Vorbereitung Quadriga 2024

Fernspäher trainieren in den USA

Fernspäher trainieren in den USA

Datum:
Ort:
USA
Lesedauer:
4 MIN

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Fernspäher sind getreu ihrem Wahlspruch „Oculus exercitus“ die Augen des Heeres. Tief hinter feindlichen Linien operieren sie in kleinen Trupps. Fallschirmspringen zählt zur Grundbefähigung dieser Spezialisierten Kräfte der Aufklärungstruppe. Dadurch können sie mehr als 100 Kilometer tief und unbemerkt in das gegnerische Gebiet vordringen. 

Fallschirmspringer sitzen mit angelegter Sprungausrüstung im Luftfahrzeug bei grünem Licht

Mit angelegten Sprunggepäck sitzen die Fernspähkräfte im Flugzeug. Sie sind bereit, gleich in die dunkle Tiefe zu springen.

Bundeswehr/Carsten Thiel

Es gibt zwei Varianten des Fallschirmspringens. Einmal den Automatiksprung. Dabei springt die Person mit einem Fallschirm aus einem Luftfahrzeug aus ungefähr 450 Meter Höhe und der Schirm öffnet sich von selbst. Nach kurzer Gleitphase sind die Soldatinnen und Soldaten dann am Boden und können ihren Auftrag fortsetzen. Die meisten Fallschirmjäger sind in diesem Verfahren ausgebildet.

Dann aber gibt es noch die anspruchsvollere Variante, das Gleitfallschirmspringen. Hierbei springen die Soldatinnen und Soldaten mit selbst gepackten Fallschirmen aus Höhen von bis zu 10.000 Metern. Ab 4.000 Meter gelingt der Sprung auch nur noch mit zusätzlichem Sauerstoff. Zum Großteil trainieren sie nach dem HAHO-Verfahren. Das Kürzel steht für High Altitude High Opening.

Dabei ist das Absetzflugzeug in großer Höhe, weit entfernt von der geplanten Landezone, um eine Gefährdung durch feindliche Flugabwehrmaßnahmen zu verringern. Hinweise auf die geplante Landezone werden dadurch auch noch verschleiert. Nach dem Absprung und umgehender Öffnung gleiten die Springer auf die weit entfernt liegende Landezone zu.

Genau diese Methode trainiert die Fernspähkompanie 1 aus dem hessischen Schwarzenborn in Arizona in den USA unter idealen Bedingungen. Damit bereiten sich die Soldatinnen und Soldaten auf die Übung Swift Response 24 vor, die im Rahmen der Großübungen Steadfast Defender 2024 und Quadriga 2024 läuft. 

Ausbildung in der Wüste Arizonas

Im Schein der Morgensonne landet ein Flugzeug auf einer Landebahn in der Wüste

Am frühen Morgen, nachdem es die Fallschirmspringer wie geplant abgesetzt hat, landet das Flugzeug wieder

Bundeswehr/Carsten Thiel

Im Vergleich zu europäischen Absetzplätzen herrschen in Arizona das ganze Jahr über optimale klimatische Verhältnisse. Hinzukommt, dass durch die Abgeschiedenheit des Flugplatzes und die damit verbundene Ruhe die besonderen Verfahren ungestört umgesetzt werden können. Der Absetzplatz ist direkt am Flugplatz gelegen, sodass kurze Umlaufzeiten möglich sind. Zudem stellt das Gastland Luftfahrzeuge bei einem Ausfall zur Verfügung.

„Hier sind die Bedingungen, um das Ausbildungsziel zu erreichen, optimal“, so der Kompaniechef, während er sich seine Sprungausrüstung anlegt. In den kommenden 14 Tagen springen die Fernspäher bei Tag und Nacht, um so bestmöglich auf die kommende internationale Übung vorbereitet zu sein.

Das Freifallschirmspringen aus großer Höhe fordert jedem Einzelnen alles ab und muss daher immer wieder geübt werden. Hoch konzertiert muss nach dem Absprung aus dem Transportflugzeug jeder Handgriff sitzen. Fehler führen unweigerlich zum Scheitern des Auftrages.

Der Sprung ins Feindesland

Die Absetzentfernung zum Ziel bestimmt sich aus mehreren Faktoren: der Gleitfähigkeit des verwendeten Fallschirms, der Windgeschwindigkeit und der Absetzhöhe. Bei großer Höhe und starkem Rückenwind können somit große Entfernungen ins Feindesland zurückgelegt werden.

Zur Königsklasse beim taktischen Freifallspringen gehört der Nachtsprung mit kompletter Gefechtsausrüstung. Die Trupps beginnen damit, ihre Ausrüstung vorzubereiten. Zusätzlich ist unter anderem für jeden Springer ein entsprechender Beleuchtungssatz vorgesehen, um Kollisionen in der Luft zu vermeiden.

Nach Abschluss aller vorbereitenden Maßnahmen geht es durch den Sicherheitscheck und dann in das Transportflugzeug. Nach einem schnellen Steigflug auf die geplante Absetzhöhe gibt der Absetzer, der Sicherheitsverantwortliche für die Sprünge, bereits nach wenigen Minuten in der Luft erste Handzeichen zur Sprungvorbereitung. Jeder Springer überprüft abermals seine Ausrüstung und die der Kameraden. Kurz darauf springt in der Kabine die Signalbeleuchtung auf Rot um und die Heckrampe wird geöffnet.

Soldaten springen mit Fallschirm auf dem Rücken aus dem Flugzeug

Einer nach dem anderen verlassen die Soldaten das Flugzeug. Wenige Sekunden später öffnen sie ihre Fallschirme.

Bundeswehr/Carsten Thiel
Fallschirmspringer am geöffneten Fallschirm, im Hintergrund Wolken

Lautlos gleitet der Trupp zur Landezone. Alle Soldaten sollen gleichzeitig dort ankommen.

Bundeswehr/Carsten Thiel

Die kühle Abendluft strömt in das Flugzeug. Der Absetzer gibt das Signal, dass es in Kürze losgeht. Der erste Springer bewegt sich an den Rand der geöffneten Rampe. Während er auf das grüne Licht wartet, ziehen die Lichter der Städte am Boden unter ihm vorbei. Die Signalbeleuchtung springt auf Grün und der Absetzer gibt die Rampe frei. Ein Fernspäher nach dem anderen verlässt das Flugzeug mit einem Kopfsprung, dem sogenannten Dive Exit, in den Nachthimmel Arizonas.

Fast lautlos und mit Nachtsehmitteln ausgestattet gleiten die Springer einer nach dem anderen nun am Fallschirm zur Landezone. Alle landen unversehrt und nach einer kurzen Sammelphase geht es zurück zum Flugplatz, um sich auf den nächsten Sprung vorzubereiten.

Kräftezehrende Ausbildung

Alle Teilnehmenden können hier ihren Erfahrungsschatz erweitern und vertiefen. „Die Tage beginnen schon früh und es ist sehr kräftezehrend. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Meine vorherige Unsicherheit gerade bei den Nachtsprüngen ist wie weggeblasen. Das macht die tägliche Routine“, sagt ein junger Fernspäher beim Nachbereiten seiner Ausrüstung.

Die Bilanz des intensiven und fordernden Trainings in den USA: 750 Freifallsprünge, davon 150 bei Nacht. Die Soldaten der Fernspähkompanie haben einen großen Schritt nach vorn gemacht und auch manchen Fehler ausgemerzt. Bis zur Übung Quadriga 2024 folgen nun zeitnah noch weitere Ausbildungsabschnitte.

von Markus Mader und Daniel Kaiser

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