Übung Black Handshake

Brückenpioniere im Einsatz – Mit Fuchs und Wolf über die Elbe

Brückenpioniere im Einsatz – Mit Fuchs und Wolf über die Elbe

Datum:
Ort:
Storkau
Lesedauer:
5 MIN

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Als Kampfunterstützer stellen Brückenpioniere die Beweglichkeit der Kampftruppe sicher. Gewässerübergänge mit Kriegsbrücken oder Fähren sind ihre Spezialität. Bei der Übung Black Handshake in Sachsen-Anhalt zeigt die britische Kompanie des Pionierbrückenbataillons 130 ihr Können. Ein gutes Beispiel für binationale Zusammenarbeit in der NATONorth Atlantic Treaty Organization.

Ein Geländewagen vom Typ Wolf fährt über eine Rampe auf eine Schwimmbrücke mit deutschen und britischen Soldaten.

Übergang über die Elbe: Ein Geländefahrzeug Wolf der Bundeswehr rollt langsam auf die Fähre, um über den Fluss gebracht zu werden. Vier britische Schwimmbrücken M3 wurden gekuppelt. Ein solcher Verbund kann bis zu 140 Tonnen Last befördern.

Bundeswehr/Till Rimmele

Storkau an der Elbe: Hier im nördlichen Sachsen-Anhalt läuft gerade die Übung Black Handshake des Deutsch-Britischen Pionierbrückenbataillons 130 aus Minden. Der Übungsname ist Programm. Er steht für die schwarze Waffenfarbe der Pioniertruppe und für die enge Kooperation zwischen Deutschen und Briten. Diese Zusammenarbeit von Bundeswehr und British Army reicht bei den Pionieren schon Jahre zurück und wurde sukzessive ausgebaut. Im Oktober 2021 wurde dann die 23 Amphibious Engineer Squadron (Amphibische Pionierkompanie) Teil des Pionierbrückenbataillons 130. Ein bemerkenswertes Beispiel für binationale Zusammenarbeit und Integration innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization.

M3 Amphibie – Imposantes Gerät, hoher taktischer Wert

Im taktischen Rahmen der Übung haben die Planer ein Verzögerungsgefecht angesetzt. Eigene Panzerkräfte binden den Gegner ostwärts und ermöglichen so Teilen des Bataillons, nach Westen auszuweichen. Der Auftrag der Brückenpioniere lautet, bis Einbruch der Dunkelheit diese Kräfte über die Elbe zu bringen. Im Ganzen sind es rund 80 Fahrzeuge verschiedener Typen, dafür werden die amphibischen Brücken- und Übersetzfahrzeuge M3 eingesetzt. Geläufige Bezeichnungen für die M3 sind bei der Truppe „Schwimmbrücke“ oder einfach „Amphibie“. Über 13 Meter lang und mit ausgeklappten Seitenschwimmkörpern mehr als sechs Meter breit sind die Amphibien imposante Erscheinungen.

Ihren taktischen Wert zeigen die Fahrzeuge bei der Überwindung von Gewässerhindernissen. So lassen sich mehrere Amphibien zu einer Schwimmbrücke verbinden, über die dann Rad- und Kettenfahrzeuge rollen. Alternativ können die M3 einzeln oder gekuppelt als Fähren eingesetzt werden. Sind mehrere M3 miteinander verbunden, lassen sich auch die gut 62 Tonnen Gefechtsgewicht eines Kampfpanzers Leopard 2 problemlos übersetzen. Vier gekuppelte Amphibien tragen sogar zwei Leopard 2 A6.

Britische Pioniere setzen Bundeswehr-Fahrzeuge über

Oberstleutnant Janot Paetzoldt ist der stellvertretende Kommandeur des Pionierbrückenbataillons und etwas in Eile. Er wird zum Vortrag erwartet. „Unsere britische Kompanie stellt bei Black Handshake die Schwimmbrücken“, sagt er, während gerade ein Wolkenbruch niedergeht. „Für diesen Auftrag sind die britischen Kameraden mit zehn Amphibien vor Ort, von denen aktuell acht im Einsatz sind.“ Mit dem Übersetzen der Fahrzeuge stellen die Briten ihre Einsatzbereitschaft gemäß nationalen Vorgaben unter Beweis. Der deutsche Anteil an der Übung beschränke sich aktuell im Wesentlichen auf die logistische Unterstützung der Übungstruppe, ergänzt Paetzoldt. Außerdem sind es fast ausschließlich Bundeswehr-Fahrzeuge, die von den Briten über die Elbe gebracht werden.

Bevor eine Kriegsbrücke geschlagen oder Fährbetrieb aufgenommen wird, seien eine Reihe von Vorbereitungen zu treffen, sagt Paetzoldt weiter. „Zunächst werden die am besten geeigneten Übergangsstellen erkundet und gegebenenfalls auch von Pioniertauchern untersucht.“ Faktoren wie Breite und Tiefe des Gewässers spielen eine Rolle, aber auch die Strömungsgeschwindigkeit. „Dann prüfen unsere Spezialisten den Untergrund an den Übersetzstellen, die Tragfähigkeit des Untergrundes und die Böschungen.“ Ist der Einsatz schwerer Pioniertechnik erforderlich? Sind Matten zur Befestigung des Untergrundes nötig? Diese Phase haben die Briten an der Elbe bereits hinter sich.

