Heimatschützer im Porträt

Die vielseitigen Talente der Thüringer Heimatschutzkräfte

Die vielseitigen Talente der Thüringer Heimatschutzkräfte

Datum:
Ort:
Thüringen
Lesedauer:
5 MIN

Sie sind sehr gut ausgebildet, hervorragend vernetzt und zudem aktiv für ihre Heimat, indem sie sich als Soldatinnen und Soldaten in den Heimatschutzkompanien engagieren. Drei Soldaten aus Thüringen berichten über ihre zivilen und militärischen Aufgabenbereiche.

Zwei Soldaten stehen auf einer Schießbahn und unterhalten sich.

Als Leitender eines Schießens mit Handwaffen auf dem Standortübungsplatz Ohrdruf hat Hauptmann Michael M. (r.) mit seinem Sicherheitsoffizier alle Aktivitäten in seinem Verantwortungsbereich im Blick

Bundeswehr/Mandy Fischer

Die Motivation hinter dem außerberuflichen Engagement

Freude am Ausbilden ist die mitschwingende Motivation von Hauptmann der Reserve Michael M. für sein Engagement als Chef der Heimatschutzkompanie Thüringen. Wohnhaft bei Nürnberg ist der Diplomingenieur in Informatik und Vater zweier Kinder regelmäßig in Erfurt und dessen Umland anzutreffen. Sein Studium in Thüringen und das 20-jährige Engagement in der Reservistenkameradschaft Ilmenau, deren Gründungsmitglied er ist, haben die Verbindungen in die Region weiter gestärkt. So stehen Absprachen mit seiner Ehefrau und seinem Arbeitgeber, einem Kraftwerksbauer, am Anfang einer jeden Planung für seinen Reservistendienst. „Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Sinnfrage nach dem Reservistendienst für mich und viele meiner Kameraden in der Kompanie beantwortet“, so Hauptmann M.

Die Notwendigkeit, den rückwärtigen Raum in Deutschland zu sichern und damit den Auftrag der Heimatschutzkompanie mit dem eigenen soldatischen Selbstverständnis zu vereinen, haben die Reservistinnen und Reservisten verinnerlicht. Sie bereiten sich als Reservistendienstleistende im Heimatschutz darauf vor, Transporte zu schützen und beispielsweise Rasträume zu bewachen und abzusichern. Auch der Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur in Thüringen zählt zu den Aufgaben der Heimatschützer.

Teils Familienvater, teils Mutter der Kompanie

„Mutter“ der Soldatinnen und Soldaten der Heimatschutzkompanie Thüringen: eine Aufgabe, die Stabsfeldwebel der Reserve Robert S. seit dem Jahr 2021 immer wieder begeistert. Der Familienvater fand nach 15 Dienstjahren bei den Feldjägern in Erfurt den Weg in die aktive Reserve. Nur zu gerne folgte der ausgebildete Industriemeister Metall einem Angebot aus dem Landeskommando Thüringen, als Spieß künftig für die Reservistinnen und Reservisten seiner Einheit als deren konstanter Ansprechpartner da zu sein. 

Die Motivation der Reservistendienstleistenden für ihr ehrenamtliches Engagement, die Kameradschaft innerhalb der Kompanie und der enorme Zusammenhalt über den Reservistendienst hinaus, bilden für mich genau das Gegengewicht für die Herausforderung, nahezu alles ohne eigenes Unterstützungspersonal selbst zu organisieren – und bisweilen auch so lange zu arbeiten, bis der Schreibtisch leer ist“, so der 46-Jährige Stabsfeldwebel der Reserve.

„Reserve hat Ruh“ gibt es bei der Heimatschutzkompanie Thüringen nicht. Die nächsten Ausbildungsvorhaben der Angehörigen seiner Kompanie – wie jetzt für die Übung National Guardian – zeichnen sich bereits ab und sind damit Anlass genug für Stabsfeldwebel S., sein Organisationstalent erneut unter Beweis zu stellen.

Ein Soldat teilt einem anderen Soldaten eine Mahlzeit aus

Als Kompaniefeldwebel ist Robert S. für die Essensausgabe zuständig. Der Schnack mit dem Kameradinnen und Kameraden gehört dazu.

