National Guardian

Im Einsatz für den Heimatschutz: eine Abwechslung zum zivilen Berufsleben

Im Einsatz für den Heimatschutz: eine Abwechslung zum zivilen Berufsleben

Datum:
Ort:
Bayern
Lesedauer:
5 MIN

Für eine erfolgreiche Landes- und Bündnisverteidigung, den Kernauftrag der Bundeswehr, stellt der Heimatschutz einen wesentlichen Bestandteil dar. Damit dies gelingt, braucht es eine engagierte Reserve. Drei Heimatschutzkräfte aus Bayern erzählen, warum sie sich vor der eigenen Haustür für die Bundeswehr einsetzen und ihren Dienst keinen Tag bereuen.

Soldaten üben auf einer Wiese an einer Puppe die Herz-Druck-Massage.

Gemeinsam frischen die Übungsteilnehmenden ihre Kenntnisse in Erster Hilfe auf

Bundeswehr/Bruno Haelke

Etwa 150 Kräfte des Heimatschutzregiments 1 haben während der deutschlandweiten Übung National Guardian ihre Fähigkeiten unter anderem im niederbayerischen Feldkirchen trainiert. Unter ihnen sind drei Soldatinnen und Soldaten, die ihren Weg in den Heimatschutz über die Allgemeine Streitkräftegemeinsame Soldatische Ausbildung gemacht haben – auch bekannt als die Ausbildung Ungedienter. Was sie eint, ist der unbedingte Wille, sich in der eigenen Heimat zu engagieren und das über den zivilen Beruf hinaus. Doch was motiviert die Reserve im Heimatschutz? Und welche Aufgaben gilt es innerhalb der Übung zu übernehmen?

Kameradschaft als zentrales Element 

In ihrem Alltag ist Michaela H. Ehefrau, Mutter und Bürosachbearbeiterin. Doch derzeit lässt sie diese Aufgaben in gewisser Weise hinter sich und leistet als Unteroffizier Michaela H. ihren Dienst in der 7. Kompanie des Heimatschutzregiments 1. Die 49-Jährige ist seit 2018 dabei und sagt heute, sechs Jahre später: „Ich habe es nie bereut. Ich möchte es nicht mehr missen.“

Portraitfoto einer Soldatin.
Michaela H. Bundeswehr/Bruno Haelke
„Meine Entscheidung war, mein Land hier zu unterstützen.“

Geübt lädt sie die Essensbehälter auf die Ladefläche und wirft ein Netz zur Sicherung drüber. Bei der aktuell laufenden Übung unterstützt sie die Kompanieführung. Essen ausfahren gehört dabei genauso zu ihren Aufgaben wie etwa Arzttermine zu organisieren. Wo immer sie gebraucht wird und etwas abnehmen kann, packt sie an. Noch schnell die Plane an der Ladefläche festzurren, dann kann es auch schon wieder losgehen. Michaela H. schätzt am Heimatschutz, dass sie direkt vor der eigenen Haustür, in ihrer Heimat, etwas zurückgeben und leisten kann. Als Mutter von zwei Söhnen war es ihr wichtig, nicht ins Ausland geschickt zu werden. „Meine Entscheidung war, mein Land hier zu unterstützen. Das ist genauso wichtig wie die Auslandseinsätze“, sagt sie voller Überzeugung und Stolz.

2018 absolvierte die Bundeswehrangehörige den allerersten Durchgang der Allgemeinen Streitkräftegemeinsamen Soldatischen Ausbildung im bayerischen Bogen. „Ich habe immer gesagt: Wenn es für mich als zivile Mitarbeiterin der Bundeswehr mal möglich ist, will ich das machen“, sagt sie rückblickend. So landete sie voller Motivation im Pilotprojekt. Und es erfüllte ihre Erwartungshaltung, denn: Als zivile Mitarbeiterin hatte sie zuvor schon viel über die Kameradschaft unter Soldatinnen und Soldaten gehört. Bewusst erleben durfte sie diese dann erstmals, als sie selbst in die Uniform schlüpfte. „Es ist unbeschreiblich, der Zusammenhalt, das Miteinander“, findet sie.

