Die Einsätze in Mali

Ein Land, zwei Missionen

Ein Land, zwei Missionen

Datum:
Ort:
Mali
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4 MIN

Derzeit ist die Bundeswehr mit zwei Missionen, der United Nations Multidimensional Integrated Stablization Mission (MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali) und der European Union Training Mission Mali (EUTMEuropean Union Training Mission Mali), im westafrikanischen Land Mali im Einsatz. Unsere Redakteurin Oberleutnant Sara-Christin Beck wirft einen genauen Blick auf das Land, beleuchtet die Politik und die Einsätze, aber auch Kultur, Bevölkerung, Klima und Tierwelt.

Eine Soldatin läuft durch einen Sandsturm im Camp Castor in Gao/Mali bei der Mission MINUSMA.

Ein Sandsturm im Camp Castor in Gao/Mali bei der Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali, am 05.04.2019.

Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Dezentralisiert und mehrschichtig strukturiert – das Regierungssystem

Seit 1960 ist Mali eine Präsidialrepublik und verfügt über ein unabhängiges Rechtssystem mit Gewaltenteilung. Der Präsident ist das Staatsoberhaupt des Landes, der Premierminister der Regierungschef. Eine Volksabstimmung zur Verfassung aus dem Jahr 1992 regelt seitdem das politische Leben. Wie fragil die politische Lage aber weiterhin ist, zeigt der bisher letzte Putsch vom 18. Augist 2020, bei dem das Militär die Macht in der Haupstadt Bamako übernahm und Premierminister und Staatspräsident verhaften ließ. Beide erklärten kurz darauf ihre Rücktritte und die Nationalversammlung wurde aufgelöst. Mittlerweile gibt es wieder einen Ministerrat, was auf eine Normalisierung des Politikbetriebs hoffen lässt. Denn die Übergangsregierung legte einen grundsätzlichen Plan vor, der auch zeitnahe Wahlen in Aussicht stellt.

Stabilisieren und den Frieden in Mali sichern – MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali

Die Blauhelmtruppen der Vereinten Nationen haben nach dem Putsch von 2012 und dem darauf folgenden Friedensabkommen von Algier die herausfordernde Aufgabe, für Sicherheit und Stabilität in Mali zu sorgen. Die Entwaffnung von mehreren von den Konfliktparteien aufgestellten Streitkräften war und ist dabei nur eine der schwierigen Aufgaben der Blauhelme. Auch die Bundeswehr unterstützt die Mission mit derzeit knapp eintausend Kräften. Das Einsatzspektrum sieht dabei vor allem Aufklärung vor, ebenso Führungs-, Verbindungs-, Beobachtungs- und Beratungsaufgaben. Zusätzlich dazu stellt sich Lufttransporte und Luftbetankungen im Rahmen von MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali sicher. An der parallel laufenden Anti-Terror-Operation ist die Bundeswehr hingegen nicht beteiligt.

Aktuell ausgesetzt – EUTMEuropean Union Training Mission Mali

Hauptaufgabe des EUEuropäische Union-Einsatzes ist seit 2013 die Ausbildung der malischen Sicherheitskräfte, nicht nur in Sachen militärischer Kompetenzen, sondern auch unter den Aspekten moderner Menschenführung sowie ethischer und völkerrechtlicher Aspekte. Allerdings ist aufgrund der derzeitigen Corona-Situation und der noch unklaren Lage mit der Übergangsregierung die Ausbildung seit April ausgesetzt. Aus diesem Grund dienen derzeit nur 80 Soldaten im Rahmen von EUTMEuropean Union Training Mission Mali, die telefonisch die fachliche Anleitung von Stäben und Kommandobehörden der malischen Streitkräfte sicherstellen. Obwohl weder bei EUTMEuropean Union Training Mission Mali noch MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali Kampfeinsätze, sei es als begleitete oder direkte Unterstützung der malischen Kräfte, Teil der Einsätze sind, bleibt Mali trotzdem ein fragiles Land mit terroristischer Bedrohung. Deutsche Soldaten müssen, obwohl bisher noch nicht geschehen, jederzeit mit Angriffen rechnen. Die Bedrohungslage sei aber die einzige Gemeinsamkeit der beiden Einsätze. Sowohl kulturell als auch klimatisch unterscheiden sich MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali und EUTMEuropean Union Training Mission Mali zum Teil drastisch, ebenso die Ziele der beiden Einsätze.

Ein Land der klimatischen Extreme

Im geographischen Verlauf von Nord nach Süd gibt es in Mali große klimatische Unterschiede. Während es im Norden aufgrund der Saharanähe sehr trocken ist, herrscht im Süden ein wechselfeuchtes, tropisches Klima. Dies ist nicht nur für die eingesetzten Einsatzkräfte eine Herausforderung, sondern auch für die Technik. Neben den klimatischen Herausforderungen des Landes gilt es in Mali auch, die Tierwelt zu kennen und richtig einzuschätzen. Die Faune ist dabei ebenso vielfältig wie das Wetter. Obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, auf die potentiell gefährlichen Tiere wie Nilpferde, Krokodile und Raubkatzen zu treffen, gilt es bei Insekten, Skorpionen und Kamelspinnen auf der Hut zu sein. Vor allem die verschiedenen Insekten sind aufgrund möglicher Krankheitsübertragungen sehr viel gefährlicher als die allseits gefürchtete Kamelspinne. Das Geoinformationszentrum der Bundeswehr hat zur Flora und Fauna Malis eine sehr informative Website eingerichtet. Ein Blick darauf lohnt sich nicht nur zur Einsatzvorbereitung: geoinfo.svc

Vielvölkerstaat Mali

90% Prozent der Bevölkerung Malis lebt im Süden des Landes, während der Norden fast unbesiedelt ist. Die zahlreichen kleinen ländlichen Siedlungen stehen den großen Ballungsräumen entgegen. Amtssprache in Mali ist Französisch, doch jede der zahlreichen Ethnien hat ihre eigenen Dialekte oder Sprachen. Ein verbindendes kulturelles Element ist dabei die Musik, sowohl einheimisch als auch moderner Pop. Doch auch die musikalische Vielfalt Malis kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Armut eines der größten Probleme im Land ist. Zwei Drittel der malischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Und obwohl es zwischen Frauen und Männer laut malischer Verfassung keine Unterschiede gibt, sind Frauen in der Realität noch stärker von Armut bedroht.

Die gesamte Beitragsreihe von Oberleutnant Sara-Christin Beck, mit vielen vertiefenden Informationen und interessanten Gesprächspartnern, finden Sie hier zum Nachhören:

Ein Objektschuetzer in Gao, Mali umgeben von Kindern.
von Lars Neger  E-Mail schreiben

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