Irak: Multinationale Rettungsstation im Camp Erbil

Irak: Multinationale Rettungsstation im Camp Erbil

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

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Das Einsatzspektrum der Sanitäterinnen und Sanitäter ist breit gefächert, wenn es darum geht, die sanitätsdienstliche Versorgung im multinationalen Camp sicherzustellen. Den Kern des Teams bildet das deutsche Sanitätspersonal, ergänzt wird es durch niederländische Kräfte. Oberstabsarzt Johanna K. leistet seit Kurzem als Truppenarzt und Notarzt ihren Dienst in Erbil. Übungen sind hier an der Tagesordnung.   

Unbedingt in Übung bleiben

Zwei Soldaten versorgen während einer Übung einen verunfallten Kameraden

Teamwork: Deutsche Ärztin und niederländischer Rettungsassistent

Bundeswehr/Nikolas Barth

Die als Role 1 bezeichnete Sanitätseinrichtung dient der Erstversorgung: Kommt es zu einem Unfall, erfolgt hier die erste ärztliche Versorgung. Hier wird gesichtet, wer welche weitere Behandlung benötigt. Kritische Patienten werden stabilisiert, das bedeutet, Kreislauf und Atmung werden in kontrollierbare Verhältnisse gebracht. In dringenden Fällen wird die Patientin oder der Patient schnellstmöglich in die nächsthöhere Versorgungseinrichtung, die Role 2, verlegt. Diese umfasst die (notfall-)chirurgische oder internistische Behandlung, ähnlich einem Krankenhaus.

Chirurgen und Anästhesisten, die als Operationsteam für die Role 2 auf Abruf stehen, behandeln glücklicherweise bisher vornehmlich Sportverletzungen oder die allgemeinen Zipperlein am Rücken „Die Soldatinnen und Soldaten nehmen diesen kurzen Draht zum Facharzt hier sehr dankbar an“, berichtet die Truppenärztin K.

Medizinische Völkerverständigung

Ärztin und Sanitäter suchen den Körper nach Verletzungen ab

Standards helfen dabei, nichts zu übersehen

Bundeswehr/Nikolas Barth

Andere Länder, andere Sitten: Dieses Sprichwort bewahrheitet sich auch im medizinischen Bereich. Zwar sind die Fähigkeiten der Rettungseinrichtungen standardisiert, die gerätetechnische Ausstattung hingegen definiert jede Nation für sich. Aus diesem Grund müssen sich die niederländischen Kameraden erst einmal in das deutsche System einfinden. Ein Beispiel: In der Traumaorientierung der militärischen Erstversorgung, die ihren Schwerpunkt auf die Erstversorgung von Schuss- und Brandverletzungen legt, ist in niederländischen Rettungseinrichtungen selten ein Perfusor zu finden. Ein Perfusor ist ein Gerät für die kontrollierte Gabe von Medikamenten. In der deutschen Role hingegen gehört der Perfusor dazu.


Standardisierte Hilfeleistung

Einer Soldatin wird ein venöser Zugang gelegt

Nicht zimperlich: Die Niederländer simulieren den venösen Zugang nicht nur

Bundeswehr/Nikolas Barth

Immer wieder wird der Ernstfall trainiert. Die Versorgung eines Verwundeten steht dabei ebenso auf dem Programm wie die Zusammenarbeit mit den Niederländern, die Bereitschaft des Beweglichen Arzttrupps (BATBeweglicher Arzttrupp) oder das abgestimmte Handling der Geräte. Mit Blick auf die unterschiedlichen Eigenschaften der Geräte bemerkt Hauptfeldwebel Bernd K.: „Die Niederländer haben teilweise andere Standards.“ Gerade bei einem Elektrokardiogramm oder Defibrillatoren würden die Unterschiede in den Eigenschaften deutlich. Das ist jedoch kein Grund zur Sorge, so der Hauptfeldwebel weiter: „Die Geräte bei uns sind voll einsatzbereit und technisch auf aktuellem Stand, auf beiden Seiten.“

Zwar müssen die Niederländer umfassend in die deutschen Geräte eingewiesen werden, bei der Versorgung an sich gibt es jedoch keinerlei Probleme. „Die standardisierten Notfallmaßnahmen ermöglichen uns eine qualifizierte Zusammenarbeit, auch über eventuelle Sprachbarrieren hinweg“, beschreibt Bernd K. seine positiven Erfahrungen. Er fügt hinzu: „Die Niederländer haben hier, ebenso wie wir, hoch qualifiziertes Personal.“

Verletzte schnell stabilisieren …

Soldaten tragen einen Übungsverwundeten auf einer Trage

Auf der Trage geht’s weiter Richtung Fahrzeug

Bundeswehr/Nikolas Barth

Die erste Übung mit den neuen Teams fordert beide Seiten gleichermaßen. In diesem Szenario werden zwei Niederländer durch einen Unfall verletzt. Der BATBeweglicher Arzttrupp wird alarmiert und beide Nationen kümmern sich gemeinsam nach Kräften um die Verletzten. „Das hat alles in allem ganz gut geklappt“, bilanziert Oberstabsarzt Johanna K. Gleichzeitig formuliert sie deutlich den Übungsbedarf für einen noch reibungsloseren Ablauf: „Die Rettungsteams im Einsatz sind noch nicht aufeinander eingespielt, das heißt, man muss diese Koordination üben. Hinzu kommen die klimatischen Herausforderungen eines Rettungseinsatzes bei 50 Grad Celsius oder mehr.“


… und sofort zur weiteren Versorgung bringen

Der Patient liegt im Fahrzeug

Wenig Platz zum Handeln: Der Innenraum ist knapp bemessen

Bundeswehr/Nikolas Barth

Wer schon einmal einen Blick in einen kommerziellen Rettungswagen geworfen hat, der weiß: Der Innenraum ist relativ geräumig. Der Platz in taktischen Fahrzeugen ist dagegen deutlich begrenzt. „Das bedeutet für uns, dass wir auf dem Weg kaum Behandlungsmöglichkeiten haben“, erklärt Oberstabsarzt K. „Der Patient sollte deshalb vor dem Verladen so stabil sein, dass er den Transport übersteht.“ Auf dem Weg sollte es nach Möglichkeit also nicht zu Komplikationen kommen.

 Training für den Ernstfall

Vier Soldaten bewegen eine Trage mit einem Übungsverwundeten in Richtung eines Transporters

Bald geschafft: Von hier aus sind es nur noch wenige Meter bis zur Role 1

Bundeswehr/Nikolas Barth

Dringender Handlungsbedarf besteht daher für den Beratenden Sanitätsoffizier. „Wenn es wirklich zu Komplikationen kommen sollte, sind die Kapazitäten einfach schnell erschöpft.“ Aus diesem Grund sind das multinationale Zusammenspiel und die exzellente Ausbildung aller so entscheidend. „Deshalb wird auch die Ausbildung der Ersthelfer in den nächsten Wochen forciert.“ Für die Notfallversorgung stehen zudem weitere Rettungsübungen der Sanitätseinsatzstaffel an. „Wir halten uns alle fit für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintritt.“

von Nikolas Barth

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