National Guardian

Heimatschutzkräfte aus drei Bundesländern üben für Landes- und Bündnisverteidigung

Heimatschutzkräfte aus drei Bundesländern üben für Landes- und Bündnisverteidigung

Datum:
Ort:
Sachsen
Lesedauer:
4 MIN

Mehr als 100 Reservistinnen und Reservisten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen üben, wie kritische Infrastruktur geschützt und die aktive Truppe bei ihrem Auftrag unterstützt wird. Der Aufenthalt auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz ist Teil der Übung National Guardian, bei der Szenarien der Landes- und Bündnisverteidigung geprobt werden.

Zwei bewaffnete Soldaten stehen hinter einem Stacheldrahtzaun

Kritische Infrastruktur zu schützen, ist Teil des Auftrags der Heimatschutzkräfte. Mehr als 100 Reservistinnen und Reservisten haben das auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz trainiert.

Bundeswehr/Gerhard Gräf

„Auf der A4 ist ein belarussischer Lkw mit Butter in Brand geraten. Der Tunnel Königshainer Berge ist gesperrt. Dazu gab es Anti-NATO-Demonstrationen und Ausspähversuche durch Drohnen. Ein hybrider Angriff ist nicht ausgeschlossen.“ Was an diesem Tag durch die Lautsprecher auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz in Ostsachsen tönt, ist Teil der Übung National Guardian, mit der Heimatschutzkräfte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Erfüllung ihres Auftrages üben. 

Die Reservistinnen und Reservisten proben in einem eigens entwickelten Szenario, wie verteidigungswichtige Infrastruktur geschützt werden kann. Vom Schutz eines Munitionslagers bis zum Sichern militärischer Rastplätze werden die Kameradinnen und Kameraden weiter ausgebildet, um gemeinsam mit den Soldatinnen und Soldaten im aktiven Dienst Aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung zu übernehmen.

Die Übung der Heimatschützer ist Teil von Quadriga 2024. Bei der Großübung wird innerhalb Deutschlands das Verlegen von Kräften sowie die Rast und Versorgung multinationaler Truppen in Kasernen und so genannten Convoy Support Centres – also militärischen Rastplätzen – durchgeführt.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat die Bundeswehr den Fokus wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung gelegt. Damit ist noch zielgerichteteres Üben notwendig geworden. Wie das Landeskommando Sachsen zusammen mit den Heimatschutzkräften seinen Auftrag in diesem Zusammenhang erfüllt und gemeinsam mit den zivilen Partnern, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und verbündeten Streitkräften agiert, wurde unter anderem in der Oberlausitz geübt. 

„Unsere Reservistinnen und Reservisten leisten einen wichtigen Beitrag zur territorialen Verteidigung. Wir sind multinational eng verbunden und agieren gemeinsam mit unseren Bündnispartnern. Nur mit einer starken und gut ausgebildeten Reserve, gemeinsam mit unseren transatlantischen und europäischen Bündnispartnern und in der Zusammenarbeit aller Behörden mit Ordnungs- und Sicherheitsaufgaben wird die Gesamtverteidigung Deutschlands zu leisten sein“, erklärte Oberst Michael Popielas, Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, zu Beginn der Übung.

 

Unterstützung der zivilen Seite neu im Fokus

Für das Landeskommando bedeutet das auch einen Paradigmenwechsel: In den letzten Jahren stand hauptsächlich die Amtshilfe für die zivile Seite im Fokus. Im Freistaat Sachsen half die Bundeswehr beispielsweise beim Hochwasser, bei Waldbränden und während der Corona-Pandemie. „Mit der Zeitenwende stellt sich nun die Frage, welche zivile Unterstützung wir für die Landes- und Bündnisverteidigung benötigen“, so Popielas. Dies zu koordinieren und im Freistaat in konkrete Planungen umzusetzen, ist auch Aufgabe des Landeskommandos Sachsen. 

Auch für die Heimatschutzkräfte bedeutet das mehr Anstrengungen. „Im Team mit unseren Kameradinnen und Kameraden aus Sachsen-Anhalt und Thüringen zu üben, war eine sehr willkommene Herausforderung. Gemeinsam sind wir stark“, sagte Oberstleutnant Robin S.*, Kompaniechef der Heimatschutzkompanie Sachsen. Er hatte die Heimatschutzkräfte vor Ort geführt.

