Cyber- und Informationsraum

Griffin Rising – Aha-Erlebnisse und auch mal „Erdungen“

Griffin Rising – Aha-Erlebnisse und auch mal „Erdungen“

Datum:
Ort:
Den Haag
Lesedauer:
3 MIN

Zwölf Angehörige der Cyber-Reserve der Bundeswehr nahmen im Oktober auf Einladung des niederländischen Defence Cyber Command an der Übung Griffin Rising teil. Ihre Aufgabe: In einer Übungssituation, die einem NATO-Szenar einer internationalen Krise nachempfunden war, mussten die Reservisten in gemischten Teams ihre Netze schützen und die Mission verteidigen.

Gruppenbild der Soldaten.

Die deutschen Teilnehmer der Übung Griffin Rising 2021 - Cyber-Reservisten des Organisationsbereiches CIRCyber- und Informationsraum.

Bundeswehr

Der Schwerpunkt dieser Übung lag allerdings nicht auf der Technik. „Im Vordergrund standen eher die Zusammenarbeit im Team, Führungsfähigkeit und die sozialen Fähigkeiten, die ein militärischer Teamleiter braucht“, erläutert Oberstleutnant August Freudenthal die Ziele dieser binationalen Übung. Er ist im Kommando CIRCyber- und Informationsraum verantwortlicher Referent für die Übungsplanung im Bereich Cyber und war bei der Griffin Rising in Den Haag als Beobachter mit dabei. Die bilaterale Kooperation zwischen der niederländischen Cyber-Reserve und dem Kommando CIRCyber- und Informationsraum besteht seit 2019. Im selben Jahr fand auch die erste gemeinsame Übung statt.

Punkte-System zur Auswertung

Bei der diesjährigen Übung wurden die Ergebnisse anhand eines Punkte-Systems ausgewertet, mit dem sowohl Plus- als auch Minuspunkte vergeben wurden, zum Beispiel auch für Kommunikationsverhalten, Aufgabenverteilung und Teamführung. Natürlich gab es auch Punkte für das Erreichen von Missionszielen. „Ganz wesentlich für den Übungserfolg eines Teams war die Art und Weise, wie das Team zusammengearbeitet hat“, fasst Freudenthal zusammen.

Drei Soldaten die auf einen Monitor schauen.

Wichtige Bestandteile während der einzelnen Szenare: Teamorganisation, Kooperation mit Partnern und Kommunikationsverhalten.

Bundeswehr

Als Teilnehmer bei der Griffin Rising

Die deutschen Teilnehmenden sind im Zivilleben allesamt Fachleute mit beruflichen Standing und ganz unterschiedlich aufgestellt. Laut Freudenthal gibt es Selbständige mit keinen oder wenigen Angestellten, aber auch mittelständische Unternehmer oder Hochschul-Angestellte. Einer von ihnen ist Oberstleutnant d.R.der Reserve Marco Graulich, im zivilen Leben Inhaber einer Internetagentur. In der in Übung war er als Teamleiter eingesetzt. Im Kurzinterview spricht er über die Griffin Rising 2021.

Im Gespräch mit...

Portraitaufnahme des Soldaten.
Teamleiter Oberstleutnant d.R. Graulich Bundeswehr

Erzählen Sie doch etwas über die Übung Griffin Rising:

Angetreten waren neun Teams mit je etwa acht Soldaten, davon zwölf deutsche in zwei vorwiegend deutschen Teams. Unsere Übungssprache war Englisch. Geschätzt waren insgesamt über 100 Soldaten inklusive Steuerung und Durchführung an der Übung beteiligt. Die technische Durchführung oblag einer zivilen Firma.

Vor welchen Aufgaben standen Sie und Ihr Team?

Vordergründig war die Übung als Capture The Flag (CTFCommander Task Force) mit zahlreichen Einzelmissionen angelegt. Es galt eigene Sicherheitslücken zu schließen und die von anderen auszunutzen, sofern diese vom Kommando als Ziel freigegeben wurden. Tatsächlich wurden aber erheblich mehr Faktoren, insbesondere auch militärische, bewertet. Dazu gehörten Teamorganisation, Kooperation mit Partnern oder unser Kommunikationsverhalten. Insbesondere gab es auch eine militärische Hintergrundstory, die wir auswerten mussten, und verschiedene Spezialaspekte, beispielsweise absichtliche Indiskretionen über Funk. Sonderaufgaben im Team waren Leiter, Stellvertreter und Radio Operator, also Funker. Die „deutschen Teams“ hatten entweder einen deutschen Leiter oder Stellvertreter.

Welche Herausforderungen gab es?

Für mich als Teamleiter war das erstmal die Organisation des eigenen Teams. Ich musste die speziellen fachlichen und sehr unterschiedlich ausgeprägten Fähigkeiten jedes Teammitglieds identifizieren und entsprechend die Aufgaben verteilen. Eine weitere – weil für das Team unerwartete – Herausforderung war die komplexe Hintergrundstory des Szenars, also das Erfassen und Auswerten des größeren Zusammenhangs. 

Was haben Sie bei der Übung gelernt?

Als Teamleiter die Cyber-Aufgaben im Team sinnvoll aufzuteilen unter Berücksichtigung der speziellen Fähigkeiten jeden Einzelnen. Interessant war auch zu sehen, wie stark die niederländische Cyber-Reserve bereits strukturiert ist und wie hoch der Ausbildungsstand ist. 

Wie war die Zusammenarbeit mit den niederländischen Cyber-Reservisten?

Die Niederländer haben uns sehr gastfreundlich empfangen, untergebracht und versorgt. Die Übung war sehr gut geplant und sehr effizient. Unsere Zusammenarbeit begann bereits in der Vorbereitungsphase durch Mails und diverse Meetings und funktionierte von Anfang an reibungsarm. 

Ihr Fazit?

Das ist in manchen Aspekten für mich schwer zu beantworten: Es gab Erfolgserlebnisse, aber natürlich auch Aha-Erlebnisse und auch mal „Erdungen“. In jedem Fall habe ich viel gelernt und auch noch viel zu lernen. Das hört bei Cyber ja nie auf. Sofern also die Frage lautet: „Würden Sie nochmals teilnehmen?“, dann ist meine Antwort: ja, sofort, jederzeit.

Ihre Wünsche für die Zukunft der Cyber-Reserve?

Die Griffin Rising hatte einen hohen Übungswert. Daher wünsche ich mir, dass die Übungsreihe beibehalten und intensiviert wird – auch durch Einladung unsererseits. Einmal, um die Fähigkeiten der Cyber-Reservisten zu fördern und um die Strukturen in der Cyber-Reserve zu festigen und zu einer Gemeinschaft heranzuwachsen.

von Martina Pump  E-Mail schreiben

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