell auszuschließen.
Das vermisse ich hier am meisten.
Kulturelle Veranstaltungen mit Freunden zu besuchen, wie daheim in Berlin, geht hier natürlich nicht. Auch schön essen gehen oder in einer Bar etwas trinken sind Dinge, die es hier nicht gibt. Im Einsatz hat man auch wenige Rückzugsmöglichkeiten, man ist eigentlich nie alleine.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich schaffe es hier tatsächlich mal, Bücher und auch medizinische Fachartikel zu lesen – das ist daheim wegen des Schichtdienstes schwieriger. Ich mache hier auch mehr Sport als zuhause. Wenn ich wieder daheim bin, werde ich endlich meine Balkonkästen bepflanzen – und das neu herausgekommene Computerspiel Anno 1800 spielen.