Hintergrund: Wer führt die Operation Atalanta?

Hintergrund: Wer führt die Operation Atalanta?

Datum:
Ort:
Rota
Lesedauer:
3 MIN

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Europas Marinemission Atalanta sichert die Seewege am Horn von Afrika. Das Hauptquartier dafür liegt 7.000 Kilometer davon entfernt.

Ein graues Gebäude mit drei Stockwerken, Fensterreihen, Flachdach und ein vorspringender, verglaster Eingang.

Hauptquartier im Hauptquartier: Untergebracht ist das EUEuropäische Union-OHQ im Führungszentrum der spanischen Marine.

EUNAVFOR Somalia

In Rota, Spanien, befindet sich das „Operation Headquarter“, kurz OHQ, das für den Einsatz aller Schiffe und Flugzeuge der europäischen Marinemission Atalanta verantwortlich ist. Das Hauptquartier in Andalusien hat seine Arbeit im März 2019 aufgenommen. Vorher war die Operation seit ihrem Beginn 2008 aus Northwood, nahe London, geführt worden. Wegen des angekündigten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union hatte sich Spanien bereit erklärt, die praktische Führung von Atalanta zu übernehmen.

Das OHQ deckt die militär-strategische sowie die operative Führungsebene für diesen Einsatz ab. Es erlässt Befehle für alle EUEuropäische Union-Marineschiffe und -flugzeuge im Einsatzgebiet am Horn von Arika beziehungsweise im westlichem Indischen Ozean. Das OHQ ist den zuständigen Militär- und Politikgremien der EUEuropäische Union verantwortlich dafür, dass die eingesetzten Schiffe und Flugzeuge die Missionsziele erfüllen.


Auftrag und Nebenaufträge für Atalanta

Auf der Brücke eines Schiffes stehen Soldaten in beige-grüner Flecktarnuniform und blauer Arbeitsuniform.

Capacity building mit der Küstenwache in Dschibuti. Das Land ist direkt von der Sicherheitslage vor den Küsten seines großen Nachbarn Somalia betroffen. Hier im Februar an Bord der italienischen Fregatte „Carlo Bergamini“

EUNAVFOR Somalia


Kernauftrag der Operation ist, die Schiffe des Welternährungsprogramms und der African Union Mission in Somalia zu schützen. Das bedeutet in der Praxis Piraterie und Raubüberfälle auf See zu verhindern oder zu beenden.

Zu den Nebenaufgaben von Atalanta gehört auch, andere Missionen der EUEuropäische Union in der Region zu unterstützen, wie vor allem EUCAPEU Capacity Building Mission (European Union Maritime Capacity Building Mission) und EUTMEuropean Union Training Mission (European Union Training Mission) Somalia. Sie helfen der somalischen Regierung, zivile maritime Sicherheitskapazitäten beziehungsweise eigene Streitkräfte aufzubauen, um das Land zu stabilisieren und den Einfluss der radikalislamischen al-Shabaab-Milizen einzudämmen


Effektive Arbeit der deutschen Soldaten


Seit Oktober 2019 ist der spanische Generalmajor Antonio Planells Palau Befehlshaber der Operation. Zugleich ist er Kommandeur der Marineinfanterie der spanischen Marine. Sein Stellvertreter ist der deutsche Flottillenadmiral Wilhelm Tobias Abry, derzeitiger Kommandeur der Marineschule Mürwik.

Drei Offiziere in dunkelblauen Marineuniformen und weißen Schirmmützen stehen im Eingangsbereich eines Bürogebäudes.

Deutscher Besuch im EUEuropäische Union-OHQ Rota: (v.l.n.r.) Generalmajor Planells, Vizeadmiral Rühle und Flottillenadmiral Abry

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Den schätzt Planells sehr: „Ich danke Deutschland zum einen für die Entsendung der Soldaten, die hier im OHQ Rota eine wirklich tolle und effektive Arbeit leisten. Zum anderen danke ich der Deutschen Marine für die kontinuierliche Teilnahme an dieser Operation von Beginn an.“ Das erklärte er Anfang März aus Anlass eines Besuchs des Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle. Man freue sich immer über die deutschen Aufklärungsflugzeuge, die einen wesentlichen Beitrag leisteten, den Auftrag von Atalanta zu erfüllen. Gerade angesichts eines mehrere Millionen Quadratkilometer großen Verantwortungsgebiets: „Diese Augen aus der Luft sind wichtig für unseren Gesamterfolg“, so Planells.

Dem spanischen Generalmajor als Befehlshaber untersteht der sogenannte Force Commander, der sich an Bord des jeweiligen Flaggschiffs befindet, derzeit die spanische Fregatte „Numancia“. Er befehligt die Schiffe und Flugzeuge unmittelbar in See und in der Luft. Der Marineverband besteht normalerweise aus zwei Fregatten und zwei Seefernaufklärern. Die Deutsche Marine beteiligt sich regelmäßig mit einem Flugzeug vom Typ P-3C Orion.

Den Dank seines spanischen Gastgebers gab der deutsche Besucher zurück. „Das spanische Engagement bei der Operation Atalanta mit See- und Seeluftstreitkräften ist seit Beginn der Operation durchgängig auf einem hohen Niveau“, sagte Vizeadmiral Rühle. Damit habe Spanien einen wesentlichen Anteil am bisherigen Missionserfolg. „Das verdient unsere Wertschätzung und Anerkennung“, so Rühle.

Erfolg, aber noch nicht vollständig

Der Stellvertreter des Generalinspekteurs warnte trotz des beidseitigen Lobes aber auch: „Wir haben die Piraterie am Horn von Afrika erfolgreich zurückgedrängt, aber sie ist immer noch vorhanden. Dies darf nicht vergessen werden.“

Ein großes zweimotoriges Propellerflugzeug fliegt über dem Meer, im Hintergrund ein roter Tank auf dem Meer

Wachsamkeit bleibt gefragt: Auch wenn das Risiko Piraterie eingedämmt ist, patrouillieren EUEuropäische Union-Aufklärungsflugzeuge weiterhin die Region. Hier eine spanische CN-235

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Rund 100 Soldaten und Beamte aus 18 Nationen arbeiten derzeit im OHQ. Kernstück des Hauptquartiers in Rota ist eine Operationszentrale, die alle aktuellen Informationen über Piraterievorfälle im Einsatzgebiet sammelt und zu einem umfassenden Lagebild aggregiert – rund um die Uhr. Dabei senden die Schiffe und Flugzeuge von Atalanta ihre Informationen direkt ins Hauptquartier. Die Informationen von anderen Marineschiffen im Einsatzgebiet, die nicht zu Atalanta gehören, gelangen über ein gemeinsames Kommunikationssystem ebenfalls nach Rota.

Zum OHQ gehört auch das in Brest gelegene Maritime Security Centre Horn of Africa. Diese Führungszelle ist integraler Bestandteil des Atalanta-Hauptquartiers und eines der wichtigsten Elemente für den Erfolg der Operation. Es überwacht die Bewegungen von allen Handelsschiffen, die durch das Einsatzgebiet fahren und das 365 Tage im Jahr. Es gilt als unverzichtbares Bindeglied zur zivilen Schifffahrt.

von Marcel Nguyen van

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