Für die Truppe

Truppenübungsplätze

Viel Platz für Ausbildung und Übung – gleicher Zweck, aber dennoch viele Unterschiede: So bietet der Standort Putlos als einziger die Möglichkeit, Anlandeoperationen der Marine zu üben und in ganz Deutschland gibt es nur wenige Öko-Sprengplätze. Für fast jedes Übungsziel gibt es damit den richtigen Übungsplatz.

Mehrere Soldaten rennen mit Waffen im Anschlag an einem Haus vorbei.

Auf den Truppenübungsplätzen der Bundeswehr werden die Bundeswehr und verbündete Streitkräfte zu schlagkräftigen Armeen. Die Fähigkeiten und Verfahren, die hier vertieft werden, sind Grundlage militärischer Abschreckung. Gleichzeitig sind diese Plätze große Areale des Naturschutzes und dienen militärischen Konvois in Deutschland zur Rast.

Wenn mehrere Tausend Soldatinnen und Soldaten mit schwerem Gerät und in mehreren Dimensionen – Land, Luft, See – gleichzeitig auf engstem Raum üben wollen, sind besondere Gebiete notwendig. Dafür gibt es 20 Truppenübungsplätze in Deutschland, von Nordhorn im Westen bis Oberlausitz im Osten, von Putlos im Norden bis Heuberg im Süden. Organisiert sind die Plätze in drei Bereichskommandanturen Nord, Süd und Ost, die wiederum für die Truppenübungsplätze in ihrer Region zuständig sind.

Weitläufige Areale mit vielen Aufgaben 

Werden die Truppenübungsplätze nicht nur für Schießen und Übungen genutzt, bieten sie auch die Möglichkeit, als Rastraum genutzt zu werden. Bewegen sich deutsche oder alliierte Streitkräfte aufgrund der zentralen Lage in Europa in und durch Deutschland oder sind die Kapazitäten der Kasernen erschöpft, bieten die Truppenübungsplätze die Möglichkeit, große Mengen an Fahrzeugen sicher abzustellen. Gleichzeitig können die Plätze flexibel um Unterkünfte erweitert werden. So wird zivile Infrastruktur nicht über Gebühr belastet und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für militärische Konvois lassen sich leichter umsetzen.

Weitestgehend unberührt von menschlicher Besiedelung sind Truppenübungsplätze auch Rückzugsraum für Umwelt und Natur. Das Fachpersonal im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr) und in den Bundeswehr-Dienstleistungszentren sowie in den Truppenübungsplatzkommandanturen vor Ort stellen sicher, dass alle Vorgaben eingehalten werden. Das hat einen guten Grund: Weit über die Hälfte der Flächen sind als Schutzgebiete ausgewiesen – entweder als Flora-Fauna-Habitate oder Vogelschutzgebiete.

Hinter den Kulissen

Damit ein militärischer Verband tatsächlich üben kann, sind einige Schritte nötig und viele Akteure hinter den Kulissen sind involviert, sodass der Ablauf reibungslos funktionieren kann:

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  • Zwei Soldaten klettern auf einem Truppenübungsplatz in die Kanalisation. Sie sind bewaffnet.
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    Koordination und Abstimmung

    Truppenübungsplätze sind rar. Nur 20 gibt es in Deutschland, fünf davon werden durch alliierte Streitkräfte oder die NATONorth Atlantic Treaty Organization verwaltet und hauptsächlich durch diese genutzt. Für die circa 180.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bedeutet das, dass sie sich eng abstimmen müssen, damit es weder zu Doppelbelegungen noch zu ungenutzter Fläche kommt. 

    Dabei muss priorisiert werden: Steht ein Einsatz bevor und die Truppe muss sich vorbereiten? Wird der Platz kurzfristig als Aufmarschraum für die Landes- und Bündnisverteidigung gebraucht? Nur durch ständige Kommunikation und höchste Genauigkeit in den regelmäßigen Planungskonferenzen lassen sich Fehler vermeiden.

    Eine weitere Herausforderung: Die Truppenübungsplätze der Bundeswehr haben unterschiedliche Spezialisierungen und eignen sich daher für verschiedene Trainings: So bieten beispielsweise nur wenige Übungsgelände die Möglichkeit, unter die Erde zu gehen und den Kampf in Kanalisationen zu üben. 

  • Zwei Soldaten der Bundeswehr unterhalten sich vor einer Lagekarte. Ein Soldat ist Oberstabsfeldwebel
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    Planung ermöglicht Übung

    Für jeden Truppenübungsplatz müssen die Details individuell durchgeplant werden. Welche Möglichkeiten bietet das Gelände, welche Anforderungen stellt die Truppe, gibt es besondere Auflagen, beispielsweise für den Umweltschutz? 