Marschieren, sichern, nachversorgen 

Die Oberlausitz ist dafür ein perfekter Übungsplatz: Hier im Osten Sachsens, ganz in der Nähe der polnischen Grenze und der Autobahn A4, übt die Truppe auch, wie gemeinsame Übungen, Verlegungen, Straßenmärsche und die Rast perfekt aufeinander abgestimmt durchgeführt werden. Der Truppenübungsplatz wird dann zum Convoy Support Centre, einem Rastraum, an dem Personal und Material versorgt werden – vom Auftanken über die Verpflegung, von Unterkünften bis zur Reparatur. 

Bei Quadriga 2024 und der ihr untergeordneten Übung National Guardian wird dieses Zusammenspiel von multinationalen Kräften, der aktiven deutschen Truppe und den Reservistendienstleistenden der Heimatschutzkompanien intensiv geübt. 

Auf dem Dienstplan standen für die Reservistinnen und Reservisten deshalb in den vergangenen Tagen unter anderem Themen der Objektschutzausbildung, wie zum Beispiel der Einsatz militärischer Streifen, die Personenkontrolle, mehrere Waffenausbildungen und zwei Gefechtsschießen. Am letzten Ausbildungstag gab es eine gemeinsame Abschlussübung.

  • Hinter einem bewaffneten Soldaten unterhalten sich mehrere Soldaten verschiedener Nationen miteinander.

    Soldatinnen und Soldaten aus den Niederlanden und Tschechien waren bei der Übung National Guardian ebenfalls beteiligt

    Bundeswehr/Sven Riedel
  • Zwei Soldaten schauen über ein getarntes Hindernis.

    Wie verteidigungswichtige Infrastruktur effektiv bewacht, geschützt und gesichert werden, haben die Heimatschützer in der Oberlausitz geübt

    Bundeswehr/Sven Riedel
  • Zivile Blaulicht- und Militärangehörige sprechen miteinander.

    Eng mit der zivilen Seite zusammenzuarbeiten, ist eine wesentliche Herausforderung der Landes- und Bündnisverteidigung

    Bundeswehr/Gerhard Gräf
  • Ein Soldat hilft zwei Rettungssanitätern beim Verladen eines Verletzten in einen Krankenwagen

    Auch die Zusammenarbeit mit Kräften des Deutschen Roten Kreuzes übten die sächsischen Heimatschutzkräfte

    Bundeswehr/Gerhard Gräf
  • Ein Soldat steht vor einem Geländesandkasten und spricht zu anderen Militärangehörigen.

    Oberst Michael H. Popielas, Kommandeur des Landeskommandos Sachsen, führte die Übung der Heimatschutzkräfte auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz

    Bundeswehr/Sven Riedel

Heimatschutz funktioniert nur gemeinsam 

Das Landeskommando Sachsen führte die übenden Reservistendienstleistenden vor Ort. Im verlegefähigen Gefechtsstand mit der beweglichen Befehlsstelle, der mobilen Kommandozentrale, liefen dabei alle Fäden zusammen. Als Ansprechpartner für die zivile Seite fungiert das Landeskommando auch in der Landes- und Bündnisverteidigung als erstes koordinierendes Element: für die sächsische Staatsregierung genauso wie für Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und andere Institutionen, vom Deutschen Roten Kreuz bis zu den Johannitern.

Aus diesem Grund wurde auch ein Augenmerk auf die Stabsarbeit gelegt: Bei der Landes- und Bündnisverteidigung agieren zivile und militärische Stäbe gemeinsam. Denn den Schutz der verteidigungswichtigen Infrastruktur kann die Bundeswehr nicht allein gewährleisten. Wenn die Soldatinnen und Soldaten in der NATO-Verteidigung gebunden sein sollten, ist zivile Unterstützung nötig.

Fiktive Übungsunfälle wie der brennende Butterlaster oder reale Pannen militärischer Fahrzeuge auf der A4 laufen dann im Landeskommando zusammen. „Bei unserer Übung geht es auch darum, das Zusammenspiel und die gegenseitige Unterstützung der Institutionen auf den Prüfstand zu schicken und sich neuen Herausforderungen zu stellen“, sagte Popielas zum Abschluss der Übung. Sein Fazit: „Glaubhafte Abschreckung und den Schutz Deutschlands schaffen wir nur gemeinsam.“

*Name zum Schutz abgekürzt.

von Cornelia Riedel

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