Streitkräftebasis
Innovation für die Logistik

Software im Feldversuch

Software im Feldversuch

Datum:
Ort:
Delmenhorst
Lesedauer:
4 MIN

Drei Bundeswehr-Mitarbeiter entwickelten zusammen mit dem Cyber Innovation Hub eine innovative Lösung, die kürzlich von der NATO prämiert wurde: Yarded ist die softwaregestützte Lösung zur Koordination von Material. Das Logistikbataillon 163 RSOMReception, Staging, Onward Movement testete das Programm jetzt erfolgreich im Feld. 

Zwei Personen stehen vor einem Bundeswehr-Fuhrpark und blicken auf ein Tablet, auf dem die Software YARDED läuft.

Yarded im Feldtest: Christoph R., Product Owner Innovation beim CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr, diskutiert mit Hauptmann Anna T. die Vorzüge der Software in Delmenhorst

Bundeswehr

Um eine zeitgemäße Landes- und Bündnisverteidigung sicherzustellen, müssen im Ernstfall große NATO-Verbände schnellstmöglich über Landesgrenzen hinweg verlegt werden können. Der Logistik der Bundeswehr kommt in diesem Prozess eine Schlüsselrolle zu. Sie muss gewährleisten, dass Fahrzeuge und Wehrmaterial dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Um die dahinterstehenden militärischen Verfahren zu vereinfachen und zu digitalisieren, haben die Logistiker Kapitänleutnant Eric L. und die Hauptleute Anna T. sowie Oskar H. aus dem Logistikbataillon 163 RSOMReception, Staging, Onward Movement gemeinsam mit dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr) eine marktverfügbare Software weiterentwickelt. 

Funktionstest unter realen Einsatzbedingungen

Entstanden ist das System Yarded, das Offiziere befähigt, Material- und Fahrzeugströme im Aufmarschgebiet, der sogenannten Marshalling Area, effizient einzuplanen und aktiv zu steuern. So kann Deutschland seine Aufgaben innerhalb der NATO effizienter und agiler erfüllen. Im Kriegsfall müssten Soldaten wie Kapitänleutnant Eric L. täglich 500 Fahrzeuge und mehr als 2.500 Tonnen Material in den RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess der NATO überführen. Ein Prozess, der in der Bundeswehr noch lange Zeit mit Papier und Bleistift durchgeführt wurde – ein Zustand, den Kapitänleutnant Eric L. zu Recht nicht mehr für zeitgemäß hält. „Die Verwaltung der logistischen Prozesse hat mich vorher immer ausgebremst. Mit Yarded haben wir nun eine Software in der Hand, mit dem wir mehr Daten, mehr Material und mehr Fahrzeuge bearbeiten und umschlagen können“, erklärt der Kapitänleutnant. 

Innovationsvorhaben mit großem Potenzial 

Im niedersächsischen Delmenhorst führte das Logistikbataillon 163, das in den NATO-Strukturen den RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess umsetzt, nun einen dreitägigen Feldtest mit der für die Bundeswehr konfigurierten Software Yarded durch. „Ziel der Übung ist es, Schwachstellen der Software sichtbar zu machen, die Anwendung mit Soldatinnen und Soldaten unter realen Einsatzbedingungen zu testen und sie dadurch zu verbessern“, so Eric L weiter. Oberstleutnant Julian H., Kommandeur des Logistikbataillons, zeigte sich optimistisch: „Wir hatten kleine Startschwierigkeiten, aber das, was ich bis jetzt erlebe, ist ein großer Erfolg und ein gewaltiger zeitlicher Vorteil.“

Schon im Januar 2022 erkannte der damalige Bataillonskommandeur das große Potenzial hinter der Software Yarded. Gemeinsam mit dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr bildete sich im Rahmen der Innovation Challenge Logistik des CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr schnell ein Projektteam um die drei Hauptleute aus dem Bataillon heraus, die aus verschiedenen Logistikbereichen stammen. Das System Yarded sorgt für eine digitale und transparente Planung für alle in der Marshalling Area involvierten Verbände. Dabei gibt das System auch Empfehlungen ab, die den Kommandeuren im Einsatz als Entscheidungshilfen dienen können.

