NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kommandeur in Nordafghanistan – Ein Interview

NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kommandeur in Nordafghanistan – Ein Interview

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
0 MIN

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Seit Ende August 2019 ist Brigadegeneral Jürgen Brötz der Commander Train, Advise, Assist Command North. Dabei unterstehen ihm im Norden Afghanistans bis zu 1.300 deutsche und ungefähr ebenso viele internationale Soldatinnen und Soldaten.

5 Fragen an Brigadegeneral Jürgen Brötz

Brigadegeneral Jürgen Brötz lächelt in die Kamera, im Hintergrund steht ein weiterer Soldat
Bundeswehr/Timo Rosenbohm
Herbert SInger

Herr General, wie bereitet man sich darauf vor, für zwölf Monate als Kommandeur die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen in Nordafghanistan zu führen?

Brigadegeneral Jürgen Brötz lächelt in die Kamera, im Hintergrund steht ein weiterer Soldat

Meine Vorbereitung beruht auf den Einsatzerfahrungen aus früheren Jahren, aber auch aus langjähriger Befassung mit dem Thema Afghanistan während meiner Zeit im Bundesverteidigungsministerium. Dazu kamen zwei Wochen im NATONorth Atlantic Treaty Organization Training-Center im polnischen Bydgoszcz sowie eine einwöchige Dienstreise nach Afghanistan. Vorher hatte ich die wesentlichen Schritte hin zu meiner individuellen Einsatzvorbereitung wie Sanitäts- und Schießausbildung absolviert. Damit war ich bestens aufgestellt, das Kommando hier zu übernehmen.

Herbert Singer

Welche Rolle kommt der Bundeswehr in der Resolute Support Mission zu?

Brigadegeneral Jürgen Brötz lächelt in die Kamera, im Hintergrund steht ein weiterer Soldat

Wir konzentrieren uns bei Resolute Support auf die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte. Eine Begleitung der Afghan National Defense and Security Forces, in deren Kampfeinsätze ist für meine Soldatinnen und Soldaten vom Mandat des Deutschen Bundestages nicht vorgesehen. Wir leisten hiermit einen unverzichtbaren, leistungsfähigen, professionellen und bündnispolitisch wichtigen Beitrag.

Herbert Singer#de

Was sind dabei die wesentlichen Herausforderungen?

Brigadegeneral Jürgen Brötz lächelt in die Kamera, im Hintergrund steht ein weiterer Soldat

Unser Ziel ist Train, Advise and Assist, also Ausbildung, Beratung und Unterstützung. Wir befähigen die afghanischen Sicherheitskräfte zunehmend, selbständig für Sicherheit und Frieden in ihrem Land sorgen zu können. Mit anderen Worten: Wir wollen uns langfristig entbehrlich machen. Dafür stehen mir insgesamt 1.300 deutsche und eine fast vergleichbare Zahl an internationalen Soldatinnen und Soldaten aus 21 Staaten zur Verfügung. Dem gegenüber steht eine landesweit angespannte Sicherheitslage. Die Sicherheit und Unversehrtheit der mir anvertrauten Soldatinnen und Soldaten steht für mich an erster Stelle. Das begrenzt das faktisch Machbare in einem geographisch sehr schwierigen Gelände.

Herbert Singer

Was sind die wichtigsten Aufgaben, die Sie angepackt haben?

Brigadegeneral Jürgen Brötz lächelt in die Kamera, im Hintergrund steht ein weiterer Soldat

Ich versuche die dringlichen Aufgaben auf einer militärischen und einer zivilen Schiene anzugehen. Mit den Kommandeuren des 209. Korps der Afghanischen Nationalarmee, ANAAfghan National Army, im Westen und dem 217. Korps im Osten stehe ich im ständigen Kontakt; ebenso auf Provinzebene mit den Gouverneuren und den Chefs von Polizei und Nachrichtendienst. Als eine der drängendsten Aufgaben gilt es, schnellstmöglich aus den vielen kleinen Checkpoints von Armee und Polizei wenige aber schlagkräftige Stützpunkte zu bilden. Denn kleine Checkpoints sind kaum zu verteidigen und daher ein Angriffsziel für die Taliban.

Daneben bin ich bemüht, den Kontakt zu den religiösen Führern und Politikern auf Provinz- und Distriktebene weiter zu festigen. Wir haben Gesprächsrunden mit Vertretern der jungen Generation und der ältesten verschiedener gesellschaftlicheren Institutionen begonnen, um deren Nöte und Sorgen aus erster Hand zu erfahren. Abgerundet wird das durch einen engen Schulterschluss mit den Vertretern der Entwicklungshilfeorganisationen. Denn die Förderung von Bildung und beruflicher Qualifikation ist wichtig, das entzieht den Extremisten den Nährboden. Der Einsatz ziviler und militärischer Mittel einschließlich der medialen Verbreitung muss eng abgestimmt werden.

Herbert Singer

Was haben Sie sich für die verbleibenden Tage vorgenommen, was wollen Sie erreichen und ihrem Nachfolger übergeben?

Brigadegeneral Jürgen Brötz lächelt in die Kamera, im Hintergrund steht ein weiterer Soldat

Zuerst wollen wir ein verlässlicher Partner sein. Ich will meinen persönlichen Beitrag leisten, um Afghanistan voranzubringen. Dazu muss ich für alle neun Provinzen ansprechbar und präsent sein. Es gilt, Flagge vor Ort zu zeigen und in „Security Shuras“, wie Besprechungen hier genannt werden, die Kooperation von Armee, Polizei und Nachrichtendienst, aber auch allen nicht-militärischen Stellen und Hilfsorganisationen zu vertiefen. Wenn es mir und meinem Team gelingt, die gesetzten Ziele zu erreichen, haben wir eine solide Grundlage für unsere Nachfolger geschaffen, diese wichtige Arbeit nahtlos und erfolgreich fortsetzen zu können.


  • Im Camp Marmal sitzen drei Soldaten zusammen an einem Tisch und besprechen sich

    Tägliche Routine: Gen. Brötz bei einer Besprechung mit einem afghanischen Offizier

    Bundeswehr/Timo Rosenbohm
  • General Brötz besichtigt einen Checkpoint der afghanischen Sicherheitskräfte

    Auch ein General trägt im Einsatz Helm, Weste und Waffe

    Bundeswehr/Herbert Singer
  • In einem Halbkreis stehen und knien sechs Männer um eine Karte herum die auf dem Boden liegt

    Planungsarbeit mit den afghanischen Partnern

    Bundeswehr/Timo Rosenbohm
  • Ein Soldat steigt in einen Hubschrauber ein. Drei weitere Soldaten stehen mit voller Schutzausrüstung neben dem Hubschrauber

    Das Haupttransportmittel im Land ist der Hubschrauber

    Bundeswehr/Herbert Singer
von Herbert Singer

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