Die eigenen Grenzen kennenlernen und im Team überwinden 

Ähnliches erzählt auch Gefreiter Birgit W. Durch Zufall hatte sie von der Möglichkeit der Ausbildung Ungedienter erfahren und war sofort Feuer und Flamme. Schon als junge Frau wollte sie zu den Streitkräften, entschied sich damals allerdings dagegen, da sie zu dieser Zeit nur eine Laufbahn im Bereich Sanität hätte einschlagen dürfen. Heute, mit 58 Jahren, trägt sie stolz ihre Uniform. Auch wenn die Ausbildung im Heimatschutz ihr zwischenzeitlich durchaus die eigenen Grenzen aufzeigte. „Ich war sozusagen ein Rucksack auf Beinen“, erinnert sich die zierliche Frau an den Leistungsmarsch in der Sommerhitze 2023. Gemeistert hat sie es dennoch, nicht zuletzt aufgrund des guten Zusammenhalts innerhalb der Truppe. „Die Kameradschaft war Wahnsinn. Ich bin immer ein Teamplayer gewesen. Aber Kameradschaft ist nochmal etwas anderes“, vergleicht sie ihre Erfahrungen bei der Bundeswehr mit denen im zivilen Berufsleben als Hörgeräteakustikerin und Nachhilfelehrkraft.

Portraitaufnahme einer Soldatin
Birgit W. Bundeswehr/Bruno Haelke
„Ich bin kein ausgebildeter Elitesoldat. Aber wir können im Team was erreichen.“

Für Birgit W. ist National Guardian der erste Einsatz als Reservistendienstleistende. Sie ist begeistert, wann immer sie mit ihrem Dienst die aktive Truppe unterstützen kann. Für sie steht der Hilfsgedanke im Vordergrund ihres Engagements: „Ich bin kein ausgebildeter Elitesoldat. Aber wir können im Team was erreichen.“ Der Heimatschutz erfüllt sie mit Sinn, gerade in den aktuellen Zeiten. Als dreifache Mutter und vierfache Oma ist sie ein absoluter Familienmensch und will durch ihren Einsatz dazu beitragen, dass auch die vier Enkelkinder in einer Demokratie groß werden dürfen.

Vor einem Lkw der Bundeswehr stehen drei Soldaten, die das Fahrzeug beim Herumlaufen kontrollieren

Zu den wesentlichen Aufgaben der Heimatschutzkräfte gehört auch das Betreiben eines Checkpoints. Sie kontrollieren dabei zivile und militärische Fahrzeuge wie hier bei der Übung National Guardian in Feldkirchen (Symbolbild).

Bundeswehr/Bruno Haelke

Lang gehegte Träume erfüllen können 

Mehr Erfahrung hat hingegen schon Stabsgefreiter Tobias S., der routiniert an der Übungspuppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführt. Seine Augen leuchten, wenn er von vergangenen Übungen erzählt. Schon nach den ersten Erfahrungen in Uniform stand für ihn 2019 fest: „Da bleibst du dabei.“ Damals war er bereits über 30 Jahre alt und stand mit beiden Beinen fest im Berufsleben – seinen Job wollte er nicht für die Bundeswehr aufgeben. Für ihn waren daher die Allgemeine Streitkräftegemeinsame Soldatische Ausbildung und die Beorderung im Heimatschutz die perfekte Ergänzung zum Beruf. Dass er bei National Guardian als Kraftfahrer eingesetzt ist, freut den heute 37-Jährigen, der im Zivilberuf Fahrzeugmechatroniker ist.

Portraitfoto eines Soldaten
Tobias S. Bundeswehr/Bruno Haelke
„Bei der Kompanie stimmt halt einfach alles.“

So macht für ihn die Faszination aus, dass er als Heimatschützer auch nah an der aktiven Truppe ist, indem er diesen etwa Schutzaufgaben abnimmt. Kürzlich hat er mit seiner Kompanie im Gefechtsübungszentrum einen mobilen Gefechtsstand der Panzergrenadiere gesichert, in Feldkirchen wurden mehrere Fahrzeuge auf die Bahn verladen. Für den Fan von Militärfahrzeugen eine tolle Abwechslung zum Alltag.

Und auch Tobias S. betont immer wieder die gelebte Kameradschaft, egal ob in der Ausbildung, bei vergangenen Übungen oder auch diesmal wieder. „Bei der Kompanie stimmt halt einfach alles. Die Kameradschaft, wenn man das mal gelebt hat, wenn man da mal reingewachsen ist, dann bleibt man da“, sagt er. 

Enormes Potenzial für Heimatschutz 

Der Kommandeur des Landeskommando Bayern, Brigadegeneral Thomas Hambach, spricht den eingesetzten Soldatinnen und Soldaten des Heimatschutzregiments 1 Lob und Anerkennung aus: „Der Heimatschutz ist auf dem richtigen Weg, im Rahmen unserer aktuellen Möglichkeiten sehr gut und sehr breit aufgestellt.“

Für die Soldatinnen und Soldaten des Heimatschutzregiments 1 ist die Übung National Guardian eine tolle Gelegenheit, mit Kameradinnen und Kameraden des gesamten Regiments zusammenzukommen.

von Victoria Stark

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