Militärischer Flugbetrieb

Alarmrotte über Niedersachsen: Was steckte hinter dem Überschallknall?

Alarmrotte über Niedersachsen: Was steckte hinter dem Überschallknall?

Datum:
Ort:
Laage
Lesedauer:
3 MIN

Am 1. Mai erschreckten zwei laute Knallgeräusche viele Menschen in Niedersachsen. Der Grund: Eine Alarmrotte der Luftwaffe war in Laage aufgestiegen, um ein Flugzeug ohne Funkkontakt zu überprüfen. Um die über 400 Kilometer zwischen Laage und Münster in 20 Minuten zu überwinden, flogen die beiden Eurofighter mit Überschallgeschwindigkeit.

Ein Eurofighter hebt von der Startbahn ab, im Hintergrund sind der Tower und zwei Baracken zu sehen

Eurofighter flogen am Montag mit Überschallgeschwindigkeit über Niedersachsen, um ein ziviles Flugzeug bei Münster zu kontrollieren, das sich nicht bei der Flugsicherung meldete

Bundeswehr/Daniel Fuchs

Montag, 1. Mai, 12:30 Uhr am Luftwaffenstützpunkt Laage in Mecklenburg-Vorpommern. In den Hangars des derzeit in Laage stationierten Jagdgeschwaders 71 „Richthofen“ gellen die Sirenen. Zwei Eurofighter werden auf den Start vorbereitet. Die Piloten haben den Befehl bekommen, ein Flugzeug zu überprüfen, das ohne Funkkontakt in den deutschen Luftraum eingedrungen ist. Um 12:36 Uhr meldet das Geschwader den Start der Alarmrotte der Bundeswehr. Um die über 400 Kilometer zwischen Laage und Münster in kürzester Zeit zu überwinden, beschleunigen die beiden Eurofighter auf Überschallgeschwindigkeit. 

Nur 20 Minuten später, um 12:56 Uhr, melden die Piloten Sichtkontakt zu der Maschine südlich von Münster – 400 Kilometer entfernt von Laage. Sie können die Boeing 737 sehen, nähern sich ihr. Die Eurofighter-Piloten geben dem Piloten der 737 per Sichtzeichen zu verstehen, dass er sein Funkgerät einschalten soll. Um 12:59 Uhr meldet die Flugsicherung aus Maastricht, dass sie Funkkontakt mit der Maschine habe und von dem Flugzeug keine Gefahr ausgehe. Die Eurofighter fliegen zurück nach Laage, diesmal langsamer als der Schall – und damit deutlich leiser. 

Wann dürfen Piloten mit Überschallgeschwindigkeit fliegen?

Der Luftraum über Deutschland ist streng reguliert. Das liegt unter anderem daran, dass ein Flugzeugabsturz gerade über bewohntem Gebiet dramatische Folgen haben kann. Verschiedenen Luftfahrzeugen sind deshalb verschiedene Räume und Flughöhen zugewiesen. 

Außerdem müssen Luftfahrzeuge in ständiger Funkverbindung mit der Flugsicherung stehen, damit diese den Flugverkehr steuern und bei Bedarf Flugzeuge umlenken kann. Kann mit einem Luftfahrzeug kein Funkkontakt hergestellt werden, steigt die Alarmrotte der Bundeswehr auf, um mögliche Bedrohungen aus dem Luftraum abzuwehren. Sind dabei größere Entfernungen zu überwinden, fliegen die Piloten mit Überschallgeschwindigkeit. Denn im Ernstfall kann jede Minute zählen. 

Dass ein Flugzeug keine Funkverbindung zur Flugsicherung hat, kann mehrere Gründe haben. Mitunter vergessen Piloten einfach, den Funk einzuschalten – so war es auch am 1. Mai. Aber auch ein medizinischer Notfall kann der Grund dafür sein, dass der Funkkontakt abbricht, beispielsweise wenn der Pilot oder die Pilotin ohnmächtig geworden ist. In diesem Fall können die Piloten der Alarmrotte in Notlagen unterstützen. 

Wie entstehen Schäden durch Überschallflüge?

Wenn sich ein Flugzeug bewegt, sendet es Schallwellen aus. Wenn es aber schneller fliegt, als sich diese Schallwellen ausbreiten, kommt es zu einem Überschallknall. Dabei breitet sich entlang der Flugbahn des Flugzeuges eine Druckwelle aus verdichteten Schallwellen aus. 

Der Überschallknall ist eigentlich ein Doppelknall, da sowohl die Spitze als auch das Heck eines Flugzeugs eine Druckwelle auslösen. Die Druckwelle versetzt alles in Schwingung, worauf sie trifft. So kann ein Überschallflug beispielsweise Alarmsirenen in Autos auslösen und Fensterscheiben wackeln lassen oder sogar zum Zerbrechen bringen.

Schäden, die durch einen Überschallknall entstehen, werden von der Bundeswehr ersetzt. Wer einen Schaden melden möchte, kann sich direkt an das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr) unter BAIUDBwSchadensbearbeitung@bundeswehr.org wenden. Es ist für die Schadensbearbeitung durch Überschallflüge zuständig.

Wie informiert die Bundeswehr über Überschallflüge? 

Über das Aufsteigen der Alarmrotte informiert die Luftwaffe auf ihrem Twitterkanal und über Pressemitteilungen an Radio- und Fernsehsender.

Anders als geplante militärische Ausbildungs- und Übungsflüge können Überschallflüge nicht angekündigt werden, da sie kurzfristig aus einer Alarmsituation heraus angeordnet werden. Die Information der Öffentlichkeit erfolgt daher in der Regel nachträglich. 

von Conny Thees

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