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Oberstleutnant Andreas Schreiner - als deutscher Soldat in den USA

Oberstleutnant Andreas Schreiner - als deutscher Soldat in den USA

Seine militärische Laufbahn begann für den gebürtigen Bayer 1997 im Rheinland-Pfälzischen Germersheim. Nach seinem Studium des Maschinenbaus an der Universität der Bundeswehr in Hamburg führte sie ihn an viele Dienstorte im In- und Ausland. Im Sommer 2019 zog es den zweifachen Familienvater dann für eine ganz besondere Auslandsverwendung „über den Teich“ in die USA zur Deutschen Verbindungsstelle des Rüstungsbereiches USA/Kanada (DtVStRüDeutsche Verbindungsstelle des Rüstungsbereichs USA/Kanada USA/CAN).

Ein Soldat steht in einem Flur vor dem Wappen einer amerikanischen Behörde

Das MIDSMultifunctional Information Distribution System IPOInternational Program Office - ein Internationales Programmbüro mit Angehörigen verschiedener Staaten

Bundeswehr

Der Soldat ist aber nicht am Stammsitz in Reston (Virginia) eingesetzt, sondern wird bis zum Herbst 2022 als sogenannter Plattformrepräsentant gemeinsam mit Personal aus den anderen Staaten im sogenannten „MIDSMultifunctional Information Distribution System IPOInternational Program Office“ im kalifornischen San Diego tätig sein.

Herr Oberstleutnant, was bedeutet MIDSMultifunctional Information Distribution System IPOInternational Program Office eigentlich?

MIDSMultifunctional Information Distribution System IPOInternational Program Office steht für „Multifunctional Information Distribution System International Programme Office“. Auf Deutsch kann man dazu auch „Internationales Programmbüro für das Multifunktionale Informationsverteilungssystem“ sagen.

Im Programmbüro werden der Bedarf, die Weiterentwicklung und die Verträge zur Herstellung und Lieferung von Datenfunkgeräten mit optionaler verschlüsselter Sprachübertragung und taktischer Flugnavigation gemanagt. Die Funkgeräte kommen in Luft-, See- und Landgestützten Systemen zum Einsatz.

Als Plattformrepräsentant bin ich hier der zentrale Ansprechpartner sowohl für die Bedarfe der nutzenden Bereiche auf deutscher Seite als auch für die des Integrationsprogramms der NATO-Managementagentur NETMANATO Eurofighter 2000 and Tornado Management Agency. In meiner Funktion im Programmbüro arbeite ich eng mit Personal aus den USA, Frankreich, Italien und Spanien zusammen.

Wie kann man sich denn Ihren Arbeitsalltag genau vorstellen?

Im Moment hat Corona natürlich auch meinen Arbeitsalltag komplett umgekrempelt. Wir haben im Programmbüro fast alle aus dem Home Office gearbeitet. Davor war es üblich, beinahe monatlich Konferenzen in Europa oder den USA abzuhalten, bei denen sich die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Projektbeteiligten getroffen haben.

Im vergangenen Jahr wurde der gesamte transatlantische Kommunikationsbedarf dagegen über Telefon- und Videokonferenzen abgedeckt. Selbst die hausinterne Abstimmung fand über das Internet statt. Aber wie überall, werden auch hier persönliche Treffen immer wichtiger.

Drei Männer in einem Büro bei einer Besprechung

Inzwischen sind Abstimmungen vor einer wichtigen Besprechung auch wieder ganz real möglich

Bundeswehr

Gerade bei Verhandlungen in einer fremden Sprache ist es wichtig, sein Gegenüber gut einschätzen zu können. Neben der Sprache spielen ja auch Gestik und Mimik eine wichtige Rolle. Daher bereiten wir uns im Programmbüro gerade darauf vor, gegen Ende des Jahres 2021 wieder die ersten Konferenzen mit persönlicher Teilnahme durchzuführen.

Mit welchen Herausforderungen haben sie zu kämpfen?

