Nachgefragt

Hannibals Elefanten und Delfine vor Sewastopol – Tiere im Krieg

Hannibals Elefanten und Delfine vor Sewastopol – Tiere im Krieg

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Aktuell Delfine und Hunde, einst Elefanten und Pferde. Seit jeher setzen Menschen Tiere militärisch ein. Der Wissenschaftliche Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr beschreibt in „Nachgefragt“ Geschichte und Gegenwart von Tieren im Krieg.

Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen

Dr. Gerhard Kümmel ist Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderator, Hauptmann Engemann, spricht er über die Rolle von Tieren im Krieg.

Die militärische Bedeutung von Tieren ist im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine tatsächlich hoch,“ sagt Kümmel zu Hauptmann Tim Engemann, dem „Nachgefragt“-Moderator. Von der Vergangenheit bis heute nutze man Tiere als Helfer oder direkte Waffe in bewaffneten Konflikten. Beispielsweise setze Russland aktuell Delfine im Hafen von Sewastopol ein, um Kriegsschiffe zu schützen. Kümmel erklärt: „Delfine sind aufgrund ihres Echolotes in der Lage, Minen und gegnerische Kampftaucher zu identifizieren.“ Die Meeressäuger seien dazu ausgebildet, auf die Kampftaucher aufmerksam zu machen und diese sogar zu angreifen.

Einsatz von Hunden in der Ukraine

Auch der beste Freund des Menschen steht in Diensten des Militärs: „Hunde sind sehr wichtig für militärische Zwecke. Sowohl die ukrainische Seite wie auch die russische Seite setzen Hunde ein“, erklärt der Militärsoziologe. So übernehmen Diensthunde Wach-, Personen- und Objektschutzaufgaben. Die größte Bedeutung habe jedoch das Aufspüren von Kampfmitteln wie Minen und Sprengstoffe. Der Jack-Russell-Terrier Patron, ein Sprengstoffspürhund der ukrainischen Zivilschutzbehörden, sei sogar von Präsident Selenskyj geehrt worden, da er über 200 Minen und Sprengkörper entdeckt hat.

Auch in der Bundeswehr leisten Hunde mit ähnlichem Aufgabenspektrum ihren Dienst, führt Kümmel aus. Von den rund 260 Diensthunden der Bundeswehr kommen einige aber auch zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz, beispielsweise in der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBSPosttraumatische Belastungsstörung).

Rückblick in die Geschichte

In der Vergangenheit hätten Tiere schon immer eine große militärische Bedeutung gehabt, so Kümmel. Das reiche von sehr kleinen Tieren wie Brieftauben bis zu sehr großen Tieren. Als legendäres Beispiel nennt er Hannibals Kriegselefanten, mit denen Truppen des nordafrikanischen Heerführers im Jahr 218 vor Christus die Alpen überquerten. Bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein seien Elefanten zu militärischen Zwecken genutzt worden. 

Das Pferd als wichtigster militärischer Helfer

Doch es sei das Pferd, das international gesehen die größte militärische Bedeutung habe, sagt Kümmel. Bereits 2000 vor Christus zogen Pferde Streitwagen in den Kampf. In den beiden Weltkriegen wurden sie millionenfach als Zug-, Last- und Reittiere eingesetzt. Auch bis heute verfügten Streitkräfte trotz Motorisierung über Pferde und Maultiere. So setzt die Bundeswehr auf Haflinger und Mulis, um Ausrüstung und Waffen in unwegsamem Gelände zu transportieren.

Ethische und moralische Fragen beim Einsatz von Tieren

In der Vergangenheit galten Tiere oft als „Objekt, Instrument und Gegenstand“, führt Kümmel aus. Eine Auffassung, die sich gewandelt habe: „Es wächst die Erkenntnis, dass Tiere leidensfähig sind.“ Im Ergebnis werde die tierwohlförderliche Behandlung von Tieren wichtiger, auch in den Streitkräften. Kümmel sagt: „Es geht letzten Endes darum, die Kooperationsbereitschaft, die aufgrund des Vertrauensverhältnisses zwischen Mensch und Tier entstanden ist, nicht zu missbrauchen.“

von Tim Engemann

Weitere Folgen