Close Protection Team

Personenschutz in Mali – eine anspruchsvolle Aufgabe

Personenschutz in Mali – eine anspruchsvolle Aufgabe

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
6 MIN

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Über 2,3 Millionen Menschen leben in Bamako, der malischen Metropole am Niger. Die Konflikte des Landes machen auch vor der Stadt, die Wirtschafts- und Verkehrskreuz ist, nicht Halt. Das Personenschutz-Team aus dem bayrischen Roding kennt diese Gefahren und arbeitet dafür, seine Schutzpersonen stets sicher ans Ziel zu bringen. 

Soldaten stehen an einer Kiste und prüfen ihren Inhalt. Im Hintergrund steht ein Flugzeug.

Die Kisten sind randvoll gepackt. Für den Ernstfall ist alles dabei.

Bundeswehr/Björn Kapfer

Am Flughafen in Gao landet eine Maschine aus Niamey. An Bord befindet sich das Personenschutz-Team aus Roding. Ihr Aufenthalt im deutschen Camp Castor dient aber nur der Vorbereitung. Die eigentliche Mission findet im über 1.000 Kilometer entfernten Bamako, der Hauptstadt Malis, statt. Eifrig entlädt das Flughafenpersonal die Maschine, aus der die vier deutschen Soldaten soeben gestiegen sind. Jeder von ihnen reist mit großem Gepäck: Kleidung, Ausrüstung, Waffen. Die Kameraden aus Gao sind bis ans Flugfeld gefahren, um die Kisten und Seesäcke der Rodinger aufzunehmen. 

Angekommen im Camp, begrüßt man sich herzlich. Das Team war erst vor einigen Wochen hier, um den Bundesminister der Verteidigung zu begleiten und das Bundeskriminalamt bei seinem Schutzauftrag zu unterstützen. In den nächsten Tagen holen sie sich all das zusammen, was sie für den Auftrag brauchen. Kartenmaterial und Sicherheitsbriefing gehören genauso dazu wie Munition und Funkgeräte. „Auch wenn die Kameraden nur temporär hier sind, gehören sie für uns zum Team und wir geben unser Bestes, um sie so gut es geht zu unterstützen„, erklärt Major Anne F., die Chefin der Feldjägereinsatzkompanie in Gao.

Reise in eine andere Welt

Ein Soldat hält ein Funkgerät in der Hand, im Hintergrund eine Straße mit mehreren weißen Pick-ups.

Die Funkverbindung steht. Kommunikation ist wichtig, damit bei drohender Gefahr das ganze Team schnell informiert ist.

Bundeswehr/Björn Kapfer

Die Taschen sind gepackt und die Vorräte aufgefüllt. Am Flughafen von Gao stehen die vier Soldaten wieder an der Stelle, an der sie vor wenigen Tagen aus dem Flieger gestiegen sind. „Wir können boarden“, ruft Oberstabsfeldwebel Johannes D. Der Personentransportfeldwebel ist für alle deutschen Passagiere am Flughafen verantwortlich. Das CPT besteigt den Flieger. Eineinhalb Stunden dauert der Flug nach Bamako. Über 40 °C zeigt das Thermometer dort an und die Luftfeuchtigkeit lässt die Uniform der Soldaten an ihren Körpern kleben. Sie durchqueren wachsam den Flughafen und scannen mit ihren Blicken die Umgebung nach Auffälligkeiten ab. 

Vor dem Flughafen herrscht reges Treiben. Alte gelbe Mercedes-Taxis stehen dicht gereiht nebeneinander. „Wir sind 30 Minuten zu früh„, sagt Hauptfeldwebel Arnaud S., Führer der Gruppe. Die angeforderten Fahrzeuge sind noch nicht da. „Wir gehen erstmal an den Rand“, beschließt er. Hier ist der Blick besser und sie sind herausgelöst aus den Menschenmengen, die aus dem Terminal strömen. Einen Anruf später ist klar: Die Fahrzeuge sind bereits auf dem Weg, es kann nicht mehr lange dauern. Kurze Zeit später biegen vier schwere Geländewagen um die Ecke und halten vor den Feldjägern. Nun geht es ins Hotel für die Kameraden, um vor dem morgigen Erkundungstag noch einmal Kräfte zu sammeln.

Zwischen Mopedhorden und Sirenenchaos

Viele Fahrzeuge bewegen sich im Verkehrschaos von Bamako.

Der Verkehr in Bamako folgt ganz eigenen Regeln, an die man sich zunächst gewöhnen muss

Bundeswehr/Björn Kapfer

„Stell du den Roadblock, wir ziehen links vorbei„, funkt Hauptfeldwebel Arnoud S. seinen Kameraden im zweiten Fahrzeug zu. Mit einem Roadblock wird eines der Fahrzeuge den Weg für den fließenden Verkehr versperren, damit das andere sich auf der Straße eingliedern kann. „Das ist ein Standardmanöver“, erklärt der Feldjäger, „jeder von uns hat eine spezielle Kraftfahrausbildung und zudem beüben wir uns mehrmals jährlich in den Einheiten oder Fahrsicherheitszentren. Das Fahren in solchen Städten lernt man aber nur vor Ort.„ Und tatsächlich: Das Gewusel aus Motorradfahrern, Menschen, die die Straße überqueren, und Ziegenherden kann man in Deutschland nicht nachstellen.

