Beschaffung im Wandel der Zeit

Beschaffung im Wandel der Zeit

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Seit acht Jahren ist das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) für die bedarfs-und forderungsgerechte Ausstattung der Bundeswehr mit leistungsfähiger und sicherer Wehrtechnik verantwortlich. Die Geschichte des Rüstungsbereiches und seiner Dienststellen reicht jedoch weit zurück.

Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von einem Gebäude mit einer gepflasterten Straße im Vordergrund

Das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz in seiner Anfangszeit

Bundeswehr

Schon am 14. November 1957 stellt der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß das Amt für Wehrtechnik und Beschaffung (AWBAmt für Wehrtechnik und Beschaffung) auf. Ihm obliegt unter anderem die zentrale Beschaffung des Materials für die Bundeswehr.

Zeitgleich werden die Erprobungsstellen und die Marinearsenale in Wilhelmshaven und Kiel aufgebaut. Knapp ein Jahr danach erhält das Amt den Status einer unmittelbar nachgeordneten zentralen Dienststelle mit Sitz in Koblenz und trägt etwas später die Bezeichnung Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWBBundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung).

Große Herausforderungen der Nachkriegszeit

Resultierend aus einem Abkommen über die gegenseitige Verteidigungshilfe erhält die neue Bundeswehr in ihrer Anfangszeit die ersten Rüstungslieferungen aus den USA.

Neben Waffen und Fahrzeugen beschafft das neue Amt auch symbolträchtige Gegenstände wie die Truppenfahnen für die Bundeswehr. 1964 verleiht der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke dem Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung in Bonn die erste Truppenfahne. Sie befindet sich als fester Bestandteil einer eigenen Tradition der Bundeswehr in der Demokratie nach wie vor in den Beständen des Wachbataillons.

Der Kalte Krieg zwischen Ost und West beherrscht die Nachkriegszeit. Große Mengen an Wehrmaterial werden für die Vorbereitung von Landes- und Bündnisverteidigung benötigt.

Sicher und zuverlässig soll das neue Wehrmaterial sein. Dafür werden zum Beispiel „auf den mörderischen Teststrecken“ der damaligen Erprobungsstelle 41 in Trier neue Lkw getestet.

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Multinationale Kooperation

Die Entwicklung und Beschaffung militärischer Ausrüstung erfolgt immer öfter im Schulterschluss mit der NATO oder den befreundeten Staaten der EUEuropäische Union.

Eines der ersten gemeinsamen Projekte ist das von Deutschland, Großbritannien und Italien entwickelte Kampflugzeug MRCAMulti-Role Combat Aircraft Tornado. Später folgen weitere Projekte wie der Eurofighter, der Kampfhubschrauber Tiger, der GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer oder der Schützenpanzer Puma.

Die enge Zusammenarbeit mit anderen Staaten in Rüstungsangelegenheiten bringt eine Vielzahl von Vorteilen durch die Standardisierung von Techniken und Verfahrensweisen. Aufgrund nationaler Sonderinteressen birgt sie aber ebenso neue Herausforderungen im Hinblick auf multinationale Abstimmungs- und Realisierungsprozesse.

Weltweite Entwicklungen hat Auswirkungen

Mit dem Fall der Mauer 1989 und der Deutschen Einheit kommen neue Aufgaben auch auf den Rüstungsbereich zu.

Was soll mit dem aus den Beständen der Nationalen Volksarmee übernommenen Gerät geschehen? Welche Systeme kann man weiter betreiben und welche haben keine Zukunft in der Armee der Einheit? Manche Systeme, wie das zweistrahlige Kampfflugzeug MiGMikoyan-Gurewitsch-29, werden in der Bundeswehr weitergenutzt. Ein Großteil der Geräte fristet sein Dasein aber als Museumsobjekt, wird verwertet oder an andere Nationen verkauft oder verschenkt.

Mit dem Ende des Kalten Krieges beginnt auch der Verteidigungsetat in Deutschland zu sinken. Gleichwohl nehmen die Komplexität und die Kosten von Rüstungsprojekten stetig zu und stellen eine große Herausforderung für das Projektmanagement im Beschaffungswesen dar. Mit Hilfe von neuen Vorschriften sollen die Abläufe in der Beschaffung von Rüstungsgütern verbessert und beschleunigt werden. Aus diesem Grund wird 2001 erstmals CPMCustomer Product Management (Customer Product Management) als Verfahrensbestimmung für die Bedarfsermittlung, Bedarfsdeckung und Nutzung in der Bundeswehr erlassen und löst nach und nach den langjährig geltenden EBMatEntwicklung und Beschaffung von Wehrmaterial (Allgemeiner Umdruck 220 – Verfahrensvorschriften für die Entwicklung und Beschaffung von Wehrmaterial) ab.

Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA wandelt sich die Bundeswehr zur Armee im Einsatz. Der Schwerpunkt der Einsätze verlagert sich auf trockene und heiße Zonen. Ab sofort werden tropentaugliche Uniformen benötigt, Fahrzeuge müssen mit Klimaanlagen nachgerüstet und viele andere Geräte, Materialien und Verfahren an diese besonderen Gegebenheiten angepasst werden. Auch die Informationstechnik (ITInformationstechnik) sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber: Ihre Hauptfeinde sind nun Staub, Hitze und feinster Sand.

Ein Panzer steht in einem Museum

Ein amphibischer Spähpanzer PT-76 der NVANationale Volksarmee steht in der Ausstellung im Deutschen Panzermuseum in Munster.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Alles aus einer Hand – Synergieeffekte werden genutzt

Die immer mehr an Bedeutung gewinnende ITInformationstechnik stellt neue und hohe Anforderungen an die technische Kompetenz der Beschaffungsbehörden. Im Jahr 2002 wird daher das Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr (ITInformationstechnik-AmtBw) als zentraler Dienstleister für diesen Bereich gegründet.

Doch die Anforderungen an die Ausstattung der Soldatinnen und Soldaten steigen weiter und der Zeit- und Kostendruck, unter dem die Bundeswehr in diesem Zusammenhang steht, nimmt ebenso zu. 

Mit dem Zusammenschluss des BWBBundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, des ITInformationstechnik-AmtBw und der Materialverantwortung für die Einsatzreife aus den Teilstreitkräften wird die Beschaffung daher über die reine Vorschriftenlage hinaus „aus einer Hand“ noch effizienter aufgestellt.

Diese drei Bereiche werden im Oktober 2012 im neu geschaffenen Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) zusammengeführt, das als „Leitamt“ dem Organisationsbereich „Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung“ (AINAusrüstung, Informationstechnik und Nutzung) mit seinen insgesamt zehn nachgeordneten Dienststellen vorsteht.

Trendwende Material

Die Krimkrise 2014 rückt die Landes- und Bündnisverteidigung zurück in den sicherheitspolitischen Fokus. Der Sparkurs der vergangenen Jahre, häufig als Friedensdividende nach dem Ende des Warschauer Paktes bezeichnet, hat hier allerdings deutliche Spuren hinterlassen. Viele der Waffen und Systeme sind nicht in genügender Anzahl vorhanden oder veraltet, Ersatzteile für diese Systeme können nicht mehr eingekauft werden. Die Streitkräfte müssen aber den politischen Vorgaben folgend auch für diesen Zweck leistungsfähiger und mit der notwendigen Ausrüstung für diese Aufgaben ausgestattet werden.

Im Jahr 2016 werden durch die Bundesministerin der Verteidigung Trendwenden in vielen Bereichen der Bundeswehr angestoßen, auch beim Material und der Ausrüstung. Erstmals steigt seit vielen Jahren der Verteidigungsetat wieder an.

Das BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr steht vor der großen Herausforderung, das dringend benötigte Material zu beschaffen und den Streitkräften möglichst zeitnah zukommen zu lassen. Zu diesem Zweck erfährt das Amt auch manche strukturelle Veränderung, um die bestehenden Abläufe zu straffen und Prozesse zu optimieren.

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Neben den reinen Beschaffungsvorgängen im Mutterhaus BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr sind auch die Dienststellen, die zum Verantwortungsbereich des BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr gehören, in den Gesamtprozess eingebunden.

Auf ihrem Gelände wird an aktuellen und zukunftsträchtigen Themen geforscht sowie neues Gerät mit Hochdruck und wissenschaftlichem Know-how erprobt und entwickelt.

Diese wichtige Arbeit und die Koordination in und mit dem BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr sind heute wesentliche Voraussetzung für die Erfüllung der Bedarfe aus den Teilstreitkräften und Organisationsbereichen der Bundeswehr.

Jeder Ausrüstungsgegenstand und jedes Gerät, das die Leistungsfähigkeit der Truppe steigert und ihrem Schutz dient, wird auf Basis der militärischen Bedürfnisse vor dem Hintergrund teilweise komplexer Rahmenbedingungen so schnell wie möglich beschafft und eingeführt. Die technischen Möglichkeiten der Erprobung haben sich im Laufe der Jahre stark verändert.

Angesichts der immensen technologischen, industriellen und finanziellen Forderungen an moderne Systeme werden zukünftig Projekte zum Teil auch mit den Bündnispartnern geplant und realisiert. Derzeit wird unter anderem gemeinsam mit Frankreich an der Entwicklung neuer gemeinsamer Kampfflugzeuge (FCASFuture Combat Air System) und Kampfpanzer (MGCSMain Ground Combat System) gearbeitet. Mit den Niederlanden wird die Digitalisierung der beiden Streitkräfte vorangetrieben.

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