Übung PICARD

UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon: Der internationale UNUnited Nations-Marineeinsatzverband 448 auf dem Prüfstand

UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon: Der internationale UNUnited Nations-Marineeinsatzverband 448 auf dem Prüfstand

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
3 MIN

Trotz vieler international geltender Standards ist es für den Marineeinsatzverband 448 der UNUnited Nations-Mission UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon wichtig, regelmäßig gemeinsam zu trainieren. So werden Verfahren und Abläufe vertieft und zugleich das gegenseitige Vertrauen in die Fähigkeiten der Partner gestärkt. Hierzu dient die regelmäßige Übung PICARD vor der Küste des Libanons.

Ein Hubschrauber schwebt über dem Flugdeck. Die Schiffsmotoren schäumen das Meer auf. Am Horizont fahren weitere Schiffe.

In Reihe kreuzen die Einheiten des UNUnited Nations-Marineverbandes durch das Meer. Während vom Deck der „Heybeliada“ der indonesische Bordhubschrauber startet, folgen die anderen Einheiten dem türkischen Schiff.

PAO TCG Heybeliada

Zielsetzung der Übung PICARD ist, dass die Besatzungen der Schiffe der Maritime Task Force (MTFMaritime Task Force) ihre seemännischen Fähigkeiten und ihr taktisches Können unter Beweis stellen. Es ist daher wenig überraschend, dass sich hinter der Bezeichnung PICARD genau dieser Anspruch verbirgt. Es handelt sich um ein englisches Akronym und steht ausformuliert für Periodic Capability and Readiness Days. Das bedeutet, an regelmäßig wiederkehrenden Tagen soll die Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der MTFMaritime Task Force 448 überprüft werden. Mittlerweile fand die Übung PICARD zum sechsten Mal vor der Küste des Libanons statt.

Herausforderung: Änderung Verbandszusammensetzung

Seit ihrer Gründung im Oktober 2006 hat die MTFMaritime Task Force 448 ihre Zusammensetzung unzählige Male geändert. Bei der letzten Übung bestand sie aus fünf Schiffen. Es handelte sich dabei um die deutsche Korvette „Erfurt“, die griechische Fregatte „Adrias“, die türkische Korvette „Heybeliada“, die bangladeschische Korvette „Sangram“ und die indonesische Korvette „Sultan Iskandar Muda“, auf der auch ein Bordhubschrauber stationiert ist.

Ein graues Schiff liegt auf dem spiegelglatten, klaren Wasser ruhig in See. Auf den Rumpf steht die Nummer 262.

Die Korvette „Erfurt“ ist eine von fünf derzeit bei der deutschen Marine in Dienst gestellten Korvetten der Braunschweig-Klasse. Sie ist speziell für den Einsatz in flachen Gewässern konzipiert.

PAO HS Adrias

Während Griechenland und die Türkei, durch die Nähe zu den Heimathäfen, ihre Schiffe samt Besatzungen in kürzeren Abständen auswechseln können, sind die Crews der anderen Einheiten meist deutlich länger im UNUnited Nations-Einsatz vor der libanesischen Küste. 

Die deutschen Korvetten der Braunschweig-Klasse, zu der auch die „Erfurt“ zählt, verbleiben etwa acht Monate im Missionsgebiet, bis sie von einem Schwesterschiff abgelöst werden. Die Besatzung der Korvette wird währenddessen getauscht. Da alle Schiffe baugleich sind, kann die neue Crew in kurzer Zeit die Einsatzbereitschaft des Schiffes herstellen und den Auftrag fortsetzen.

Innerhalb von Wochen kann sich so die Konstellation der MTFMaritime Task Force 448 merklich verändern. Gerade wenn ein neues Schiff oder eine neue Besatzung im Operationsgebiet dazustößt, wird etwas Zeit benötigt, um sich in den Verband zu integrieren. 

Ziel: Handlungssicherheit für die beteiligten Schiffe

Damit die MTFMaritime Task Force das erforderliche Fähigkeitsniveau dauerhaft hält, findet die Übung PICARD alle zwei bis drei Monate statt. Zudem besteht die Option − je nachdem, ob sie hierfür Kapazitäten frei hätte und das Szenario es zulasse − die libanesische Marine in das Manöver mit einzubeziehen. Schwerpunkt des Trainings ist und bleibt aber die Beübung des Marineeinsatzverbandes 448 der UNUnited Nations.

Gemeinsam im Einsatz

Von oben sind drei graue Kriegsschiffe zu sehen, die zueinander schräg nach hinten versetzt durch das blaue Meer fahren.

Im Verlauf der Übung flankieren die „Sultan Iskandar Muda“ und die „Heybeliada“ die Korvette „Erfurt“. Die Brückencrews der drei Schiffe stehen im ständigen Austausch, damit die Abstände zueinander und die gefahrene Geschwindigkeit exakt passen.

Anastasya Diri

Um den gewünschten Ausbildungseffekt zu erzielen, ist der Manöverablaufplan dicht getaktet. Neben Formationsfahrten, bei denen Geschwindigkeiten und Entfernungen genau passen müssen, steht ein Übungsschießen mit den Bordgeschützen, ein Postbeutel-Manöver für Materialübergaben zwischen zwei Schiffen in See sowie komplexe Fernmeldeübungen für das Personal an Bord auf der Aufgabenliste. Parallel nutzte der Bordhubschrauber der „Sultan Iskandar Mudra“ bei der letzten Übung die Gelegenheit, um Material und Personal an Bord der verschiedenen Schiffstypen aufzunehmen und wieder abzusetzen. 

Bei der letzten Übung PICARD konnte der Verband durch Leistungs- und Einsatzfähigkeit überzeugen. Sicher gibt es in dem ein oder anderen Bereich noch etwas Luft nach oben, jedoch bewegt sich der Verband auf einem hohen Niveau. Welche Entwicklung der UNUnited Nations-Marineverband bis zur nächsten Exercise PICARD durchlaufen hat, dann wahrscheinlich wieder in einer neuen Zusammensetzung und mit neuen Besatzungen, wird sich im Lauf des dritten Quartals 2022 zeigen.

von Fabian Friedl

Mehr zum Thema