Große Herbstübung

Premiere in Münster

Premiere in Münster

Datum:
Ort:
Münster
Lesedauer:
5 MIN

Gruppengefechtsschießen, Einsatz im Feldposten, Kontrolle am Checkpoint... Es war ein Potpourri militärischer Ausbildungen für die rund 100 Heimatschutzkräfte während der Übung AGILES ROSS. Wichtige Kenntnisse wurden vermittelt und vertieft, damit die Soldatinnen und Soldaten etwa im Krisenfall kritische Infrastruktur schützen.

Soldat schießt

Zum Abschluss des Tages wurde die Verteidigung in der Gruppe geübt.

Bundeswehr/Olaf Pieper

Gemacht! Zwei Wochen übten Ende Oktober rund 100 Heimatschutzkräfte am Standort Münster. Ein Alle-Mann-Manöver, das durch das Landeskommando Nordrhein-Westfalen organisiert und geführt wurde. Und bei der großen Herbstübung AGILES ROSS ging es um mehr, als nur die Fähigkeiten der Reservistinnen und Reservisten aus den Heimatschutzkompanien Rheinland, Ruhrgebiet und Westfalen zu trainieren. Für Brigadegeneral Dieter Meyerhoff, Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, war es dazu ein Test, um die Ausbildungsmöglichkeiten in Münster zur prüfen.
Hier, genauer in die Liegenschaft an der Manfred-von-Richthofen-Straße in Münster, zog Anfang des Jahres der Aufstellungsstab des Heimatschutzregiments 2 ein. Und der Standortübungsplatz Handorf mit einer Fläche von 388 Hektar sowie die Lützow-Kaserne bieten die passende Infrastruktur für eine Übung dieser Größenordnung. Zur Premiere reisten 100 Soldatinnen und Soldaten an und wechselten für eine kurze Zeit von ihrem zivilen Job als Gärtner oder Chemiker zur Bundeswehr.

Schutz kritischer Infrastruktur

Die Übung war zweigeteilt. So wurde in der ersten Woche das Führungspersonal in Führungsprozessen der Streitkräfte weitergebildet. Auch methodische Grundlagen und Rechtsunterricht standen auf dem Programm. Oberregierungsrat Z. aus Berlin vom Territorialen Führungskommando der Bundeswehr verdeutlichte etwa, wie der rechtliche Handlungsrahmen für die Heimatschutzkräfte aussieht. In kleineren Arbeitsgruppen wurde anschließend eine fiktive Lage beurteilt und ein Handlungskonzept – entsprechend der Befehlsgebung – erstellt.
Mit diesem Wissen ging es dann weiter auf den Standortübungsplatz. Hier trafen auch die übrigen Dienstgrade und Mannschaften hinzu, um die Praxis zu üben. 
Für Brigadegeneral Dieter Meyerhoff hat die Ausbildung der Heimatschutzkräfte höchste Priorität: „Es gibt für ihren Einsatz eine breite Themenpalette: Unsere Soldaten helfen im Katastrophenfall. So unterstützten sie die Blaulichtorganisationen während der Flut und zivile Behörden in den Corona-Hochzeiten. Aber jetzt steht die Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung im Mittelpunkt. Dafür werden infanteristische Fähigkeiten geübt.“

Ab auf den Übungsplatz

Die Bedeutung der Heimatschutzkräfte für die Bundeswehr und Deutschland verdeutlichte der Kommandeur des Landeskommandos NRWNordrhein-Westfalen ebenfalls bei der Begrüßung der Teilnehmenden: „Die jüngsten Anschläge auf die Gleisanlagen der Deutschen Bahn bei Berlin und in Nordrhein-Westfalen beweisen, wie empfindlich unsere Infrastruktur ist. Und genau für diesen Schutz sind gut ausgebildete Reservistinnen und Reservisten nötig, wenn die aktive Truppe sich auf ihre Einsatzaufträge an den Grenzen des Bündnisgebietes vorbereitet.“ Das Ziel: Ein nach der Alarmierung schnell aufwuchsfähiges, einsatzbereites Heimatschutzregiment mit bis zu 1000 engagierten Frauen und Männer.

Dabei blickte der General in hoch motivierte Gesichter. Die Soldatinnen und Soldaten wissen, wie wichtig ihr Einsatz für Deutschland ist. „Unsere aktive Truppe muss eventuell ganz andere Aufgaben übernehmen und dann auch unterstützt werden. Dieses Zeichen kann ich mit meiner Tätigkeit setzen“, sagte etwa Oberstabsgefreiter Matthias B. Auch Hauptfeldwebel Thomas K. möchte mit seinem gesellschaftlichen Engagement Deutschland „etwas zurückgeben“. Und Zahlen belegen, wie bedeutsam ihre Bereitschaft ist. Noch im Oktober 1992 gab es in Nordrhein-Westfalen 75000 aktivierbare Reservisten. Heute sind es gerade einmal 1500, wobei nicht jeder von ihnen aktiv im Heimatschutz ist. 
Aber das Interesse, Deutschland zu schützen, steigt. „Wir haben in den vergangenen Monaten über 400 Bewerbungen für den Heimatschutz bekommen“, so Brigadegeneral Meyerhoff. Wer davon geeinigt ist, wird aktuell geprüft. Um allen Soldatinnen und Soldaten gute Bedingungen für regelmäßige Übungen zu bieten, wird aktuell am Standort Münster das Heimatschutzregiment 2 aufgestellt. Es ist ein Verband für die Heimatschutzkompanien in NRWNordrhein-Westfalen, in dessen Struktur jetzt zum ersten Mal 100 Soldatinnen und Soldaten gemeinsam übten.

