Beschaffung geschützter Fahrzeuge

Geschützte Wechselladersysteme an die Truppe übergeben

Geschützte Wechselladersysteme an die Truppe übergeben

Datum:
Ort:
Delmenhorst
Lesedauer:
4 MIN

Die Bundeswehr erneuert ihre Transport-LKW. Bis zu 4.000 Wechselladersysteme - kurz WLSWechselladersystem - kann die Bundeswehr in den nächsten Jahren erhalten. Im Sommer 2020 wurden 540 dieser speziellen LKW bei der Industrie beauftragt. 230 Fahrzeuge sind davon in einer geschützten Version geplant. Die ersten fünf geschützten und hochmobilen WLSWechselladersystem wurden kürzlich an die Truppe übergeben. Nach der Übernahme begann umgehend die Ausbildung der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer auf den geschützten Fahrzeugen.

Ein grüner LKW mit offener Tür von der Seite fotografiert

Aufgrund der Panzerung kann man die schweren Seitentüren mit Unterstützung durch einen Motor öffnen und schließen

Bundeswehr/Heckemanns

An der wuchtigen Fahrkabine erkennt man die geschützte Ausführung des Wechselladersystems. Die kleinen Seitenfenster, durch die sich die Fahrerinnen und Fahrer während der Fahrt orientieren müssen, sind nur ein Zeichen dafür, dass die neuen Transportfahrzeuge eine erhöhte Schutzklasse aufweisen. „Mit den geschützten Wechselladersystemen kann sich die Bundeswehr noch besser auf verschiedene Bedrohungslagen einstellen“, erklärt Oberstleutnant Michael Bischoff. Der Stabsoffizier ist der Projektleiter im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr). „Trotz der geschützten Fahrerhauses sind die Transportfahrzeuge hochmobil. Dank Allradantrieb können die Fahrzeuge auch im schweren Gelände die Truppen versorgen. Und das, obwohl auf der Wechselladerpritsche bis zu 14 Tonnen Nutzlast transportiert werden können“.

230 geschützte Wechselladersysteme für die Truppe

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Oberstleutnant Michael Bischof ist der zuständige Projektleiter im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Im Video erklärt er den Projektverlauf seit dem Vertragsschluss.
Transkription des Videos

Am 18. Juni 2020 wurde im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr der Vertrag zur Herstellung und Lieferung der LKW geschlossen. Bis zu 4.000 Fahrzeuge kann die Bundeswehr auf dieser Grundlage beschaffen. In der ersten Tranche sind 540 Fahrzeuge geplant. Mit der Übergabe der geschützten Wechselladersysteme an das Personal des Kraftfahrausbildungszentrums Delmenhorst befinden sich die Fahrzeuge in der Nutzung.

Ein Soldat in Uniform steht vor einem LKW
Oberstleutnant Michael Bischof, Projektleiter im BAAINBw Bundeswehr/Heckemanns
Die Auslieferung der neuen Wechselladersysteme befindet sich zu 100% im Zeit- und Kostenrahmen!

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Zu den ersten Empfängern der neuen Fahrzeuge gehören die Truppenteile der VJTFVery High Readiness Joint Task Force . Darüber hinaus werden die LKW in der Logistik der Bundeswehr eingesetzt. Sie ersetzen auch in bestimmten Truppenteilen die alten Fahrzeuge. So werden beispielsweise in der Artillerietruppe die Soldatinnen und Soldaten künftig die Munition mit den WLSWechselladersystem transportieren.

Zwei grüne LKW stehen in einer Halle

Ein ungeschütztes Wechselladersystem (rechts) neben einem geschützten WLSWechselladersystem. In einem letzten Schritt kontrolliert der Hersteller die Fahrzeuge noch einmal, bevor sie vom BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr an die Truppe übergeben werden.

Bundeswehr/König


Je nach Bedrohungslage können dafür geschützte oder ungeschützte Fahrkabinen auf die Fahrzeuge aufgesetzt werden. Das verstärkte „Cockpit“ schützt gegen den Beschuss von Handfeuerwaffen und gegen Sprengstoffanschläge. In beiden Kabinen ist Platz für drei Personen, deren persönliche Ausrüstung und Handwaffen der Soldatinnen und Soldaten.

Markenzeichen: Großer Haken und eine universelle Ladefläche

Oberstleutnant Bischoff war selber lange Jahre als Instandsetzer in den Streitkräften tätig. Er erklärt die Vorteile des Wechselladersystems: „Mit Hilfe des Hakens und der Hydraulik können in ca. 30 Sekunden Wechselladerpritschen oder andere austauschbare Ladungsträger auf- oder abgeladen werden. Egal, ob es sich hierbei um Tankcontainer, Paletten mit Munition oder anderweitige Versorgungsgüter handelt“. Im Gegensatz zu einem aufgesetzten Container wird bei den Wechselladerpritschen weder zusätzliches Gerät noch Personal benötigt. „Mit dem WLSWechselladersystem ist die Truppe unabhängiger und wesentlich schneller unterwegs!“

Ein grüner Metalhaken auf der Ladefläche eines LKW

Der massive Haken zieht mit hydraulischer Unterstützung verschiedene Transportbehälter auf die Ladefläche

Bundeswehr/König

Der eingesetzte Trupp kann mit seinem beladenem WLSWechselladersystem beispielsweise direkt zum nächstgelegenen Truppenversorgungspunkt fahren, um dort seine Facht ab- bzw. aufladen. Alternativ könnte in einer Gefechtssituation die Munition oder Betriebsstoff für einen Zug Leopard-Panzer schnell an einem vereinbarten Punkt im Gelände abladen werden. Während der Transport-LKW und seine Besatzung schon lange wieder weg sind, könnten die Panzer an der Stelle anhalten, die Geschosse aufnehmen und weiterkämpfen.

