Der Fallschirmspezialzug – der eigenen Truppe voraus
Der Fallschirmspezialzug – der eigenen Truppe voraus
- Datum:
- Ort:
- Barth
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Ersten am Feind: Die Soldatinnen und Soldaten eines Fallschirmspezialzuges haben einen besonderen und gefährlichen Auftrag. Sie müssen vor wichtigen Operationen die Landezonen ihrer Kameraden und Kameradinnen erkunden – unbemerkt, bei Nacht und oftmals hinter den feindlichen Linien. In großer Höhe abgesetzt, erreichen sie ihr Ziel am Gleitschirm.
Doch warum sind die Kräfte der Fallschirmspezialzüge – jedes der zwei Fallschirmjägerregimenter der Bundeswehr verfügt über einen – so wichtig? Jede militärische Operation birgt Risiken. Besonders gilt das für Luftlandeoperationen in unbekanntem Gelände. Ist das Gebiet vielleicht vermint? Wird die vorgesehene Landepiste das Gewicht von Transportflugzeugen tragen? Vor allem aber: Lauert am Boden Feind, der die eigene Truppe unter Feuer nehmen könnte? Alles das muss geklärt sein, bevor die Operation beginnen kann. Deshalb sind die Soldatinnen und Soldaten der Spezialzüge vor ihren Kameraden vor Ort.
Einer der Ersten
„Wir lassen unsere eigenen Leute nicht mitten in eine Zone reinspringen, in der viele Gegner sind. Die sollen nicht schon am Schirm sterben müssen“, bringt es Hauptfeldwebel Markus F.* glasklar auf den Punkt. Er war einer der ersten Soldaten eines Spezialzuges – und ist immer noch mit Leib und Seele Fallschirmjäger.
„Ich wollte kämpfen“
Dabei begann er seine Karriere in der Bundeswehr bei der Heeresflugabwehrtruppe. Sie schützte eigene Kräfte auf dem Gefechtsfeld vor feindlichen Luftangriffen, wurde aber 2012 aufgelöst. Markus F. nutzte die Gelegenheit und wechselte zu den Fallschirmjägern, denn: „Ich wollte kämpfen.“ Sein damaliger Kompaniechef erkannte in ihm besonderes Potenzial – und sah ihn für den frisch aufgestellten Fallschirmspezialzug vor. F. war also einer der ersten Soldaten, der die zusätzlichen Ausbildungen für eine solche Einheit absolvierte. Es folgten Überlebenslehrgänge, Nahkampftrainings und auch verschiedene Überlebenstrainings im Ausland. Hinzu kamen Führungslehrgänge – und immer wieder der freie Fall. 4.480 Sprünge sind im Sprungbuch des 47-Jährigen akribisch verzeichnet.
Alles das ist essenziell, damit die Soldaten und Soldatinnen eines Fallschirmspezialzuges ihren Auftrag erfüllen können: „In diesen Einheiten sind sehr professionelle Menschen“, betont F. Der Umgang miteinander sei trotzdem eher familiär: „Wenn man so eng zusammenarbeitet und zusammen im Beobachtungsversteck liegt, funktioniert das nicht anders.“
Der Hauptfeldwebel ist nach wie vor überzeugter Fallschirmjäger: „Es reizt mich einfach, dass auch immer ein sportlicher Aspekt dabei ist.“ Außerdem sei Fallschirmspringen oftmals die einzige Option, um Soldatinnen und Soldaten in einem Einsatzgebiet abzusetzen und deshalb für Spezialkräfte besonders wichtig.
Unbedingter Wille – gegen die Schranke im Kopf
Aber natürlich reizt das Springen Markus F. auch persönlich: „Man fällt fast 50 Sekunden lang in Richtung Boden – man fällt einfach. Und dann die Ruhe am Schirm, wenn man ihn geöffnet hat und diesen unverstellten Blick: Man kann alles von oben sehen.“ Folgerichtig ist er dem Springen auch nach seiner Zeit im Spezialzug treu geblieben. Aktuell ist er als Freifallbeauftragter beim Training seines Regimentes in Barth dabei.
Doch was macht einen guten Soldaten oder eine gute Soldatin eines Fallschirmspezialzuges außer der besonderen Ausbildung noch aus? „Der unbedingte Wille, Fallschirmjäger zu sein“, weiß F. „Wer das nicht will, der wird es nicht schaffen. Denn dann baut der Kopf eine Schranke rein, bevor der Körper sagt: Es geht nicht mehr.“
*Name zum Schutz des Soldaten abgekürzt.