Brücken legen, Wege schaffen

Dachs und Biber: Das Schweizer Taschenmesser der Panzerpioniere

Dachs und Biber: Das Schweizer Taschenmesser der Panzerpioniere

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
3 MIN

Panzerpioniere sind immer dann gefragt, wenn es für die Kampftruppen im Gelände nicht weitergeht. Mit dem Brückenlegepanzer Biber und dem Pionierpanzer Dachs legen sie Brücken über Bäche und Gräben, fällen Bäume und räumen Felsen zur Seite, letzteres auch mal unter Wasser. Impressionen der Gefechtsübung Griffin Lightning im litauischen Pabrade.

Ein Pionierpanzer Dachs fährt über eine Schnellbrücke in einem verschneiten Wald.

Wegbereiter für die Truppe: Die Panzerpioniere – hier mit einem Pionierpanzer Dachs – beseitigen und überbrücken Geländehindernisse für die Kampftruppe

Bundeswehr/Jana Neumann

Ein Bach im Wald, eine alte Betonbrücke – und zwei Männer mit Spaten in der Hand. Energisch verteilen die beiden Soldaten Sand und Erde, bis ein gleichmäßiger niedriger Wall die gesamte Breite der Brücke bedeckt. Ein paar Meter weiter vorn schieben zwei weitere Soldaten mit ihrem Pionierpanzer Dachs den nächsten Wall. Im Hintergrund wartet bereits der Brückenlegepanzer Biber auf seinen Einsatz.

Die Soldaten gehören zum Panzerpionierbataillon 803 aus Havelberg. Schauplatz des Geschehens ist der litauische Übungsplatz Pabrade. Panzerkommandant, Oberfeldwebel Andreas D.*, sagt: „Wir machen den Weg frei für die Kampftruppe und deren Fahrzeuge. Entweder indem wir Wege räumen oder indem wir Brücken legen. Gerade ist die Verstärkung einer Brücke dran.“

25 Minuten – und der Weg ist frei

Der Bach, der überquert werden muss, ist schmal, aber von dicht stehenden Tannen und Birken umgeben. Ein Durchfahren ist nicht möglich, ohne vorher einen Weg frei zu räumen. Die Brücke ist jedoch nicht tragfähig genug für einen Konvoi gepanzerter Fahrzeuge. „Es bringt ja nichts, wenn die ersten beiden drüberfahren können und dann die Brücke kaputt ist“, sagt Oberfeldwebel D. Deswegen müsse sie mithilfe des Brückenlegepanzers Biber verstärkt werden. 

Im ersten Schritt werden die beiden Wälle auf Höhe der Brückenpfeiler aufgeschüttet – mit der Baggerschaufel des Pionierpanzers Dachs und Muskelkraft. Die Wälle stützen die abgelegte Panzerschnellbrücke des Brückenlegepanzers Bibers. Sie verteilen das Gewicht der querenden Fahrzeuge auf das Brückenfundament und beugen zugleich Schäden am Brückenlegesystem vor. Denn wird die Panzerschnellbrücke direkt auf dem Brückenbeton verlegt, erhöht sich die Gefahr einer Beschädigung beider Brücken deutlich. Im nächsten Schritt wird die Brücke aufgelegt und justiert und schließlich durch eine Belastungsprobe mit dem Pionierpanzer Dachs getestet. 

25 Minuten dauert der ganze Prozess. Dann ist die Brücke bereit zur Nutzung für die Kampftruppe. Müssen keine Auflieger geschaffen werden, geht es deutlich schneller. Dann benötigen die Panzerpioniere nur fünf Minuten, um die Brücke zu legen. „Hier war die größte Herausforderung der Anmarsch. Die Wege sind eng und die Fahrzeuge sind hoch und breit,“ sagt D. Das Brückenlegen selbst ist Routine, das Team eingespielt.

Ein Pionierpanzer Dachs mit ausgefahrenem Baggerarm im verschneiten Wald

Erdarbeiten: Mit dem Dachs wird Erde aufgenommen, um zwei Wälle als Auflieger für die Panzerschnellbrücke zu schütten

Bundeswehr/Simona Boyer
Ein Brückenlegepanzer Biber fährt seine Brücke aus in einem verschneiten Wald

Brückenbau: Der Brückenlegepanzer Biber verfügt über eine Panzerschnellbrücke für Gräben und Gewässer bis 20 Meter Breite. Überlappend verlegt, können auch bis zu 40 Meter überbrückt werden.

Bundeswehr/Simona Boyer

Das Schweizer Taschenmesser der Panzerpioniere

Von seinem Brückenlegepanzer ist der Oberfeldwebel überzeugt: „Der Biber sieht schon martialisch aus. Aber für mich ist das ein Wohnhaus auf Ketten. Eng, aber gemütlich.“ Und mit der Brücke habe man immer ein Dach über dem Kopf. Zwar sei das System schon rund 30 Jahre alt, aber abgesehen von ein paar „Wehwehchen an der Standheizung oder mal einem kaputter Hydraulikschlauch“ zuverlässig – und im Team mit dem Pionierpanzer Dachs enorm vielseitig. „Immer, wenn es irgendwo nicht weitergeht, kommen wir und dann geht es weiter“, so D.  Zusammen seien Dachs und Biber wie ein Schweizer Taschenmesser und das Brückenlegen nur eine Fähigkeit von vielen: „Baggern, Bäume fällen, Sperren räumen, Stellungen schieben – das macht alles Spaß. Und irgendwie sind unsere Pionierpanzer auch Männerspielzeuge: groß, laut, stark.“ 

Sowohl der Pionierpanzer Dachs als auch der Brückenlegepanzer Biber basieren auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 1 und verfügen über einen Zehnzylinder-Dieselmotor mit 830 PS. Der Dachs kann dabei mit dem Räumschild als Bulldozer, als Kran oder Bagger eingesetzt werden, defekte Gefechtsfahrzeuge abschleppen und Sperren anlegen oder beseitigen.

Eine Besonderheit ist die Unterwasserfahrt. In bis zu vier Meter Wassertiefe kann er selbst den Grund von Gewässern befahrbar machen und beispielsweise Furten schaffen oder Böschungen räumen. Der Biber hat die Aufgabe, für die Kampftruppe Gräben, Schluchten oder Gewässer schnell zu überbrücken. Die Panzerschnellbrücke wird durch Vorschieben von zwei Brückenhälften verlegt. Nur zwei Personen Besatzung – Kommandantin oder Kommandant sowie Fahrerin oder Fahrer – sind dafür erforderlich, während der Dachs in der Regel mit drei Soldatinnen oder Soldaten besetzt ist. 

*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.

von Simona Boyer

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