Heer
Arbeitsplatz im Wald

Sehen, ohne gesehen zu werden

Sehen, ohne gesehen zu werden

Datum:
Ort:
Munster

Hin und zurück, am besten ungesehen. 72 Stunden im Einsatz, 40 Kilogramm Gepäck und Ausrüstung auf dem Rücken, über mehrere Tage in einem engen Versteck. Die abgesessene Spähgruppe nimmt alle diese Herausforderungen auf sich, um feindliche Kräfte aufzuklären.

Zwei Soldaten bauen im Wald mit Zeltstangen und einer Zeltplane ein Versteck.

Die Späher bauen ein Versteck, aus dem sie später aufklären

Bundeswehr/Marco Dorow

In Munster werden derzeit junge Offiziere zum Spähzugführer ausgebildet.
Welche Fähigkeiten man dazu braucht, welchen Auftrag die abgesessene Spähgruppe hat und welche Motivation die Soldaten für diesen Einsatz antreibt, erzählen Ausbilder und Lehrgangsteilnehmer.

Die leichten Späher erhalten heute den Auftrag, aus einem Versteck heraus eine Kreuzung zu beobachten und dort möglichen Feind aufzuklären“, erklärt Oberfeldwebel Alexander Koglin, Ausbilder des Offizierlehrgangs Teil 3 (OL 3) für die leichten Späher. Sobald die Befehlsausgabe beendet ist, verlegen die Soldaten mit dem Transportpanzer Fuchs in die Nähe ihres Einsatzortes. „Nachdem ein Versteck für die Fahrzeuge gebaut ist, sitzt der Truppführer mit seinem Soldaten ab. Zu Fuß müssen sie die letzte Strecke in das Aufklärungsgebiet marschieren“, sagt Koglin. Mit dabei; Gepäck und Ausrüstung von rund 50 Kilogramm. Im Ziel angekommen, bauen die Späher so schnell wie möglich ihr Versteck.

Nun heißt es warten. Die Aufklärer beginnen jetzt ihren eigentlichen Auftrag und beobachten die Kreuzung. Dabei werden alle Aufklärungsergebnisse dokumentiert und gemeldet. „Die Späher können bei ihren Einsätzen schon mal 72 Stunden am Stück operieren“, macht Koglin deutlich. Wenn der Auftrag beendet ist, wird das Versteck „sterilisiert“, das heißt, die Soldaten müssen den Ort so aussehen lassen, als wären sie nie da gewesen. Anschließend kehren sie zu ihren Fahrzeugen zurück und melden: „Auftrag ausgeführt!“

Wer ist für diesen Job geeignet?

„Wer den Job des Spähtruppführers machen will, muss Bock darauf haben“, sagt Koglin und ergänzt: „Wir erwarten von den Lehrgangsteilnehmern eine gewisse Frustrationstoleranz.“ Sie sei notwendig, denn die Soldaten sind lange Zeit auf engstem Raum zusammen und müssen immer eine innere Ruhe bewahren. Jedes Geräusch oder jede Bewegung kann die Aufklärung durch den Feind bedeuten.

„Außerdem ist Naturverbundenheit erforderlich, denn der Arbeitsplatz ist in erster Linie der Wald“, sagt Koglin. Die Anforderungen an die Offiziere der abgesessenen Spähgruppe sind noch einmal höher, da sie zusätzlich die Soldaten führen müssen und die Verantwortung tragen. „Die Offiziere müssen mental sehr stark sein, um unter Stress immer noch Entscheidungen treffen zu können“, so der Oberfeldwebel. Die körperliche Fitness ist bei den Leichten Spähern besonders wichtig. Sie gehen dorthin, wo die fahrzeuggebundenen Späher mit ihrem Spähwagen Fennek nicht mehr weiterkommen – in den Wald, in Ortschaften oder in schwieriges Gelände.

Warum will ich das?

Im Wald: Ein bewaffneter Soldat mit Tarnschminke schaut in die Kamera.

Oberleutnant Arne R. möchte nach dem Offizierlehrgang Zugführer werden und einen abgesessenen Spähzug führen

Bundeswehr/Marco Dorow

Oberleutnant Arne R. ist Teilnehmer des OL 3, dem letzten Abschnitt seiner Ausbildung. Er will Zugführer eines leichten Spähzuges werden. „Mich reizen die Heeresaufklärer besonders, weil sie die Auftragstaktik leben. Das heißt, dass sie sich die Herangehensweise aussuchen, denn wichtig ist nur die Erfüllung des Auftrages.“ Arne R. erzählt, dass ihm die körperliche Anstrengung und das Arbeiten in der kleinen Kampfgemeinschaft besonders gefällt. Ursprünglich war er als Logistiker für die Bundeswehr geplant, aber ein Beitrag der Aufklärungstruppe hat ihn umgestimmt. „Ich habe ein Video über die Aufklärer gesehen und war so fasziniert, dass ich kurzerhand entschieden habe, die Truppengattung zu wechseln.“ R. wird den Offizierlehrgang Ende des Jahres abschließen und dann seinen ersten Dienstposten bei den abgesessenen Spähern bekleiden.

von Alexander Evert

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