Verschiedene Konfessionen aber gleiche Meinung

Verschiedene Konfessionen aber gleiche Meinung

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
2 MIN

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Die Militärseelsorger unterhalten sich mit zwei Soldaten

Nach dem Gottesdienst gibt es für jeden noch ein Wort auf den Weg

Bundeswehr / Jürgen Sickmann

„Tatsächlich muss ich sagen, dass wir beide eine sehr harmonische Übergabe hatten“, sagt Militärpfarrer Jörg Plümper. Der Grund für die Harmonie liegt in einer grundlegenden Tatsache: „Wir haben beide einen Herrn, der Weg dahin ist lediglich etwas anders“, so Militärpfarrer Gerson Seiß. Dabei sind sich beide einig, „Gott kommt in uns Menschen und durch uns“. Das ist es auch, was die beiden eint. Martin Luther wollte damals keine Spaltung der Kirche, er wollte die Kirche erneuern. Aus Eigendynamik dieser Erneuerungsgedanken entwickelte sich schließlich eine differenzierte Ämterlehre. Während der Protestant ordiniert ist, „ein Mensch wie du und ich“ wie Seiß sagt, ist der Katholik geweiht. „Das ist mein Leib, der Gott auf Erden vertritt“, beschreibt Plümper aus Sicht der Katholiken. Mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Wir haben schon ein anderes Sendungsbewusstsein“. Dabei „steht und fällt alles mit dem Bodenpersonal“. Die beiden Geistlichen demonstrieren ein spannungsfreies Verhältnis. Sie befinden sich beide im Dienste Gottes. Die trennende Dogmatik spielt für beide eine untergeordnete Rolle. Beide eint das Bild, Seelsorger für jeden militärischen Angehörigen zu sein. Der Begleitauftrag sei klar definiert, es sei kein Missionieren. Selbst Muslime seien nicht nur willkommen, sondern würden auch bei ihnen Hilfe finden. „Sie nehmen uns als geistliche Männer wahr, die von etwas überzeugt sind und dadurch finden wir einen Zugang.“

Probleme ohne Konfessionsbezug

Bei den Themen, die die Soldaten bewegen, spiele die Konfession keine Rolle. „Es ploppen bei uns beiden dieselben Themen auf“, sind sich die Militärgeistlichen einig. Beziehungsfragen stellen dabei einen gewichtigen Punkt dar. „Im Einsatz definieren wir uns neu. Was oder auch wen brauche ich wirklich zum Leben?“ Dazu berichtet Seiß aus seiner eigenen Erfahrung: „Eine stabile Ehe wird durch den Einsatz eher besser“, sagt er. Dabei stelle er persönlich eine Art Inflation in Beziehungen fest. Konflikte auszuhalten sei heute nicht mehr gefragt. Beim ersten Anzeichen von Auseinandersetzung suchten viele schnell das Weite. Oder das andere Extrem: „Der Partner im Einsatz merkt das früh, genießt die neue Freiheit. Der Partner zuhause meist spät, wenn der Partner wieder zurückgekehrt ist.“

Vereint in Wertschätzung

Der Saal Gottes

Der Saal der die Konfession vereint

Bundeswehr / Jürgen Sickmann

Und die Popularität der Kirche? „Da geht es uns wie dem Militär. Beide befinden wir uns auf dem absteigenden Ast.“ Der Eröffnungsgottesdienst der beiden war auch etwas Besonderes. Sie haben sich gegenseitig den Zuspruch Gottes gegeben. Eine Wertschätzung des jeweils anderen. Das sei atypisch. „Ich gehe viel harmonischer raus als ich reingekommen bin.“ Am Ende bleibt eine positive Bilanz: Konfessionsübergreifend kann funktionieren, ist aber nicht der Regelfall. „Ich konnte mit Weihnachten Christi Geburt feiern, er kann jetzt zu Ostern dessen Auferstehung feiern“, bringt es Plümper auf den Punkt. Über allem steht bei beiden das „verlorene Schaf“, das wie in dem Gleichnis wieder eingefangen werden müsse. „Jeder kann aus der Balance geraten. Wir sind gefordert hier Hilfestellung zu geben.“ So verstehen sich die beiden Seelsorger als Hirten innerhalb des psychosozialen Netzwerkes. Da ist dann auch kein Platz für Gerangel zwischen den Konfessionen.

von Nikoas Bart

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