    Diese verschiedenen Dinge übereinanderzulegen, ist eine Kunst, die die Einplanerinnen und Einplaner in den jeweiligen Truppenübungsplatzkommandanturen beherrschen. Im Zusammenspiel mit der übenden Truppe wandeln sie Theorie in Praxis. Diese erfahrenen Feldwebel wissen, wo gefahrlos – auch im scharfen Schuss – geübt werden kann. 

    Wenn sie unter anderem die Anmeldungen bearbeiten, räumen sie nicht nur jede Menge bürokratische Notwendigkeiten aus dem Weg, sie sehen sich selbst als Dienstleistende und nutzen ihr Fachwissen, um Übungen zu ermöglichen, die auf den ersten Blick kaum umsetzbar scheinen.

  • Panzer bei einem scharfen Schuss
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    Lärmschutz für die Bevölkerung

    Wo die Bundeswehr übt, wird geschossen. Dabei entsteht viel Lärm. Damit das nicht zur unverhältnismäßigen Belastung der Bewohnerinnen und Bewohner des Umlandes wird, gibt es auf jedem Truppenübungsplatz Lärmschutzbeauftragte. 

    Schon in der ersten Planungsphase erstellen sie eine ortsangepasste Lärmprognose. Dabei beachten sie, wo mit welchen Waffen geschossen wird, passen die Prognosen an das Wetter an und können jederzeit in die Planung eingreifen, wenn sie einen Lärmpegel erwarten, der über den erlaubten Grenzwerten liegen würde. 

    Zusätzlich informieren sie die umliegende Bevölkerung, wenn es trotz allem einmal lauter werden sollte – auch innerhalb des gesetzlichen Rahmens. 

  • Ein Soldat arbeitet konzentriert an Karten. Er trägt eine Armbinde mit der Aufschrift Range Control
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    Schießsicherheit ist Millimeterarbeit

    Beim Umgang mit Waffen kann und darf es keine Kompromisse bei der Sicherheit geben. Jeder Fehler kann tödlich enden. Damit es nicht so weit kommt, legen die Expertinnen und Experten der Truppenübungsplätze noch vor dem eigentlichen Schießen Gefahrenbereiche fest. 

    Das Schießsicherheitspersonal der Kommandanturen weiß, dank der Vorarbeit der Einplanerinnen und Einplaner, wo mit welchen Waffen geschossen wird. Befinden sich beispielsweise Wege und Straßen in den Gefahrenbereichen, legen sie fest, dass diese während des Schießbetriebes nicht befahren werden dürfen und sperren sie ab. 

    Dabei überprüfen sie die Gefährdung anderer Schießbahnen und schränken diese gegebenfalls ein – das bedeutet in der Vorbereitung, auf Millimeter auf der KarteImmer wieder kontrollieren sie sich gegenseitig und nutzen sowohl digitale als auch analoge Methoden zur Arbeit. So schließen sie Fehler aus und stellen ein durchgängig hohes Niveau in ihrer Auftragserfüllung sicher. 

  • Ein Feuerwehrfahrzeug löscht einen Brand in der Natur.
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    Gemeinsam stark

    Damit auf einem Truppenübungsplatz der Ablauf reibungslos funktioniert, müssen viele Zahnräder ineinandergreifen. Sanitätspersonal, gegebenenfalls auch eine Schießärztin oder ein Schießarzt, muss immer in Bereitschaft sein, sollte es zum schlimmsten Fall kommen. Das Niveau der medizinischen Versorgung orientiert sich dabei an den Vorgaben des zivilen Rettungsdienstes. 

    Ebenfalls in dauerhafter Bereitschaft ist die Bundeswehrfeuerwehr aus dem Organisationsbereich BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Die Forstanstalten des Bundes kontrollieren den Umgang mit Bewuchs und beraten die Truppe – damit Natur auf den Truppenübungsplätzen eine Zukunft hat und sie nicht zur unbelebten Wüste werden. 

    Je nach Truppenübungsplatz können hier noch weitere Personen arbeiten: Auf vielen Plätzen werden beispielsweise Wiesen außerhalb der Gefahrenbereiche an Schäferinnen und Schäfer verpachtet. Die Tiere freuen sich über unberührte Nahrung und die Grünflächen werden ökologisch nachhaltig gemäht. 

