Medien im Fokus: Das Mediencenter in Afghanistan

Medien im Fokus: Das Mediencenter in Afghanistan

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
3 MIN

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Afghanistan ist eine junge Demokratie mit einer ebenso jungen wie medienbegeisterten Bevölkerung. Der Bedarf an aktuellen Nachrichten ist daher in dem vom Konflikt geprägten Land riesig. Die Nachrichtenredaktion des Bawar Media Centers (BMC) leistet einen wichtigen Beitrag zu einer dynamischen afghanischen Medienlandschaft. „Bawar“ bedeutet „Vertrauen“. Das in Masar-i Scharif stationierte Team der Bundeswehr unterstützt im Rahmen des Auftrages Train, Advise, Assist (Ausbildung, Beratung, Unterstützung) die Arbeit des BMC bereits seit 2003 mit viel Expertise und Herzblut.

Ein Soldat bespricht mit zwei Mitarbeitern eine von mehreren auf einem Tisch abgelegten Broschüren

Bereits seit 2003 berät die Bundeswehr das Bawar Media Center in Masar-i Scharif

Bundeswehr/EinsFueKdo

Unweit des Camps Marmal, dem größten Stützpunkt der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission Resolute Support in Nord-Afghanistan, befindet sich das BMC. Von hier aus leistet ein Team von rund 70 einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern täglich seinen Beitrag zu einer jungen, dynamischen und modernen afghanischen Medienlandschaft. Die Ursprünge des BMCs gehen auf die Vorgängermission der NATONorth Atlantic Treaty Organization, die International Security and Assistance Force, zurück. Der Leiter des Beraterteams, Major Alex R., blickt zurück: „Bereits zu Beginn des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan war das Bedürfnis der Menschen nach Informationsversorgung spürbar; eine junge Gesellschaft, welche die Wunden der Vergangenheit heilen wollte. Unsere Vorstellung von moderner Medienarbeit stieß auf großes Interesse und Engagement.“

Wandel vom militärischen zum zivilen Newsdesk

Ein Redakteur erklärt einem Soldaten einen an der Wand befestigten Themenplan

Ein Redakteur des Bawar Media Centers erläutert die Themenplanung der verschiedenen Redaktionen

Bundeswehr/René Teich

Die in Nord-Afghanistan stationierten und durch den Kernauftrag der Bundeswehr betreuten Großverbände der afghanischen Armee sind ebenfalls wichtige Kunden des BMC. Beispielsweise helfen die dort hergestellten Broschüren bei der Nachwuchsgewinnung und der Öffentlichkeitsarbeit. Die militärischen Pressesprecherinnen und Pressesprecher haben feste Programmsegmente, die gern und häufig genutzt werden. Die Verlagerung weg von einem militärischen Schwerpunkt und hin zu einer zivilen Nachrichtenredaktion ist jedoch längst vollzogen. Das BMC produziert mit seinen eigenen Print-, Video-, Hörfunk- und Internet-Redaktionen Mediencontent von hoher Qualität.

Eine besondere Rolle nimmt dabei die hohe Reichweite des Mediencenters ein, die es durch seine jahrelange und vertrauenswürdige Arbeit erlangt hat. Die BMC-Kanäle auf Plattformen der sozialen Medien wie Twitter und Facebook zählen zu den wichtigsten und vom Vertrauen der Menschen gestützten Medienprodukten in Nord-Afghanistan. „Durch unsere Beratung tragen wir zu einer sachlichen und seriösen Berichterstattung hier im Norden bei“, bekräftigt Major Alex R. „Aufgrund des jahrzehntelangen Konflikts war die Medienlandschaft zerrüttet und oft einseitig. Unser Engagement ist in diesem Zusammenhang umso wichtiger.“

Zwei Soldaten besprechen sich mit dem Leiter des Bawar Media Centers in seinem Büro

Regelmäßige Besprechungen mit dem Leiter des Bawar Media Centers sind die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit

Bundeswehr/René Teich

Shirshah A. leitet das BMC. Damit untersteht ihm nicht nur das Personal, er ist als Chefredakteur auch für die Produkte seiner Redaktionen verantwortlich. Ein Frauenanteil unter den Angestellten von über 25 Prozent und eine weibliche Vize-Chefin untermauern das Selbstverständnis eines modernen afghanischen Arbeitgebers. Shirshah A. äußert sich dankbar: „Seit unserer Gründung im Jahr 2003 sind wir einen langen und von großen Errungenschaften begleiteten Weg gegangen. All dies wäre ohne die große fachliche und materielle Förderung der Bundeswehr nicht möglich gewesen.“ Man spürt im Gespräch den Stolz und die Begeisterung für seine Aufgabe für die afghanische Gesellschaft.

Shirshah A. berichtet: „Mein Team gewinnt täglich an neuen Fähigkeiten. Durch unsere konsequente Orientierung an den Wünschen und Bedürfnissen unserer jungen einheimischen Zielgruppe generieren wir eine große Reichweite der Nachrichten und Botschaften. Das treibt uns alle täglich an.“ Shirshah A. legt hierbei großen Wert auf ein ausgewogenes und am Lebensalltag der Menschen in Afghanistan orientiertes Programm. „Mir ist ein gesunder Mix aus Information und Entertainment besonders wichtig. Dabei konzentrieren wir uns auf Online-Inhalte. Die Smartphone-Nutzung steigt auch hierzulande stetig an.“ Gleichzeitig erreicht das Center durch ein klassisches Radioprogramm auch die Menschen außerhalb von Masar-i Scharif. Das Radio nimmt in Afghanistan – vor dem Hintergrund einer geringen Alphabetisierungsrate außerhalb der Ballungszentren – eine besondere Rolle dabei ein, Zuhörer mit tagesaktuellen Informationen zu versorgen.

Dank Umfragen am Puls der Gesellschaft

Ein Soldat bespricht mit einem Mitarbeiter eine von mehreren auf einem Tisch abgelegten Broschüren

Die Printprodukte des Bawar Media Centers genügen höchsten Ansprüchen

Bundeswehr/René Teich

Eine weitere Stärke der Redaktion sind Umfragen und deren Auswertung. Gezielt wird hierbei der Bekanntheitsgrad des Centers zur Bewertung der Wahrnehmung von aktuellen Themen genutzt. Dazu zählen beispielsweise Themen wie COVID-19Coronavirus Disease 2019, Wahlen oder auch die Gewalt der Taliban. Dies trägt wiederum zu einer verbesserten Abstimmung der Programminhalte auf die Interessen der Zielgruppen des Mediencenters bei.
 
Durch den Einsatz des Beraterteams der Bundeswehr wird somit ein sinnvoller und nachhaltiger Beitrag zu einer freien und selbstbestimmten afghanischen Zivilgesellschaft geleistet. „Wir werden gleichermaßen gebraucht und unser Engagement wird geschätzt und respektiert“, bestätigen Major Alex R. und Shirshah A. mit Blick auf ihre jeweilige Aufgabe.  

von Johannes  Potthoff

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