Übung Breakthrough – gemeinsame Standards, besseres Verständnis

Übung Breakthrough – gemeinsame Standards, besseres Verständnis

Datum:
Ort:
Ungarn
Lesedauer:
2 MIN

Das sicherheitspolitische Umfeld Europas hat sich verändert. Landes- und Bündnisverteidigung ist wieder wichtiger geworden. Streitkräfte verschiedener Länder müssen im Ernstfall koordiniert zusammenarbeiten können, um einen Aggressor glaubwürdig abzuschrecken oder sich wirksam gegen ihn zu verteidigen. Gemeinsames Training trägt dazu bei.

Die Flaggen von Deutschland, Ungarn und der NATO wehen vor einem Gebäude mit Schriftzug „Breakthrough 2021“

Partner im Bündnis: Deutschland und Ungarn sind Mitglieder der NATO. Bei der Übung Breakthrough trainieren Artilleristen beider Länder zusammen in Ungarn, für die Bundeswehr eine Premiere

Bundeswehr/Maximilian Schulz

Seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland 2014 ist die Landes- und Bündnisverteidigung wieder in den Fokus sicherheitspolitischer Planungen gerückt. Das Ergebnis: Die nationalen Streitkräfte der europäischen NATO-Bündnispartner orientieren sich neu. Denn in den vergangenen Jahrzehnten stand vor allem die internationale Konflikt- und Krisenbewältigung im Fokus. Die Landes- und Bündnisverteidigung an den Grenzen des europäischen Bündnisgebiets der NATO erfordert jedoch andere militärische Fähigkeiten als der Einsatz in meist weit entfernten Krisenregionen der Welt.

Manche dieser Fähigkeiten müssen gemeinsam neu entwickelt und wieder geübt werden – beispielsweise das intensive Gefecht verbundener Waffen. Der Faktor Interoperabilität, also die Nutzung gleicher Waffensysteme, aber auch das Zusammenwirken von Soldatinnen und Soldaten verschiedener Nationen ist dabei besonders wichtig.

Breakthrough: Befähigung am neuen Waffensystem

Dem diente auch die bilaterale Übung Breakthrough der deutschen und ungarischen Artillerie. Die Bundeswehr und die ungarische Armee wollen Grundlagen dafür legen, noch besser zusammenzuwirken – auch bei der Landes- und Bündnisverteidigung. Denn beide Nationen sind Mitglieder der NATO.

Vor der Übung absolvierten die ungarischen Soldaten bereits einige Ausbildungsmodule. Weitere werden folgen. Danach sollen die ungarischen Artilleristen ihr neues Gerät beherrschen: die deutsche Panzerhaubitze 2000. Sie ist das Hauptwaffensystem der Artillerie der Bundeswehr.

Mit der neuen Panzerhaubitze für ihre Artillerie erfüllen die Ungarn zudem eine weitere Forderung der NATO an ihre Mitglieder: möglichst die gleichen Waffensysteme wie andere NATO-Partner zu nutzen, für mehr Interoperabilität.

Angetretene ungarische Soldaten neben der Panzerhaubitze 2000 auf dem Truppenübungsplatz

Schweres Geschütz: Die ungarische Artillerie wird mit der Panzerhaubitze 2000 ausgerüstet. Die Bundeswehr hilft daher mit Know-how und Gerät beim Ausbilden der Bediener.

Bundeswehr/Maximilian Schulz

Train as you fight: Ausbildung multinational

Die NATO-Bündnispartner haben außerdem vereinbart, dass seit Anfang 2020 alle für NATO-Aufträge gemeldeten kämpfenden Verbände und Truppenteile nach bestimmten, von der NATO festgelegten Standards zertifiziert sein müssen: den Allied Force Standards. Das Ziel: ein gemeinsamer Ausbildungsstand aller multinationalen Kampfverbände der NATO im Einsatz.

Nach dem Grundsatz „train as you fight“ (engl. für: trainiere, wie du kämpfst) erhielt daher das Artilleriebataillon 131 aus dem oberpfälzischen Weiden den Auftrag, seine Kenntnisse und Erfahrungen mit der Panzerhaubitze an die ungarischen Kameradinnen und Kameraden weiterzugeben.

Seit 2019 kommen deshalb mehrfach jährlich jeweils zehn ungarische Artilleristen nach Weiden. In Lehrgängen von je drei Monaten werden sie umfassend an der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet. Vom Fahrzeugkommandanten bis zum Ladeschützen werden sie im Detail mit dem Waffensystem selbst und seinem taktischen Einstatz im Gefecht vertraut gemacht.

Kein Einzelfall: Die Bundeswehr als Ausbildungspartner

Auch andere Nationen wollen so mit Deutschland kooperieren. Voraussetzung für die Ausbildung und spätere gemeinsame Übungen sind gemeinsame Einsätze oder einsatzgleiche Verpflichtungen, zum Beispiel im Rahmen der schnellen Eingreiftruppe der NATO, der NATO Response Force, oder in der Enhanced Forward Presence, der verstärkten Vornepräsenz an der Ostflanke der NATO in Litauen.

Norwegische Soldatinnen und Soldaten ließen sich in Deutschland am Kampfpanzer Leopard 2 weiterbilden. Aber auch Länder, die nicht Mitglieder der NATO oder der EUEuropäische Union sind, können Teil dieser Kooperation werden. Beispielsweise haben die mongolischen Streitkräfte bereits Gebirgsjäger nach Bayern zur Ausbildung geschickt.

von Christin Schulenburg

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