  • Ein Soldat der Bundeswehr programmiert elektronische Schlüssel
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    Ohne ITInformationstechnik geht nichts

    Die Verbindung mit den eigenen ITInformationstechnik-Netzwerken und dem Internet ist Voraussetzung für moderne Kriegsführung. Auch auf den Truppenübungsplätzen der Bundeswehr ist daher die Bereitstellung von ITInformationstechnik-Services ein wichtiger Baustein, um ganzheitlich zu üben. Die ITInformationstechnik-Expertinnen und -Experten der Bereichskommandanturen sind dafür erste Ansprechstelle der Truppe vom ersten bis zum letzten Übungstag. 

    Sie binden die Unterkünfte und Gefechtsstände an die verschiedenen Netzwerke an und bieten den Übenden eine technische Infrastruktur so an, dass diese bestenfalls ihre eigene Technik nur anzuschließen brauchen. Außerdem verwalten Fachleute die Frequenzen der Vielzahl an gleichzeitig genutzten Funkgeräten auf engsten Raum. So sorgen sie dafür, dass sich nur hört, wer sich auch hören muss. 

    Versorgen sie keine übende Truppe, begleiten sie die Digitalisierung der Truppenübungsplätze: von elektronischen Schrankensystemen bis zur Verlegung von zukunftssicheren Lichtwellenleitern. 

  • Ein ziviler Schießbahnwärter bereitet eine Schießscheibe für den Einsatz vor
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    Bundeswehr-Dienstleistungszentren – unverzichtbare Unterstützer

    Ein wichtiger Teil von Truppenübungsplätzen sind Schießbahnen. Der Betrieb der Schießbahnen fällt nicht in die Verantwortung der Truppenübungsplatzkommandanturen. Diese werden – genau wie das Objektmanagement der Unterkünfte – durch die zivilen Bundeswehr-Dienstleistungszentren des Organisationsbereiches BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr betrieben.

    Die Schießbahnwärterinnen und -wärter sind dabei wahre Multitalente. Sie bauen nicht nur Schießscheiben und passen diese den Wünschen der Truppe an, sie betreiben auch die Anlagen im laufenden Betrieb. Aus Hunderten Klappfallscheiben an ebenso vielen Positionen im Gelände auf Knopfdruck die richtige hochzuklappen, fordert Timing und eine enge Koordination mit der Übungsleitung. Fällt Elektronik aus oder muss ein System im laufenden Betrieb repariert werden, sind es ebenfalls die Schießbahnwärter, die diese Arbeiten passgenau erledigen. 

  • Zwei Soldaten arbeiten in einem Raum mit vielen verschiedenen Funkgeräten und Telefonen
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    Die Leit- und Kontrollstelle

    Sind die Truppenteile auf dem Übungsplatz angekommen, laufen alle Fäden in der Leit- und Kontrollstelle (LuKLeit- und Kontrollstelle) zusammen. Per Funk wird jede Schießan- und -abmeldung durchgegeben. 

    Jederzeit steht hier fest, wann wer wo schießt und übt. Kommt es zu einem Unfall, werden von hier aus alle übenden Truppenteile informiert, dass Übungen gegebenenfalls unterbrochen werden. Gleichzeitig werden alle Maßnahmen der Rettungskette eingeleitet. 

    Sicherheit im laufenden Betrieb ist oberstes Gebot. Benötigen auswärtige oder auch eigene Kräfte schnelle und zuverlässige Informationen, finden sie hier die richtige Ansprechstelle. Die LuKLeit- und Kontrollstelle handelt dabei immer mit dem Ziel vor Augen, die trainierende Truppe möglichst wenig von all den notwendigen Maßnahmen im Hintergrund merken zu lassen. 

  • Ein grünes Fahrzeug mit der Beschriftung „Range Control“. Dahinter unterhalten sich zwei Soldaten.
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    Range Control vor Ort

    Neben der LuKLeit- und Kontrollstelle steht die „Range Control“ mit dem Schießsicherheitspersonal als mobile Ansprechstelle zur Verfügung. Diese intensiv ausgebildeten Expertinnen und Experten kontrollieren im laufenden Betrieb die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen und schaffen Unklarheiten aus der Welt. 

    Handlungssicherheit schafft Betriebssicherheit, von der ersten bis zur letzten Minute auf den Truppenübungsplätzen der Bundeswehr. Von der übenden Truppe bis zu den Helferinnen und Helfern hinter den Kulissen – wo es darum geht, Leistungen auf höchstem Niveau zu zeigen und die Sicherheit niemals zu gefährden, kann es weder Kompromisse noch offene Fragen geben. 

    Die Soldatinnen und Soldaten der „Range Control“ sind genau die Dienstleistenden, die dieses Niveau ermöglichen und halten. 

     

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