Der Schirrmeister

Zwischen Schraubenschlüsseln und Fettkartuschen – ein Tag in Erbil

Zwischen Schraubenschlüsseln und Fettkartuschen – ein Tag in Erbil

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
4 MIN

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Stabsfeldwebel Markus S. ist in Erbil als Schirrmeister bei Counter Daesh/Capacity Building Iraq eingesetzt. Einen Tag lang nimmt er uns mit in seinen Alltag, den er selbst als abwechslungsreich, handwerklich und von Zeit zu Zeit auch als dreckig beschreibt: im multinationalen Camp Erbil, zwischen Werkstatt, Log-Platte und Büro-Container.

Ein Soldat liegt auf einem Rollbrett unter einem Einsatzfahrzeug

Für die Wartungsarbeiten muss Markus S. auch ab und zu einen Blick unters Fahrzeug werfen

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Nach unserer Morgenlage bin ich heute mit Stabsfeldwebel Markus S. verabredet. Es ist kurz nach 10 Uhr, als ich mich auf den Weg zu unserer Log-Platte mache. Die Log-Platte im multinationalen Camp Erbil ist eine etwa 20 mal 25 Meter große geteerte Freifläche, die hauptsächlich für logistische Zwecke genutzt wird. Markus S. ist auch im Heimatland mit den Fahrzeugen des Fallschirmjägerregiments 26 betraut. Sein Aufgabenbereich in Erbil ist für ihn keineswegs Neuland. „Dennoch ist meine Arbeit im Auslandseinsatz deutlich vielfältiger und abwechslungsreicher als im Inland“, verriet er mir, als er mich dazu einlud, ihn einmal zu begleiten.

Markus S. liegt auf einem Rollbrett unter dem Eagle, als ich mich der Log-Platte nähere. Auf den ersten Blick ist von ihm nicht allzu viel zu erkennen, lediglich seine Beine ragen unter dem Fahrzeug hervor. Als er mich bemerkt, rollt er schwungvoll unter dem Fahrzeug hervor und begrüßt mich mit einem Lächeln. Bevor es losgeht, gibt er mir noch schnell die ersten Einblicke in seinen Auftrag: Als Schirrmeister ist er in erster Linie für die Instandsetzung der Fahrzeuge, die Ausfuhr des Schadmaterials nach Deutschland sowie die Bergebereitschaft im Falle eines Notfalls zuständig. Hinzu kommen unter anderem die Wartung der Container und Aggregate im Lager sowie die Nachweisführung aller getroffenen Maßnahmen. „Aber am liebsten ‚schraube‘ ich, das ist nun mal der schönste Teil meines Jobs“, sagt er grinsend und blickt wieder hinüber zu seinem Eagle.

Regelmäßige Wartungen für Materialerhalt und Sicherheit

Ein Soldat mit Arbeitsjacke prüft etwas im Motorraum eines Fahrzeuges

Auch die Kontrolle der Stände von Öl und Bremsflüssigkeit sind Teil der Wartung

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Markus S. hatte die Zeit vor meinem Eintreffen genutzt, um bereits erste Wartungsarbeiten am Fahrzeug durchzuführen – genau genommen die Kontrolle der Bremsanlage, wie ich erfahre. Als ich mich zusammen mit ihm unter das Fahrzeug lege, um selbst einmal einen Blick auf Achsen und Bremsanlage zu werfen, muss ich feststellen: Obwohl ich weder von Fahrzeugen noch von Instandsetzung viel verstehe, wecken Markus’ gute Laune und seine Leidenschaft für den Auftrag mein Interesse. Gut, dass es für jeden Bereich der Bundeswehr einen Spezialisten gibt.

Ein Container voller Werkzeug

Ein Soldat flext in einer Werkstatt an einem Stück Metall

In seiner Werkstatt verfügt Markus S. über allerlei Werkzeug – da ist für jeden Zweck das passende Werkzeug dabei

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Markus S. öffnet einen der umstehenden Container. In seiner Werkstatt hat der gelernte Kraftfahrzeugtechnikmeister alles, was er für die Instandsetzung von Fahrzeugen und Material benötigt. An einer Werkbank hängen Bohrer und Schraubenzieher neben Schraubenschlüsseln und Sägeblättern, diverse Kleber und Lacke sind in den Regalen aneinandergereiht und im hinteren Teil des Containers finden sich verschiedenste Prüfgeräte sowie ein kleiner Vorrat an Ersatzteilen.