Fahrspuren scheint es nicht zu geben, kreuz und quer schlängeln sich Mopeds durch den dichten Verkehr. Die Personenschützer fahren alle Strecken ab, die sie in den nächsten Tagen benötigen – auch die Ausweichstrecken werden dabei nicht ausgelassen. Dabei achten sie auf Straßensperrungen, Baustellen und alles andere, dass ihnen die Arbeit erschweren könnte. Zwischen dem Gehupe der Auto- und Motorradfahrer ist plötzlich eine Sirene zu hören und Sekunden später fährt ein Krankenwagen vorbei. Die Rettungsgasse scheint hier zu funktionieren. Danach füllen die Mopeds, die eben noch am Straßenrand Platz gemacht haben, wieder die Lücken im dichten Verkehr Bamakos und für das Team geht es langsam voran. 

Die Schutzperson kommt mit Verstärkung

Ein Soldat sitzt am Steuer eines Geländewagens.

Einen sieben Tonnen schweren SUVSport Utility Vehicle durch die Straßen zu zirkeln und dabei eine schusssichere Weste zu tragen, hat mit normalem Autofahren wenig gemeinsam

Bundeswehr/Björn Kapfer

Die Mittagssonne brennt am Himmel über Bamako. Den Terminplan der Schutzperson haben alle verinnerlicht und jeder weiß, was er zu tun hat. Brummend setzen sich die Geländewagen in Bewegung und verlassen das Hotel in Richtung Flughafen. Dort angekommen, parken sie direkt vor dem Terminal. „Wenn der General mit dem zweiten Team Personenschützer ankommt, soll alles schnell gehen. Wir wollen uns hier nicht länger als nötig aufhalten„, erklärt Hauptfeldwebel Klaus B. Dann kommen sie auch schon aus dem Terminal. Schnell ist das Gepäck verstaut und alle Personen sind auf die Fahrzeuge verteilt. Jetzt geht es in den dichten Mittagsverkehr von Bamako.

Knapp 30 Minuten Stop-and-Go haben sie hinter sich, als sie das Hotel erreichen. Zeit zum Durchschnaufen bleibt ihnen nicht – Hauptfeldwebel Arnaud S. und sein Team gehen noch einmal die Nachmittagsplanung durch. Nach kurzer Zeit setzen sie ihren Weg fort. Der General muss zu einer Veranstaltung einmal quer durch die Stadt. Auf der Stadtautobahn ist es voll und den kleinen Konvoi zusammenzuhalten, ohne jemanden zu gefährden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Im Fahrzeug herrscht Stille, die nur durch einzelne Funksprüche unterbrochen wird.

Sie dürfen auf keiner Party fehlen

Ein Soldat steht auf einem Balkon und schaut auf eine Menschenmenge herunter.

Er hat alles im Blick – Hauptfeldwebel Klaus B. beobachtet das Treiben aus der Entfernung und behält den Überblick

Bundeswehr/Björn Kapfer

Am Zielort angekommen, durchlaufen die Fahrzeuge einen Sicherheitscheck. Die Wachmannschaft will sichergehen, dass sich im engen Gedränge auf der Straße niemand an den Fahrzeugen zu schaffen gemacht hat und etwa einen Sprengsatz am Fahrzeug befestigen konnte. Die Autos werden entsprechend gründlich untersucht. Zunächst wird auf das Dach geschaut, danach über die Radkästen des Fahrzeugs und mit Hilfe eines Spiegels wird der Unterboden abgesucht. Ein weiterer Soldat kontrolliert derweil die Zufahrtsberechtigung des Konvois. Anschließend wird der General bis vor die Haustür gebracht. Das Berliner Team übernimmt nun die Sicherung im Nahbereich und die Rodinger überwachen die Fahrzeuge und das Gelände.

Inzwischen neigt sich die Abendveranstaltung, zu der der General geladen war, dem Ende zu – die Rückfahrt ins Hotel steht an. Was am Tag schon herausfordernd war, wird nun durch die Dunkelheit zusätzlich erschwert.

Eine nächtliche Tour durch Bamako

Fahrzeuge bewegen sich bei Nacht im dichten Verkehr.

Nachts wird das Chaos umso herausfordernder. Das Close Protection Team ist mittendrin.

Bundeswehr/Björn Kapfer

„Alle dran?„, fragt der Gruppenführer. Die Fahrzeuge rollen vom Hof des gesicherten Geländes. Durch die getönten Scheiben des SUVs fällt nur wenig Licht, was das Fahren umso mehr erschwert. Auf den noch immer gut gefüllten Straßen schlängeln sich weiterhin die Mopeds der Einheimischen durch den Verkehr – meist ohne Licht. In der Dunkelheit die Orientierung nicht zu verlieren, ist eine besondere Herausforderung. Zum Glück haben sich alle bei Tageslicht die Strecke gut eingeprägt. Die Straßenbeleuchtung in der Hauptstadt ist nur sporadisch vorhanden, vor allem die kleinen Seitenstraßen sind gefährlich. 

„Wenn hier jemand herausfährt und nicht aufpasst, kann das schnell böse ausgehen„, sagt Hauptfeldwebel Marcel K., der Fahrer des sieben Tonnen schweren Geländewagens. Für die Personenschützer ist solch ein Unfall ein schwieriges Szenario. Es ist ihre Pflicht, den Verletzten zu helfen und die Gendarmerie – die Polizei in Bamako – zu informieren. „Sollte so ein Fall eintreten, entfernen wir die Schutzperson vom Ort und regeln das Ganze unter eigener Sicherung.“ Erläutert der Gruppenführer. Hauptfeldwebel Arnaud S. spricht fließend Französisch. Sollte es nötig sein, kann er zumindest übersetzen und vermitteln. In dieser Nacht passiert zum Glück nichts und kurze Zeit später erreichen alle das Hotel. Ein langer Tag geht zu Ende. Nach einer kurzen Nachbesprechung heißt es duschen und ab ins Bett. Morgen geht es weiter, die nächste Veranstaltung wartet bereits.

von Björn Kapfer

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