Nachgefragt

„Es geht um den Schutz und die Sicherheit Deutschlands“

„Es geht um den Schutz und die Sicherheit Deutschlands“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Amtshilfe bei Katastrophen, Schutz kritischer Infrastrukturen und logistische Unterstützung für alliierte Truppen auf dem Weg durch Deutschland: Das alles stellt das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr sicher. Generalleutnant André Bodemann ist der Befehlshaber. Er erklärt, was das Kommando für Deutschlands Sicherheit tut.

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Generalleutnant André Bodemann ist Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Hauptmann Janet Watson spricht er über die vielfältigen Aufgaben des vor einem Jahr aufgestellten Kommandos.

Das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr ist im September 2022 aufgestellt worden, um die Kompetenzen und Zuständigkeiten der Streitkräfte im Inland zu bündeln. „Führen aus einer Hand, das war das Ziel“, sagt Generalleutnant André Bodemann. „Wir haben jetzt ein Kommando, das den Bedarf feststellt, was führt, was koordiniert und zusammenführt.“

Der Heeresoffizier ist seit April Befehlshaber der Kommandobehörde mit ihren rund 800 Soldatinnen und Soldaten. „Kernauftrag des Kommandos ist der Schutz Deutschlands, seiner Bürgerinnen und Bürger, von Freiheit und Demokratie, in Frieden, Krise und Krieg. Nicht mehr, aber auch nicht weniger“, sagt Bodemann zu „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Hauptmann Janet Watson.

Das sei eine große Aufgabe, so der Generalleutnant. „Aber auch sehr erfüllend und sinnstiftend, geht es doch um den Schutz und die Sicherheit Deutschlands.“ Das Territoriale Führungskommando habe drei Teilaufträge: die Landes- und Bündnisverteidigung, die Amts- und Katastrophenhilfe und die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland.

Hilfe für die Ukraine

Deutschland und die Bundeswehr unterstützen die Ukraine unter anderem mit der Lieferung von Material und der Ausbildung von Truppen für die Front. „Wir sind für den sogenannten RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess zuständig – das heißt, Reception, Staging and Onward Movement“, beschreibt Bodemann den Beitrag des TFK. Auch der Transport und der Schutz der Waffenlieferungen an die Ukraine durch Deutschland falle in die Zuständigkeit seiner Behörde.

Man kümmere sich um den Transport, die Ausstattung, die Unterbringung und die Verpflegung der Soldatinnen und Soldaten aus der Ukraine. Zudem werde ihre Ausbildung auf den Truppenübungsplätzen in Deutschland organisiert. „Wir koordinieren, wer wann wo ausbildet und welche Kapazitäten wo vorgehalten werden“, sagt Bodemann. Rund 10.000 Ukrainerinnen und Ukrainer seien so bislang auf den Kriegseinsatz vorbereitet worden. 

Dadurch ist auch Deutschland ins Visier Russlands geraten. „Wir sind zwar nicht im Krieg, aber wir sind auch schon lange nicht mehr im Frieden. Wir sind in einer Phase dazwischen“, sagt Bodemann. „Wir werden jetzt schon jeden Tag angegriffen, jeden Tag bedroht.“ Fake News würden verbreitet, Cyberattacken gegen Regierungseinrichtungen und Energieunternehmen gefahren, teils auch Sabotageakte verübt. Zudem würden ukrainische Truppen bei der Ausbildung in Deutschland ausgespäht. „Da versucht man, Soldaten einzuschüchtern, man versucht, Handydaten abzugreifen, die man dann in der Ukraine durch die russische Seite wieder nutzen kann für den Krieg“, sagt der Generalleutnant.

Logistische Unterstützung der NATO

Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, werde im Territorialen Führungskommando an einem „Operationsplan Deutschland“ gearbeitet, so Bodemann. Zum einen müsse die Bundeswehr ihre Aufgaben bei der Gesamtverteidigung des Landes im Auge behalten. Zum anderen müssten auch die Bedarfe aus den NATO-Verteidigungsplänen berücksichtigt werden. „Hierbei ist die wesentliche Leistung Deutschlands die Sicherstellung des Aufmarsches der alliierten Kräfte durch und über Deutschland“, betont der Generalleutnant.

Dies geschehe im Rahmen des sogenannten Host Nation Supports, so Bodemann weiter. „Wir sind verantwortlich für die Unterstützung der alliierten Kräfte, wenn sie durch oder über Deutschland marschieren.“ So werde etwa für Frischwasser, Treibstoff und Unterkünfte aber auch für ärztliche und sonstige organisatorische Unterstützung gesorgt. Dabei werde auch auf zivile Unternehmen gesetzt, so der Generalleutnant. „Je mehr wir auf zivile Leistungserbringung bauen können, desto mehr Flexibilität habe ich an der Verfügbarkeit von militärischen Kräften.“

Schutz kritischer Infrastruktur

Weitere Entlastung verspricht sich Bodemann von den Heimatschutzverbänden, in denen überwiegend Reservedienstleistende dienen. Sie sollen verteidigungswichtige Infrastruktur beschützen. „Verteidigungswichtige Infrastruktur ist alles das, was wir benötigen, um Landesverteidigung in jedem Fall sicherzustellen“, erklärt Bodemann. „Das sind militärische Anlagen, das können aber auch Häfen sein, wo wir Entladung und Verladung von militärischem Transport sicherstellen.“ Insgesamt sechs Heimatschutzregimenter mit jeweils rund 800 Reservedienstleistenden sollen künftig für die Bundeswehr wichtige Objekte in Deutschland bewachen.

von Timo Kather

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