Heer
Camp Taurus in Pabrade

Der Mann mit den 1.000 Schlüsseln

Der Mann mit den 1.000 Schlüsseln

Datum:
Ort:
Pabrade
Lesedauer:
2 MIN

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Hitze liegt über dem Übungsgelände der enhanced Forward Presence Battlegroup im litauischen Pabrade. Am Rande steht das Containerdorf Camp Taurus, das für die Übung Schneller Degen 21 der deutschen 10. Panzerdivision extra aufgebaut wurde. Damit dort alles funktioniert, gibt es den Camp Sergeant, eine Art Facility Manager oder wie man früher sagte Hausmeister.

Ein Soldat steht vor einem Schlüsselbrett mit sehr vielen Schlüsseln.

Ordnung muss sein – der Camp-Sergeant stellt sicher, dass es für jeden Container im Camp Taurus in Litauen den richtigen Schlüssel gibt

Bundeswehr/Rebecca Schneider

Hauptfeldwebel Rainer Voigt* ist verantwortlich für eine intakte Infrastruktur weiter Teile des Containerdorfes Camp Taurus. Der 38-Jährige ist der Camp Sergeant in Pabrade und gehört zur 10. Panzerdivision, die mit der Übung Schneller Degen erstmals ein computergestütztes Stabstraining in Litauen absolviert. Eine Beschreibung seiner Aufgaben habe er nicht bekommen, sagt Voigt lächelnd. Als Vorkommando hat er, mit weiteren acht Kameraden, bereits Wochen vor dem Eintreffen der Hauptkräfte aus dem bayerischen Veitshöchheim nach Litauen verlegt. „Im Grunde war das hier wie bei einem komplett neuen Einsatz. Man fängt fast bei null an.“

Aber eben nur fast. Die rund 280 Unterkunftscontainer hatte vorher eine zivile Firma aus Litauen im Gelände aufgestellt. Allein dieser Bereich umfasst somit rund 10.000 Quadratmeter. Dazu kommen noch einmal rund 50 Container und Zelte für Verpflegung, Ausbildung und Betreuung. In Coronazeiten nutzen zwei Soldaten einen Container als Unterkunft.

„Jeder weiß, was er zu tun hat“

Im Vordergrund ein Feuerwehrmann mit Soldaten. Eine Pumpe liegt am Rand einer Wasseransammlung.

Im Truppenlager: Die Feuerwehr von Pabradė hilft eine kleinere Überschwemmung im Camp Taurus abzupumpen

Bundeswehr/Eric Baumgartl

Voigt erklärt, er sei in den fordernden Job mehr durch Zufall „reingerutscht“, da andere Kandidaten ausfielen. Möglicherweise habe er anfangs auch die kommenden Herausforderungen unterschätzt. Denn zunächst galt es, das Lager von der litauischen Firma zu übernehmen. „Wir mussten jede Steckdose prüfen“, erzählt er schmunzelnd, gezählt hat er sie nicht. Zudem gebe es für jeden Container drei Schlüssel. Diese mussten nachgezählt, oft nachbestellt und mit Anhängern versehen werden. Insgesamt kamen so mehr als 1.000 davon ans Schlüsselbrett. Um die Übersicht zu behalten, teilte er das Camp in sechs Zonen auf, das sei einfacher als die Nummerierung 1 bis 274.

Bevor die Soldaten der Division und Brigade anrücken, gibt es noch jede Menge zu tun. Voigt und seine Crew teilen das Camp auf, erstellen Reinigungspläne, stellen Kontakt zu Ansprechpartnern her, bestücken jeden Container und prüfen das Inventar auf Vollzähligkeit und vieles mehr. Evakuierungen und Feuerwehrübungen werden geplant und absolviert: „In meinem Team weiß jeder, was er zu tun hat.“ Dass diese Vorbereitungen nicht ganz unwichtig sind, zeigt sich nach einem Sturzregen. „Teile des Camps standen unter Wasser. Ein altersschwacher, aber funktionierender Feuerwehrwagen sowjetischer Bauart aus Pabrade eilte mit einer großen Pumpe herbei und pumpte das Wasser ab.“

Der Camp Sergeant bleibt ruhig

Ein Soldat steht zwischen einer Reihe von Containern mit einem Funkgerät in der Hand.

Immer unterwegs und ständig erreichbar: Der Camp Sergeant in „seinem Containerdorf“ in Litauen

Bundeswehr/Rebecca Schneider

Der Dienst des Camp Sergeants ist fordernd. Seine ruhige, zielführende Art hilft Hauptfeldwebel Voigt, die Aufgaben zu bewältigen. Dass es viel zu regeln gibt, zeigt sich auch daran, dass Voigt an manchen Tagen sein Diensthandy zweimal aufladen muss. Und wenn dann die Soldatinnen und Soldaten auch mal ungewöhnliche Wünsche haben, der Hauptfeldwebel hat für fast alles eine Lösung: „Ich kann schlecht Nein sagen“, sagt er lächelnd.

*Name redaktionell geändert

von Rainer Wenning

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Übung Schneller Degen 21