Gelebte Zeitenwende 

Die Erwartungen an den Feldtest in Delmenhorst sind hoch. Denn das Innovationsvorhaben des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr hat das Potenzial, die logistischen Prozesse der Streitkräfte weiterzuentwickeln und zu optimieren. Da die Software offen konzipiert ist, können sich noch weitere Truppengattungen und Organisationsbereiche der Bundeswehr am Projekt beteiligen. Darüber hinaus ist das Projekt auch für alle NATO-Partner interessant, die wie Deutschland vor ähnlichen logistischen Herausforderungen im Bündnisfall oder bei Großübungen stehen. Auf jeden Fall konnten die Entwickler bereits die Bündnispartner bei der aktuellen NATO Innovation Challenge „Military Mobility“ überzeugen: Die Bundeswehr gewann mit Yarded den ersten Platz und konnte sich gegenüber starken Teams aus Estland, Frankreich, Kanada und den USA durchsetzen.

Zufrieden mit dem Ergebnis

Am Ende konnten auch die Bundeswehr-Intrapreneure zufrieden mit ihrem Feldtest sein: „Mit den Planungsergebnissen aus der Übung sind wir derzeit sehr zufrieden“, erklärt Hauptmann Oskar H. im Namen des Planungsteams. Die Daten zeigten einen deutlichen Vorteil von Yarded: „Unsere Planung ist schneller, präziser, deutlich verständlicher und übersichtlicher in der Visualisierung. Durch die Software werden Prozess standardisiert.“ Allerdings sei die Prozesseinstellung noch eine Herausforderung, weil jeder beteiligte Soldat mehr Verantwortung übertragen bekäme. Durch die künstliche Umgebung der Übung sei Yarded an manchen Stellen überfordert gewesen, so der Hauptmann. „In der Übung waren die Übergänge zu schnell. Im scharfen Einsatz treten auch längere Stehzeiten auf.“ Nun werde man im Nachgang die Übung auswerten und Schwachstellen der Software gemeinsam mit dem Dienstleister ausbessern, ergänzte Kapitänleutnant Eric L. 

Auch Sven Weizenegger, Leiter des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr, ist vom Ergebnis der Übung in Delmenhorst überzeugt: „Der heutige Erfolg zeigt: Innovation ist kein Zufall, Innovation ist harte Arbeit. Unser Ziel ist es, Yarded nun im weiteren NATO-Kontext zu erproben und möglichst schnell bündnisweit zu skalieren. Das ist unser aktiver Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung.“ Der Erfolg zeige auch, wie gut das CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr Innovationsprozesse beherrsche und zu welchen Innovationstempo die Bundeswehr heute schon fähig ist. Weizenegger: „Unser CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr-Innovationsvorhaben Yarded ist die gelebte Zeitenwende. Nun wollen wir als Hub auch die Energie aus der Übung mitnehmen, um die Software als Fokus zusammen mit der Streitkräftebasis der Bundeswehr voranzutreiben.“

  • Ein Einweiser unterstützt einen Lkw-Fahrer beim Abstellen seines Fahrzeugs.

    Im Ernstfall müssen 500 Fahrzeuge am Tag umgeschlagen werden. Yarded unterstützt die Logistiger im Aufmarschgebiet.

    Bundeswehr
  • Kapitänleutnant Eric L. steht vor einer Soldatenwolke und spricht zu den Übungsteilnehmenden.

    Einweisung in die Software Yarded: Kapitänleutnant Eric L. erklärt die Anwendung vor Übungsbeginn

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  • Ein Lkw-Fahrer verfolgt in der App die logistischen Planungen im Aufmarschgebiet.

    Mit Yarded kann jeder Akteur im Aufmarschgebiet die Planung mitverfolgen

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  • Sven Weizenegger im Gespräch mit einem Stabsoffizier in Delmenhorst.

    Sven Weizenegger, Leiter des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (links) beobachtet zusammen mit den Kommandeuren vor Ort den Feldtest

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  • Das Entwicklungsteam der Software YARED posiert für die Kamera vor einem Bundeswehr-Fahrzeug.

    Die Macher hinter der Software Yarded: (v. links) Hauptmann Oskar H., Hauptmann Anna T, CIHBwCyber Innovation Hub der Bundeswehr-Projektleiter Christoph R. sowie Kapitänleutnant Eric L.

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von Josefine Neuschaeffer, Christian Müller   E-Mail schreiben

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