Radio Andernach live aus Afghanistan: Eine Ära endet

Radio Andernach live aus Afghanistan: Eine Ära endet

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
4 MIN

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Auf den ersten Blick ist in den Bürocontainern bei Radio Andernach im Camp Marmal alles wie immer: Die Truppe im Einsatz will kurzweilig unterhalten werden, Informationen wechseln sich mit flotter Musik ab. Trotzdem ist es eine ganz besondere Sendung, die hier läuft: Es ist die letzte Livesendung des Viermannteams aus Afghanistan.

Die letzte Live-Moderation aus Afghanistan

Ein Soldat mit Kopfhörern steht in einem Tonstudio vor einem Mikrofon

Oberleutnant Michael V. moderiert schwungvoll die letzte Livesendung aus Afghanistan

Bundeswehr/Detlef Schachel

Es ist die allerletzte Livesendung von Radio Andernach aus Afghanistan. Oberleutnant Michael V. steht am Studiomikrofon und moderiert das Programm. Für den 30-jährigen Leiter des Teams ist es der erste Auslandseinsatz. „Irgendwie Ehre und Bürde zugleich“, stellt der gebürtige Hannoveraner in Bezug auf die Herausforderung der letzten Livesendung fest. Da er schon jede Menge Moderationserfahrung mitbringt, strahlt er trotzdem Gelassenheit aus. Bereits als Schüler sowie während des Studiums an der Universität der Bundeswehr in Hamburg führte er Bühnenmoderationen durch. „Das macht mir einfach Spaß“, bekennt Oberleutnant Michael V.

Ehemalige Moderatoren erzählen

Für die letzte Livesendung aus Masar-i Scharif haben sich Oberleutnant V. und sein Team in Zusammenarbeit mit den Soldatinnen und Soldaten in Mayen etwas Besonderes einfallen lassen. Ehemalige Moderatoren aus den über zehn Jahren der Live-Moderation aus Afghanistan berichten über ihre Erlebnisse. Dabei erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer auch, dass Radio Andernach die deutschen Soldatinnen und Soldaten zunächst mit einem Sender aus Kabul begleitet hat. Im Jahr 2008 erfolgte der Umzug in den afghanischen Norden, ins Camp Marmal.

Perfektes Zusammenspiel ist gefragt

Ein Soldat sitzt am Regiepult und zeigt mit dem Finger auf einen Soldaten, der am Mikrofon vor ihm steht

Er ist der Mann an den Reglern und steuert die Wechsel zwischen Moderation und Musik: Stabsunteroffizier Pierre S.

Bundeswehr/Detlef Schachel

Auf der anderen Seite der Studioscheibe sitzt Stabsunteroffizier Pierre S. an den Regelknöpfen. Auch für den 32-jährigen gelernten Rundfunktechniker ist es der erste Auslandseinsatz. Während der Sendung hat er den Moderator sowie die verbleibende Zeit des laufenden Musiktitels stets im Blick. Rechtzeitig gibt er dem Moderator ein Handzeichen, dass sich der Titel seinem Ende nähert. Dieser stimmt dann den Beginn seiner Moderation darauf ab. Andersherum funktioniert es genauso. Das Wechselspiel zwischen den beiden Soldaten funktioniert perfekt. Dem Beobachter wird sofort klar, dass hier ein eingespieltes Team am Werk ist.

Gekonnte Routine bis zur letzten Minute

Ein Soldat sitzt an einem Studioarbeitsplatz und lächelt in die Kamera

Hauptbootsmann Adrian G. stellt die aktuellen Meldungen am Nachrichtentisch zusammen

Bundeswehr/Detlef Schachel

Gleich nebenan sitzt Hauptbootsmann Adrian G. Er ist der „Wingman“, also der Partner für die heutige Moderation. Aber er hat noch eine weitere Aufgabe. Er stellt die Nachrichten zusammen, die fester Bestandteil der Livesendungen aus Afghanistan sind. „Das mache ich hier an unserem Newsdesk“, informiert der 29-Jährige, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwendet. Hauptbootsmann Adrian G. gehört zu den erfahrenen Rundfunk-Soldaten. Er ist seit acht Jahren bei Radio Andernach und war in dieser Zeit bereits mehrfach in Einsätzen unterwegs – sowohl in Afghanistan als auch im Kosovo.

Parallel erfolgt bereits der Rückbau

Ein Soldat arbeitet an einem Studiotechnik-Turm

Rundfunktechniker Hauptfeldwebel Andreas P. taucht tief in die Technik ein

Bundeswehr/Detlef Schachel

Auch Hauptfeldwebel Andreas P. verfügt mehrfach über Einsatzerfahrung mit den Teams von Radio Andernach in Auslandseinsätzen. Aktuell ist es für den 38-Jährigen der sechste Einsatz in Afghanistan. Heute ist der Rundfunktechniker nicht unmittelbar in die laufende Sendung eingebunden. Vielmehr kümmert er sich um die nicht mehr benötigte Technik, wenn der Live-Sendebetrieb eingestellt wird. „Da gibt es jede Menge zu tun, um einen solchen Rundfunkstudiosatz für den Rücktransport nach Deutschland vorzubereiten“, kennt sich der Hauptfeldwebel aus.

Programm wird künftig aus Mayen gesendet

Mehrere Technikschränke stehen auf einem Studiotisch

Ohne funktionierende Technik keine Sendung – diese einfache Gleichung gilt auch für Radio Andernach

Bundeswehr/Detlef Schachel

Hauptfeldwebel Andreas P. bleibt mit seinem Teamchef, Oberleutnant Michael V., noch in Afghanistan. Zum einen wird Radio Andernach weiterhin nach Afghanistan senden, wenn auch nunmehr aus Deutschland. Hauptfeldwebel Andreas P. kümmert sich um die technische Umsetzung im Camp Marmal, damit Radio Andernach unverändert empfangen werden kann. Zum anderen bildet er mit seinem Oberleutnant ein Korrespondententeam, um auch künftig Beiträge aus dem Einsatz der deutschen Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan zu produzieren. Diese werden nach Mayen verschickt und gehen von dort auf Sendung. Dass Andreas P. auch mit einer Kamera umgehen kann, stellt er wenig später unter Beweis, als er die letzten Minuten der laufenden Livesendung dokumentiert.

Die letzte Live-Minute aus Afghanistan

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Die letzte Minute Radio aus dem Studio in Masar-i Scharif

Und dann ist es soweit: Nun kommt das, was das Team bisher versucht hat zu verdrängen. Die letzte Moderation steht an. Hauptbootsmann Adrian G. ist inzwischen ins Studio gekommen. Er soll den Hörern seine Gedanken zum Abschluss der Live-Ära von Radio Andernach aus Afghanistan mitteilen. Hauptbootsmann Adrian G. entscheidet sich für ein Hoch auf die Familie der Radio-Andernach-Macher.

„Für uns ist es eine großartige Sache, hier im Einsatz für die Kameradinnen und Kameraden da zu sein“, spricht er aus, was die Arbeit bei Radio Andernach so auszeichnete. Nun kommen doch noch Emotionen ins Spiel. Der letzte Titel wird angesagt. „Heute, morgen, übermorgen“ soll die Brücke in die Zukunft bauen. „Tschüss aus MeS“ und „Radio Andernach“ tönt es noch einmal durch die Lautsprecher, dann wird es still im Studio. Das Live-Radio-Andernach-Team in Afghanistan meldet sich ab, Mayen hat übernommen. Die Live-Ära aus Afghanistan ist nun Geschichte.


von Detlef  Schachel

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