Bundeswehr/Mandy Fischer

Ein neuer Abschnitt als Heimatschützer

Seit März 2021 tauscht Dirk J. Friseurkittel gegen Feldjacke und übt mehrfach im Jahr als Stabsunteroffizier der Reserve in der Heimatschutzkompanie Thüringen. Als der Friseurmeister in der Arnstädter Innenstadt im Jahr 2020 seinen Beautysalon eröffnete, änderte sich der sonst routinierte Alltag des Geschäftsführers auf einmal gehörig. Bei der Eintragung des Unternehmens beim zuständigen Amtsgericht kam der extrovertierte Coiffeur mit dem zuständigen Rechtspfleger, der damals noch Chef der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSU) im Landeskommando Thüringen war, ins Gespräch. „Es stellte sich heraus, dass viele Arnstädter als Reservisten dienen oder in Kameradschaften aktiv sind“, erzählt er. 

Das Gespräch beschäftigte Dirk J. und wie es der Zufall so will, nutzte er während des Corona-Lockdowns die unverhofft gewonnene freie Zeit, fuhr ins unweit gelegene Erfurt und stellte sich im Landeskommando Thüringen vor. Es ging dann recht schnell und er wurde als Stabsunteroffizier der Reserve beordert.

Frühere Dienstzeit erleichtert Wiedereinstieg

Durch seine frühere Verwendung als Soldat auf Zeit in der Nachschubtruppe, zuletzt sogar in Erfurt in der gleichen Kaserne wie jetzt, war er schnell wieder im militärischen Geschehen. Lediglich die Schießbefähigung gemäß dem Neuen Schießausbildungskonzept (NSAK) musste er nachholen.

Da Dirk J. nicht nur geschickt im Umgang mit Schere und Kamm ist, habe er auch das gemeistert und rasch seinen Platz in der Kompanie gefunden: „Da die Heimatschützer freiwillig dort sind, sind sie entsprechend motiviert. Es funktioniert gut. Die meisten kennen das Grundmilitärische noch von früher, wodurch es einfach gut läuft. Jede Truppengattung und alle möglichen Berufssparten sind vertreten und es ist toll, zu sehen, was die anderen Kameraden so mitbringen und können. So macht es einfach Spaß.“ 

Ein Mann frisiert eine Dame in einem Beautysalon

Wenn er nicht als Stabsunteroffizier in der Heimatschutzkompanie Thüringen dient, betreibt Dirk J. hauptberuflich einen Beautysalon im thüringischen Arnstadt

Bundeswehr/Mandy Fischer

Abwechslung im Alltag

In diesem Frühjahr steht für die Thüringer Heimatschutzkompanie nach der Unterstützung der Sportfördergruppe der Bundeswehr Oberhof bei den Wettkämpfen im Winter ein längeres Übungsvorhaben während der nationalen Großübung National Guardian auf dem Programm, bevor im Sommer Ausbildungswochen und im Herbst ein Truppenübungsplatzaufenthalt mit Schieß-Biwak, Kraftfahrerweiterbildung und virtueller Ausbildung in Wildflecken durchgeführt werden.

Man kommt mal raus“, sagt der Stabsunteroffizier. Die Auszeiten vom Geschäft könne er gut organisieren, denn er habe größtenteils Stammkundschaft, die er sich quartalsweise terminieren kann und mit seinen Angestellten gut aufteilt. „Das ist eine Erfahrung, die mir aus meinem zivilen Beruf entgegenkommt – ich kann gut organisieren und denke fünf Schritte voraus. Als Selbstständiger bin ich einfach gut im Zeitmanagement“, so Dirk J.

Seine drei Kinder seien inzwischen auch fast aus dem Haus und so habe er einfach genau zum richtigen Zeitpunkt den Weg zurück zur Bundeswehr gefunden und diesen Schritt bisher nicht bereut. „In der Kompanie bin ich der Dreh- und Angelpunkt, auch häufig der Schlichter und Zuhörer.“ Nichts anderes sei er in seinem zivilen Beruf – ein Gesprächspartner, dem sich die Kundschaft anvertraut: „Bei mir reden alle über Dinge, die sie bewegen“. Darüber hinaus sei er gut vernetzt, kenne viele Leute und agiere gern als Problemlöser. 

Ein Soldat hält seinen Meisterbrief in den Händen. Er steht in einem Beautysalon.

Dirk J. ist nicht nur geschickt im Umgang mit Schere und Kamm, was sein Meisterbrief aus dem Jahr 2001 beweist, er verfügt auch über einige Erfahrung als Soldat

Bundeswehr/Mandy Fischer

Gemeinsam zur Heimatschutzübung National Guardian

Für alle drei Heimatschutzsoldaten geht es Ende April auf den Truppenübungsplatz Oberlausitz zur Übung National Guardian. Dort werden sie hauptsächlich für die Sicherung und den Schutz von Objekten und Räumen eingesetzt. Für Männer wie sie, die ihre vielseitigen Talente gut unter einen Hut zu bringen wissen, sollte auch dies „business as usual“ sein. 

von Katrin Saalbach

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