Sanitätsdienst
Zurück in den Dienst

Rehabilitation aus einer Hand

Rehabilitation aus einer Hand

Datum:
Ort:
Augustdorf
Lesedauer:
3 MIN

Rehabilitation ist ein Zusammenwirken von Medizin, Sozialdienst und Personalführung. Sie basiert auf der UNUnited Nations-Menschenrechtskonvention und dem sich daraus ableitenden Recht auf Rehabilitation. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr stellt sich der Aufgabe. Neben dem Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr betreuen auch fünf Reha-Stützpunkte die Rehabilitanden.

Eine Grafik über die sechs Phasen der Rehabilitation

Die Rehabilitation von verwundeten Soldatinnen und Soldaten ist in sechs Phasen gegliedert

Bundeswehr/Jana Bauer

Die Rehabilitation folgt einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem vom ersten Tag an Orthopädie, Allgemeinmedizin, Sozialdienst, Physiotherapie und Psychotherapie eng abgestimmt mit der oder dem zu Rehabilitierenden ein gemeinsames Ziel definieren: den individuellen Weg zurück in die Gesellschaft und den Dienst. Die Wiedereingliederung ist das oberste Ziel. Wenn dies nicht möglich sein sollte, dann geht es um einen guten Start in das zivile Leben. Das kann gelingen, wenn Sanitätsdienst, Sozialdienst und Personalführung zusammenwirken – ganz gleich ob es sich um einen Einsatzschaden, einen Dienstunfall oder einen Privatunfall handelt. Denn das Recht auf Rehabilitation ist unabhängig von der Ursache und von der Diagnose. 

Beispiel Augustdorf

Neben dem Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr ergänzen in einem Pilotprojekt fünf Reha-Stützpunkte das medizinische Versorgungsangebot in dem Bereich. Das Sanitätsunterstützungszentrum (SanUstgZ) Augustdorf steht hierfür exemplarisch. Hier können derzeit drei bis vier Patientinnen und Patienten in dreiwöchigen Intensiv-Rehas betreut werden. „Der Reha-Stützpunkt in Augustdorf beginnt dort, wo es im Zivilen aufhört oder an die Grenzen kommt“, macht Oberstarzt Dr. Guido Wruck, Leiter des Sanitätsunterstützungszentrums in Augustdorf, deutlich.

Mit viel Ehrgeiz, Leidenschaft und Engagement wird in Augustdorf ein  gemeinsames Ziel verfolgt: die zu Rehabilitierenden zurück in den Dienst zu bringen. Zusätzliche Mittel gab es für das Pilotprojekt jedoch nicht. Dennoch hat sich ein 20-köpfiges Reha-Team etabliert, welches aus dem laufenden Betrieb des Sanitätsunterstützungszentrums generiert wurde. Die Reha kann hier in Augustdorf teilstationär erfolgen. Das ist der Unterstützung aller am Standort Mitwirkenden zu verdanken. 

Die Panzerbrigade 21 stellt dazu auf Anfrage Stubenunterkünfte zur Verfügung. In der Sporthalle konnte ein Fitnessraum mit Geräten speziell für die Physiotherapie eingerichtet werden. Die Schwimmhalle kann regelmäßig für Einzel- und Gruppentherapie genutzt werden. Der Sozialdienst und das Betriebliche Gesundheitsmanagement mit Ernährungsberatung sind vor Ort und beraten.

Patientenzahlen steigen

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Neben dem Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr ergänzen in einem Pilotprojekt fünf Reha-Stützpunkte das medizinische Versorgungsangebot in dem Bereich. Das Sanitätsunterstützungszentrum Augustdorf steht hierfür exemplarisch.

Hauptmann Waldemar B.* ist einer der Patienten, denen am Reha-Stützpunkt in Augustdorf geholfen wurde. Für den Soldaten war Sport ein Leben lang ein Ausgleich gewesen. Die Reha hat ihm geholfen, daran wieder anzuknüpfen. „Früher habe ich 300 Kniebeuge geschafft. Nach der Verletzung konnte ich mir nicht einmal mehr die Schuhe zubinden. Jetzt nach der Reha schaffe ich bereits wieder 50 Kniebeuge.“

Die Aufnahme zur Reha läuft in Augustdorf ähnlich ab wie am Zentrum für Sportmedizin in Warendorf. Die zu Rehabilitierenden durchlaufen zunächst ein Assessment, in dem die Reha-Fähigkeit und -Prognose bestimmt wird. Darauf aufbauend werden auch hier zusammen mit den zu Rehabilitierenden die Ziele bestimmt. Oberfeldarzt Dr. Meike W.* holt als Leiterin des Reha-Stützpunktes Augustdorf ihr Team einmal die Woche zur Besprechung zusammen. Es besteht ein großer Bedarf an dienstlich orientierter Rehabilitation in der Bundeswehr.

Die Reha-Stützpunkte werden von den Patientinnen und Patienten gut angenommen und unterstützen die Truppenärztinnen und -ärzte in der Versorgung von Patientinnen und Patienten, bei denen die Dienstfähigkeit eingeschränkt oder bedroht ist. Seit Beginn des Pilotprojektes steigen die Patientenzahlen stetig. Im Mai 2021 ist der Reha-Stützpunkt Augustdorf mit zwei Patienten gestartet. Bis heute konnten bereits 75 Soldatinnen und Soldaten erfolgreich rehabilitiert werden. Anfragen kommen dabei auch aus dem Süden Deutschlands, weil das Angebot dort noch nicht vorhanden ist. „Es ist wichtig, dass wir die Reha-Stützpunkte jetzt auch verstetigen und das Angebot flächendeckend etablieren“, macht Meike W. deutlich.

Für ein dauerhaftes Reha-Konzept benötigen die Stützpunkte Dienstposten, Infrastruktur und weitere Mittel zur Einrichtung von Therapieräumen. Denn bisher gab es für das Pilotprojekt noch keine zusätzlichen Mittel.

Reha – für wen? 

Für Patientinnen und Patienten mit ...

  • komplexen Beeinträchtigungen am Bewegungsapparat nach Verwundung oder Verletzung im und außer Dienst,
  • schwerer orthopädischer Erkrankung postoperativ in der Reha-Phase E,
  • Indikation zur komplexen Hilfsmittelversorgung (auch nach schwerer nicht orthopädischer Erkrankung),
  • einsatzbedingter psychischer Störung und somatischen Komorbiditäten, die einer sportmedizinischen Intervention zugänglich sind und für die eine wehrpsychiatrische Empfehlung zur Unterstützung des jeweiligen Rehabilitationskonzeptes vorliegt, oder
  • Bedarf der Stabilisierung des Erreichten zum Erhalt des Reha-Erfolges beispielweise nach Majoramputation oder Querschnitt (Reha-Phase F).
     
von Claudia Seidenschwanz und Uwe Henning