Ich bin iM EINsatz: Als „Geldautomat“ bei EUTMEuropean Union Training Mission

Ich bin iM EINsatz: Als „Geldautomat“ bei EUTMEuropean Union Training Mission

Datum:
Ort:
Koulikoro
Lesedauer:
4 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Porträt eines Soldaten, im Hintergrund der Fluss Niger

Hauptfeldwebel Torsten O. ist der Mann der Finanzen im 22. Deutschen Einsatzkontingent EUTMEuropean Union Training Mission Mali

Bundeswehr/Gerrit Hohmann


Moin! Ich bin Hauptfeldwebel Torsten O., 40 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter. Ich lebe in Schönhorst in der Nähe von Kiel. Obwohl ich in Berlin geboren und aufgewachsen bin, ist meine Heimat mittlerweile die Waterkant in Schleswig-Holstein. Das erste Mal kam ich 1998 nach Schleswig-Holstein, als mich die Bundeswehr zum Grundwehrdienst zur Marineversorgungsschule in List auf Sylt eingezogen hat. 2004 wurde ich als Soldat auf Zeit für zwölf Jahre in diversen Stabsverwendungen im Sanitätsdienst der Bundeswehr wiedereingestellt.



Über den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr bekam ich das Angebot, mich bei der Bundeswehrverwaltung zu bewerben. So wurde ich 2015 zum Beamten ernannt. In Deutschland bin ich seitdem im Kompetenzzentrum Travel Management der Bundeswehr als Bürosachbearbeiter für die Abrechnung von Trennungsgeld und Reisekosten zuständig. Dies ist mein erster Einsatz als Soldat.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat steht mit einer verschleierten malischen Frau in einem Flur, es werden Papiere ausgetauscht

Hauptfeldwebel Torsten O. bezahlt Rechnungen für das Einsatzkontingent EUTMEuropean Union Training Mission Mali

Bundeswehr/Gerrit Hohmann

Die Zahlstelle im Einsatz versorgt die vor Ort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten mit Bargeld. Ich beschreibe mich im Rahmen meiner Tätigkeit gern als „lebenden Geldautomaten“, der sowohl Euros als auch die landeseigene Währung, den CFA, auszahlt. Über jeden Cent in meinem Tresor führe ich gewissenhaft Buch. Das bedeutet für mich: zwei Listen ausfüllen, den Betrag in zwei Nachweisbüchern eintragen und einen Tagesabschluss über den Zahlstellenbestand sowie eine Auszahlungsliste für den Bereich Haushalt erstellen.

In der Zahlstelle bin ich auf mich allein gestellt, ausfallen ist demnach keine Option. Was mir jedoch viel Freude bereitet, ist der tägliche Umgang mit den Kameradinnen und Kameraden, die netten Gespräche sowie der Austausch untereinander. Wo Bargeld rausgeht, muss auch wieder welches rein. Für mich heißt das: Versorgungsfahrt zur örtlichen Filiale der Bank of Africa. Neben der Bargeldbeschaffung werden auf diesen Fahrten auch die Rechnungen der ortsansässigen Versorgungsbetriebe per Scheck bezahlt. Glücklicherweise hilft mir das Internet mit den französischen Zahlwörtern, die ich für das Ausfüllen der Schecks benötige.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat steht in einem Büro und unterhält sich mit einem malischen Mitarbeiter

Präzision ist das oberste Gebot: Torsten O. überprüft gewissenhaft die Rechnungsbeträge

Bundeswehr/Gerrit Hohmann

Das Besondere an meinem Dienstposten in der Zahlstelle ist es, die eigenen Kameradinnen und Kameraden mit Geld zu versorgen und den lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Gehalt auszuzahlen. Hinzu kommen die Rechnungen, die ich ebenfalls bezahle. Das „Big Money“, das ist hier in Mali mein Job.

Dabei lernt man schnell, mit den malischen Begebenheiten umzugehen. Zum Beispiel erteilt die Bank manches Mal die Auskunft: „Sorry, wir haben kein Geld, es kommt erst noch aus Bamako.“ In einer anderen Situation hieß es: „Die bestellten Scheckbücher sind leider nicht da.“ Dabei hatte die Bank meinen Sprachmittler über das Vorhandensein bereits informiert. Das bedeutet für mich mehrmals die Woche: Leben in der Lage oder wie wir hier in Koulikoro gerne sagen: „Es bleibt spannend!“

Meine Arbeit hier unterscheidet sich sehr von der Tätigkeit zu Hause, was den Einsatz für mich äußerst abwechslungsreich macht. Neue Tätigkeiten kennenzulernen und stets seinen Wissenshorizont zu erweitern ist unbezahlbar. Ein Baum der wachsen will, braucht Wasser und bei mir persönlich ist das Wasser neuer Input. Ich möchte beruflich wachsen, daher macht es dieser Wissensinput, den ich nur im Einsatz bekommen kann, für mich so reizvoll, hier zu sein.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat sitzt in einem Büro, vor ihm verschiedene Papiere und zwei Computermonitore

Ob Nachweisbücher, Tagesabschluss oder Auszahlungsliste: Hauptfeldwebel O. hat alle Hände voll zu tun

Bundeswehr/Gerrit Hohmann

Nach einem langen Tag vermisse ich am meisten die Umarmung meiner Liebsten zu Hause. Videochat ist zwar schön, aber die anderen zu spüren ist viel schöner. Ich sehe täglich, was meine Frau leisten muss. Sie zu unterstützen, für sie da zu sein oder einfach mal etwas mit der Familie zu spielen oder am Strand spazieren zu gehen, das wäre schon schön. Im Ehrenamt, als Präsident des Floorballverbandes Schleswig-Holstein, bleibt die Arbeit ebenfalls nicht liegen. Wieder aktiv ins Sportgeschehen eingreifen, mit dabei sein, das werde ich nachholen, sobald ich wieder zu Hause bin. Hier besteht ebenfalls Nachholbedarf: leckere Mett- und Fischbrötchen essen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ich wünsche mir einfach, dass das beständige Geben und Nehmen weitergeht. Die Kameradschaft, die ich hier erfahre, ist unbeschreiblich. So wünsche ich mir auch für zu Hause, dass die unter dem Lockdown entstandene Solidarität in Deutschland beibehalten wird. Gerne möchte ich meinen persönlichen Wissenshunger dadurch stillen, auch andere Gebiete in der Verwaltung kennenzulernen. Privat werde ich erst einmal lecker griechisch oder indisch essen gehen, viel Zeit mit der Familie verbringen und Urlaub machen.

Ich grüße meine Familie und alle Kameradinnen und Kameraden, die fernab der Heimat in den Einsätzen ihr Bestes geben. Grüßen möchte ich ebenfalls die Kolleginnen und Kollegen, die zu Hause die Fahne hochhalten. Wir können zu Recht stolz auf das sein, was wir hier und in den anderen Einsatzgebieten täglich leisten.

von Torsten O.

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