Markus bittet mich, zwei Meter zurückzutreten. Für Reparaturarbeiten benötigt er noch ein passendes Stück Rohr. Markus hat allerlei Erfahrung im Umgang mit Flex-Maschinen und ohne zu zögern beginnt er, das Metall präzise zuzuschneiden. Funken sprühen und der schrille Sound der Maschine durchschneidet die Ruhe im Camp. Nach wenigen Sekunden schon hat das Rohr die richtige Länge und der Klang verebbt wieder. Zeit für eine Pause.

Ausbildung im Fahrparcours

Ein Soldat und eine Soldatin sitzen in einem Einsatzfahrzeug. Der Soldat erklärt etwas.

Als Schirrmeister ist Stabsfeldwebel Markus S. auch für Aus- und Weiterbildungen rund ums Fahrzeug zuständig

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Es ist früher Nachmittag, als wir uns wieder an der Log-Platte treffen. Markus S. hat die Zeit während der Mittagspause zur Buchführung genutzt und die letzte Stunde vorwiegend im Büro verbracht. Für den Nachmittag plant er zusammen mit einer Kameradin, den Aufbau für die Ausbildung „aktiver Beifahrer“ zu testen. Hierfür hat er eigens einen Parcours aufgebaut, in dem sich die Beifahrer testen und üben können. Aufgrund der eingeschränkten Sicht in gepanzerten Fahrzeugen darf die Bedeutung des Beifahrers während der Fahrt zu keinem Moment unterschätzt werden.
Der Eagle IV vor uns wiegt etwa 9,5 Tonnen. Es handelt sich hierbei um eine als Rettungsfahrzeug ausgestattete Version. Stabsunteroffizier Livia L. ist als Kraftfahrerin im Einsatz und Fahrerin des beweglichen Arzttrupps der Sanitätsstaffel. „Markus ist für mich hier meine Anlaufstelle für alle Fragen zum Fahrzeug, zum Fahrverhalten oder zu anstehenden Wartungen“, erzählt sie mir kurz vor dem Einsteigen.

Fahrradservice inklusive

Ein Soldat und eine Soldatin prüfen etwas an einem Fahrrad

Stabsfeldwebel Markus S. hilft den Kontingentangehörigen gerne auch über seinen Aufgabenbereich hinaus

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Als das Fahrzeug wieder zum Stillstand kommt, steigen beide aus. Es war interessant zu beobachten, wie wendig das massive und wuchtig wirkende Fahrzeug doch ist. Keine zehn Minuten sind vergangen, Markus S. ist gerade dabei, die Nachbereitung des Eagle abzuschließen, da nähert sich eine Kameradin mit einem Fahrrad. Das Einsatzkontingent Erbil verfügt derzeit über einige Fahrräder, die den Soldatinnen und Soldaten den Tagesdienst und die teils weiten Wege auf der Erbil Air Base erleichtern sollen.

Aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse im Sommer sowie während der Regenzeit kommt es jedoch des Öfteren zu kleineren Mängeln an den Rädern. Auch in diesen Fällen ist Markus S. Ansprechpartner Nummer eins des Kontingents. Er hilft gerne – und das weit über seinen eigentlichen Zuständigkeitsbereich hinaus. „Wenn Panzertape und Kabelbinder nicht mehr helfen, kommen die Soldatinnen und Soldaten über kurz oder lang meistens zu mir“, erzählt er lachend, während wir das Kugellager der Lenkgabel kontrollieren. Nach einer zwanzigminütigen Weiterbildung zum Thema „Fahrrad zerlegen und zusammensetzen“ ist das Rad wieder einsatzbereit. „Jetzt sollte es passen“, stellt er zum Abschluss zufrieden fest.

von PAO Capacity Building Iraq

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