Ein grüner LKW steht mit leerer Ladefläche auf einer Betonplatte

Auf den Wechselladerpritschen können neben Paletten auch ISOInternational Organization for Standardization-Container transportiert werden

Bundeswehr/König

Sollte doch einmal der Transport von ISOInternational Organization for Standardization-Containern nötig sein, können diese ebenfalls auf dem „Rücken“ des WLSWechselladersystem transportiert werden. Hierfür sind standardisierte Twist-Lock-Halterungen für „handelsübliche“ 20-Fuß-ISOInternational Organization for Standardization-Container vorgesehen. Allerdings wird dann für das Auf- oder Abladen der jeweiligen Container oder der darin befindlichen Güter ein Kran oder Gabelstapler mit dem entsprechenden Personal benötigt.

Eigenschutz für die Besatzung der WLSWechselladersystem

Treffen die Soldatinnen und Soldaten mit ihrem Fahrzeug auf den Feind und müssen ausweichen, unterstützt sie dabei der Wirkmittelwerfer ROSYRapid Obscuring System. Auf Knopfdruck baut sich in Bruchteilen einer Sekunde ein Vorhang aus rotem Phosphor auf. Die undurchsichtige Nebelwand ist so groß, dass der LKW sich mühelos der Beobachtung des Feindes entziehen kann - selbst Infrarot-Sensoren sind nicht in der Lage den Nebel zu durchdringen.

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Die Bundeswehr beschafft zunächst über 500 neue Lkw vom Typ Wechselladersystem. Sie alle sollen mit der Nebelwurfanlage ROSYRapid Obscuring System ausgestattet werden. Auf dem Gelände der WTDWehrtechnische Dienststelle 91 wird das Zusammenspiel der beiden Systeme auf Herz und Nieren überprüft.

Zum Selbstschutz der Besatzung besteht außerdem die Möglichkeit, eine fernbedienbaren Waffenstation (FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation) am Fahrzeug anzubringen. Beim WLSWechselladersystem wird die FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 100 mit Maschinengewehren im Kaliber 7,62 Millimeter eingesetzt. Eine spezielle Klimaanlage schützt die Insassen zusätzlich bei Angriffen mit ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Waffen.

„Kaderausbildung“ an den neuen Fahrzeugen

Einen geschützten LKW darf nur fahren, wer die Fahrerlaubnisklasse „G“ für geschützte Radfahrzeuge besitzt. Der Grund liegt nicht nur im höheren Gewicht der gepanzerten LKW, welches zu einem anderen Schwerpunkt und einem längeren Bremsweg führt. Aufgrund der eingeschränkten Sicht nach außen sind die militärischen Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer während der Fahrt auf die Unterstützung ihrer Mitfahrenden als aktive Beifahrer und Beifahrerinnen angewiesen.

Ein grün-brauner LKW steht auf einem Sandberg vor blauen Himmel

Die Fahrt durch das Gelände ist Teil der Ausbildung. Nur so können die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer das geschützte Fahrzeug richtig kennenlernen.

Bundeswehr/Kraftfahrausbildungszentrum Delmenhorst
Ein grün-brauner LKW steht vor einem Teich im Gelände. Im Hintergrund stehen Bäume

Die Fahrt durch Schlamm und Gewässer gehört ebenfalls zur Ausbildung

Bundeswehr/Kraftfahrausbildungszentrum Delmenhorst

„Eine gute Ausbildung der Militärkraftfahrerin bzw. Militärkraftfahrer ist immens wichtig“, erklärt Oberstleutnant Bischof. Die sichere Handhabung des Fahrzeuges schone nicht nur das Material. Wichtiger seien aber die Menschen, die mit dem LKW ihren Auftrag ausführen. Denn sowohl ob auf dem Übungsplatz als auch im Einsatz oder im Straßenverkehr gilt: Eine vernünftige Ausbildung an und mit den LKW kann Menschenleben retten. Grund genug, die Schulung des technischen Personals der Bundeswehr in den Rahmenvertrag einzuschließen.

Deswegen erhalten die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer aus dem Kraftfahrausbildungszentrum Delmenhorst die ersten fünf geschützten WLSWechselladersystem. Nach einer einwöchigen Werkseinweisung durch den Hersteller wurden die Fahrzeuge von den Männern und Frauen an den niedersächsischen Standort überführt. Dort findet die sogenannte „Kaderausbildung“ statt und es werden die Kraftfahrfeldwebel und künftige Fahrerinnen und Fahrer aus der Truppe an den Fahrzeugen ausgebildet. Als Multiplikatoren werden sie später in ihren Einheiten weitere Kraftfahrende in die Handhabung der neuen WLSWechselladersystem einweisen.

Die Kaderausbildung sorgt so für einen schnelle Ausbildung weiterer Fahrer und Fahrerinnen und garantiert eine zügige Nutzung der LKW in der Truppe. Denn noch in diesem Halbjahr erhält die Bundeswehr die nächsten geschützten und weitere ungeschützte Wechsellader.

von Dennis König  E-Mail schreiben

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