Mit dem Zug von Litauen nach Bad Salzungen
Mit dem Zug von Litauen nach Bad Salzungen
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wenn eine Großfamilie in den Urlaub reist, ist das Zusammenpacken schon eine Herausforderung. Wenn allerdings 1.200 Soldatinnen und Soldaten eines multinationalen Gefechtsverbandes, inklusive ihrer persönlichen Ausrüstung und ihres Materials, in die Heimatländer zurückmüssen, ist das noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Genau dieses Szenario spielt sich gegenwärtig in Rukla, unweit der Stadt Kaunas, ab. Hier gehen die Angehörigen der 6. Rotation der EFP Battle Group Litauen ihre Verlegung an.
„Da klappert nix!“
Kleine und große Container werden mit allen erdenkbaren militärischen Gegenständen gefüllt – von den Schutzwesten der Soldatinnen und Soldaten bis hin zu Materialien für den Übungsbetrieb. Die Gefechtsfahrzeuge der NATONorth Atlantic Treaty Organization-geführten Truppe kommen auf Eisenbahnwaggons. Oberste Priorität beim Packen: Alles muss so sicher verstaut werden, dass es in Deutschland ohne Schäden ankommt. Michael W., zuständiger Stabsoffizier, ist zufrieden und konstatiert schmunzelnd: „Da klappert nix.“ Er plant und verantwortet die Verlegung der deutschen Truppen.
Über Straße, Schiene und See
Die Reise, ob per Zug oder Landmarsch, ist lang. Vom litauischen Rukla in die thüringische Kurstadt Bad Salzungen – von dort kommen die meisten der Panzergrenadiere aus der 6. Rotation – sind es exakt 1.172 Kilometer. Die norwegischen Besatzungen der Leopard 2-Kampfpanzer müssen auf ihrem langen Heimweg zunächst einen Hafen ansteuern: den größten Seehafen Litauens, Klaipeda. Von dort gelangen sie per Fähre hoch in den Norden ihres Landes. Auch die niederländischen Kameradinnen und Kameraden finden sich in Klaipeda ein: Sie haben ihre Ausrüstung per Bahn dorthin gebracht, um sie anschließend auf Schiffe zu verladen und Kurs auf die Heimat zu nehmen.
Die Logistik hält alle Fäden in der Hand
Trotz des Trubels um ihn herum ist Oberstleutnant Michael W. die Ruhe selbst. Seine langjährigen Erfahrungen lassen ihn trotz des immensen Aufwandes gelassen und souverän bleiben. Für ihn gibt es keine Probleme, nur Lösungen. Ein großes Team von Soldatinnen und Soldaten – dazu gehören unter anderem Transportkoordinatoren, Materialbewirtschafter und -disponenten – hat alles mit der Präzision eines schweizerischen Uhrwerks in unzähligen Arbeitsstunden mühsam vorbereitet. Nun heißt es, lange Listen und Übersichten der Rückverlegung gewissenhaft abzuarbeiten.
Durstige Fahrzeuge
Das „strukturierte Gewusel“ im regnerischen Winter Litauens überdeckt ein wenig, was die Logistikerinnen und Logistiker während der 6. Rotation bereits geleistet haben: Insgesamt 143 Klein- und 217 Großfahrzeuge, beispielsweise LKWs, sowie 156 gepanzerte Gefechtsfahrzeuge des multinationalen Verbandes waren in Litauen im Einsatz. Neben den deutschen Soldatinnen und Soldaten waren auch Truppen aus den Niederlanden, Belgien, Tschechien und Norwegen in Rukla stationiert. Bei der sehr intensiven Übungstätigkeit blieb somit auch das Organisieren und Koordinieren einer ausreichenden Betankung nicht aus.
Viele Kilometer mit schwerer Last
Ähnlich beeindruckend ist auch die Leistung der Transportfahrzeuge der Battle Group: Sie fuhren insgesamt 53.000 Kilometer: Damit haben sie die Erde mehr als einmal umrundet. Nur so konnten sie die Gefechtsfahrzeuge und das Material genau dorthin bringen, wo es im Missionsgebiet benötigt wurde. Insgesamt kamen 1.243 Container für alle multinationalen Partner zum Einsatz und es wurden rund 25.500 Tonnen Material bewegt. Wirklich keine alltäglichen Dimensionen: Die Menge an Material entspricht dem Gewicht von etwa 2.300 Linienbussen.
Endspurt in Rukla
In Rukla wird weiter gepackt. Das typische „Klung“-Geräusch beim Verschließen der Container klingt für die beteiligten Soldatinnen und Soldaten mittlerweile wie Musik in ihren Ohren. Nach sechs Monaten fordernder und harter Ausbildung in litauischem Wald und Sand, anstrengenden Übungen und neuen Erfahrungen multinationaler Zusammenarbeit geht es für die Soldatinnen und Soldaten des sechsten Kontingents zurück nach Hause. Und die Logistikerinnen und Logistiker? In einem ihrer Container-Büros hängt der Sinnspruch ihrer Branche: „Logistik ist nicht alles, aber ohne Logistik ist alles nichts.“