Ein britischer Soldat im Gespräch mit einem Kameraden.

Alles unter Kontrolle: Als Leiter Fährbetrieb ist Staff Sergeant Roshane Murray für den Ablauf des Übersetzens verantwortlich. Seine Kompanie, die 23 Amphibious Engineer Squadron, ist seit Oktober 2021 Teil des Pionierbrückenbataillons 130.

Bundeswehr/Till Rimmele
Ein britischer Soldat hilft einem deutschen Soldaten beim Anlegen der Schwimmweste.

Binationale Zusammenarbeit: Ein britischer Pionier unterstützt während der Übung Black Handshake einen deutschen Kameraden beim Anlegen der Schwimmweste. Die deutsch-britische Kooperation ist über Jahre gewachsen und vertieft worden.

Bundeswehr/Till Rimmele

Hauptfeldwebel verantwortet Betrieb an Übersetzstelle

Staff Sergeant Roshane Murray steht am Ostufer des Flusses, der hier ungefähr 200 Meter breit ist. Sein Rang in der britischen Armee entspricht dem deutschen Hauptfeldwebel. Der 39-Jährige hat eine besonders wichtige Funktion. Denn er ist der Leiter Fährbetrieb, also der Verantwortliche für die Übergangsstelle. „Mein Job ist es, alles an diesem Punkt unter Kontrolle zu haben“, sagt er auf Englisch. „Wir lassen die Fahrzeuge nicht einfach so zur Übersetzstelle kommen. Die sind im Warteraum untergezogen“, erklärt Murray weiter. „Dort bleiben sie gedeckt und im Gelände verteilt, bis wir sie in Paketen von bis zu vier Fahrzeugen anfordern.“ Eine Massierung von Technik am Ufer verbiete sich aus taktischen Gründen. Denn die wären ein lohnendes Ziel für den Gegner.

Also wird fleißig kommuniziert. Staff Sergeant Murray informiert seine Beobachter im Warteraum, wenn Transportkapazität über den Fluss frei geworden ist. Die lenken dann ein „Paket“ zum Übergang und melden mit einigen Minuten Vorlauf präzise, wie viele und welche Fahrzeugtypen unterwegs sind. Diese Informationen werden an einer Art Checkpoint überprüft. „Theoretisch wäre es sonst möglich, dass der Gegner seine Leute mit Fahrzeugen in unsere Warteschlange einschleust“, erklärt Murray.

Arbeitssprache Englisch, Handzeichen international

Hat alles geklappt, helfen vor der Übergangsstelle britische Pioniere unter Murrays Kommando den Fahrzeugbesatzungen dabei, die Schwimmwesten anzulegen. „Ohne Weste geht hier keiner auf die Fähre“, sagt Murray, während drei Transportpanzer Fuchs und ein Geländewagen Wolf langsam an die Übersetzstelle heranrollen. Arbeitssprache ist Englisch, aber viele der Briten sind schon seit Jahren in Deutschland. Und so werden auch gern ein paar Brocken Deutsch eingeflochten. Handzeichen sind ohnehin universell und werden verstanden. Das Prozedere ist gut eingeübt, die kleine Kolonne schnell übersetzfertig gemacht.

Auf dem Fluss stemmen sich zwei Fähren mit laufenden Dieselmotoren gegen die Strömung. „Blue Ferry“ und „Green Ferry“ bestehen jeweils aus vier gekuppelten Amphibien. Murray spricht in sein Funkgerät. Auf seinen Befehl vollzieht eine Fähre das Anlegemanöver und hält die Position. Die britischen Pioniere machen die Rampe bereit und weisen die Passagiere mit Handzeichen ein. Kaum sind die Fahrzeuge an Bord, dreht sich die Fähre und strebt wieder über den Fluss. Sofort rückt der jeweils andere Verbund aus Schwimmbrücken nach. Ein richtiger Pendelverkehr. „Alles muss so schnell wie möglich gehen“, sagt Murray. „Während des Übersetzens ist die Fähre sehr verletzlich.“

„Kein Platz für Nachlässigkeiten“

Der Staff Sergeant mit jamaikanischen Wurzeln scheint über einen unerschöpflichen Vorrat an guter Laune zu verfügen. Allerdings lässt seine Aufmerksamkeit keinen Moment nach. Das bekommt einer der Bootsführer zu spüren, der einem vorbeifahrenden Ausflugsboot kurz nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet hat. Eine Situation mit Gefahrenpotenzial. Murray klärt das schnell und unzweideutig, setzt dem Mann noch einmal die Vorschriftenlage auseinander. „Kein Platz für Nachlässigkeiten“, sagt er ernst. Kaum hat die Fähre das Westufer der Elbe erreicht, rollen die Fahrzeuge über die Rampe an Land. Nach der Abgabe der Schwimmwesten sitzen die Besatzungen wieder auf und die Transportpanzer verschwinden hinter der Böschung. Ist der Flussübergang bewältigt, endet Murrays Zuständigkeit. Die britischen Brückenpioniere haben ihren Auftrag erfüllt.

von Markus Tiedke

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