  • Soldaten beobachten das Gelände

    Aus den Stellungen wurde erst der Feind beobachtet. Dann hieß es Feuer

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Fahrzeugkontrolle

    Freund oder Feind? Auch Soldaten wurden kontrolliert

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Ein Fahrzeug wird kontrolliert

    Das Fahrzeug wurde per Spiegel untersucht, während die Insassen überprüft wurden.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Personenkontrolle im Container

    Bei Bedarf erfolgte eine Personenkontrolle im Container.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Soldat mit Maschinengewehr

    Mit einem Maschinengewehr wurde die Einfahrt zum Kontrollpunkt gesichert

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Jäger mit Hund

    Auf der Streife trafen die Heimatschutzkräfte auf den Revierjäger mit seinem Hund Amy.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Lagebesprechung

    Am Geländesandkasten werden die Gruppenführer in die Lage der Stellungen am Feldposten eingewiesen

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Das Feindkommando

    Das Feindkommando sorgt für eine realistische Lageeinspielung am „Feldposten"

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Das Feindkommando

    Das Feindkommando rückt ab

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Bergen von einem Verwundeten

    Unverzichtbar ist das Bergen von verwundeten Kameraden

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • ABC-Ausbildung

    Ebenfalls Pflicht: Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Ausbildung

    Bundeswehr
  • Soldat spring über Wasserhindernis

    Wasserhindernisse mussten überwunden werden. Neben Vertrauen in die Kameraden brauchten die Soldaten auch Vertrauen ins Material.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Besprechung mit der Führung

    Mit rund 20 Teilnehmern wurden militärische Führungsprozesse besprochen oder auch über den Schutz militärischer Objekte diskutiert.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Begrüßung der Teilnehmenden

    Im Manfred von Richthofen-Saal fand die Einweisung in den Übungsablauf statt. Brigadegenerwal Dieter Meyerhoff begrüßte die Teilnehmenden.

    Bundeswehr/Olaf Pieper
  • Antreten

    Zum Abschluss jedes Tages wurde in der Lützow-Kaserne angetreten.

    Bundeswehr/Sabine Körtgen

Freund oder Feind?

Eine Woche trainierten die Heimatschutzkräfte an verschiedenen Stationen auf dem Standortübungsplatz. Es war eine körperliche und auch mentale Herausforderung. Immer wieder wurden Abläufe wiederholt, um Fehler zu eliminieren. Dazu änderte sich ständig die fiktive Lage. Wurden am Checkpoint anfangs „nur“ Kameradinnen und Kameraden kontrolliert, raste auf einmal ein Geländewagen auf den Kontrollpunkt zu. Ein weiteres Feindkommando näherte sich und drohte, den Kontrollpunkt einzunehmen, eine Gefechtssituation wurde simuliert.
Auch bei der Ausbildung „Feldposten“ spitzte sich die Lage immer weiter zu. Während die Soldatinnen und Soldaten in den Stellungen lagen, näherte sich auch hier das Feindkommando. 
Eine weitere Herausforderung war die Station „auf Streife“. Während die Soldatinnen und Soldaten von einer zur nächsten Ausbildungsstelle liefen, mussten sie gleichzeitig patrouillieren. Sie begegneten vermeintlich zivilen Personen und Soldaten. Und bei jedem Treffen musste die Frage geklärt werden: Ist der Gegenüber jetzt Freund oder doch der Feind?

Teamwork stand zum Abschluss der Übung an der Lehr- und Trainingsanlage (LeTra) auf dem Plan. Denn nur gemeinsam lässt sich etwa ein Wasserhindernis mit einem viel zu kurzem Brett überqueren.
Das Fazit der Teilnehmenden und Organisatoren: Die Übung AGILES ROSS war eine mehr als gelungene Premiere! Natürlich gibt es immer Punkte, die verbessert werden müssen. Aber die Ausbildung hat gezeigt: Mit der Aufstellung des Heimatschutzregiments 2 sind die nötigen Voraussetzungen gegeben, um Reservistinnen und Reservisten für den Heimatschutz auszubilden. „Es ist ein Aufbau über bestimmte Stufen“, so Brigadegeneral Meyerhoff. Er blickt zuversichtlich auf ein einsatzfähiges Regiment bis zum Jahr 2024. Die Ausbildung für 2023 ist bereits terminiert.

Soldaten an einem Wasserhindernis

Nur im Team konnten die Aufgaben auf der Lehr- und Trainingsbahn gelöst werden.

Bundeswehr/Olaf Pieper
von Sabine Körtgen  E-Mail schreiben

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