Die regelmäßig begrenzte Produktionskapazität der Industrie ist oft Gegenstand zäher Verhandlungen. Wenn ich mich mit den Plattformrepräsentanten der Partnernationen auf ein erfüllbares Konzept geeinigt habe, begleiten wir die Vertragsabteilung des Programmbüros bei den Verhandlungen mit der Industrie. So wollen wir sicherstellen, dass unsere Anforderungen richtig umgesetzt werden. Außerdem können wir dann schnell reagieren, falls einzelne Punkte nicht umsetzbar erscheinen.

Zu unseren Aufgaben gehören natürlich auch Qualitätssicherung und Terminkontrolle. Wenn wir Schwierigkeiten erkennen, leiten wir mit den zuständigen Abteilungen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ein.

Wie sieht es mit der internationalen Zusammenarbeit aus?

Unsere gesamte Teamarbeit wird natürlich durch die jeweiligen nationalen Brillen gefiltert, weil alle Angehörigen des Programmbüros natürlich auch ihre nationalen Interessen wahrnehmen müssen. Und doch muss sich dann alles in einen gemeinsamen Plan fügen, der mit der Industrie vertraglich umgesetzt werden kann.

Ein lächelnder Soldat steht vor einer Wand mit einem Plakat, auf dem zwei Schiffe und ein Flugzeug abgebildet sind

Oberstleutnant Andreas Schreiner ist durch seine Tätigkeit in viele internationale Projekte eingebunden

Bundeswehr

Auch wenn es unter den westlich geprägten Nationen viele Gemeinsamkeiten gibt, haben doch alle ihre Eigenheiten. Das bezieht sich auch auf eigene Stile in den Verhandlungen. Gerade in den USA spielt indirekte Kommunikation eine große Rolle. Jeder muss viel Geduld und Fingerspitzengefühl mitbringen, um am Ende sein eigentliches Problem wirksam angesprochen zu haben. Ich denke, ein kleiner Diplomat muss man an dieser Stelle schon sein.

Wie geht das fachlich - handeln in deutschem Auftrag auf amerikanischem Boden?

Unsere Verträge werden nach USUnited States-amerikanischem Recht geschlossen, nicht nach deutschem Vergaberecht. Exportkontrollvorschriften und der Zugang zu Information unterliegen strengen Vorschriften, selbst zwischen den teilnehmenden Nationen. Außerdem sitzen viele Projektpartner in Europa und auch die europäischen Hersteller des Funkgerätes haben ihr zentrales Büro in Paris. Bis nach San Diego sind das neun Stunden Zeitverschiebung. Das begrenzt den Zeitraum für Standortübergreifende Gespräche in San Diego auf die frühen Morgenstunden. Selbst bei der E-Mail-Kommunikation über den Atlantik muss ich immer einen Tag für eine Antwort einplanen.

Zum Schluss: Wie geht es denn Ihrer Familie in Kalifornien?

Bei einem Abenteuer wie einer Auslandsverwendung ist mitunter das Wichtigste, dass die Familie gut am neuen Standort ankommt. In San Diego gibt es nur eine kleine Bundeswehr-Gemeinschaft und die zuständige Verwaltung ist in Reston, an der Ostküste der USA, untergebracht. Dank der Anderen vor Ort haben wir aber schnell Fuß gefasst.

Weil es keine deutsche Schule in San Diego gibt, haben wir eine Wohnung in einem Schulbezirk mit guten Grundschulen gesucht. Durch die Unterstützung aus der DtVStRüDeutsche Verbindungsstelle des Rüstungsbereichs USA/Kanada USA/CAN besuchen unsere Kinder jetzt eine reguläre amerikanische Grundschule. Nach einem halben Jahr im Land waren die Englischkenntnisse der Kids natürlich noch entsprechend dünn. Inzwischen verbessern die Beiden aber mit tadellosem kalifornischem Akzent regelmäßig unsere Aussprache. Allerdings beklagen sie sich manchmal darüber, dass sie das in der Schule fehlende Deutsch nachmittags zu Hause nachholen müssen.

Wir hoffen, dass die gesammelten Erfahrungen nicht nur für mich den dienstlichen Horizont erweitern, sondern auch unseren Kindern Eindrücke und Kenntnisse bieten, von denen sie möglichst ein Leben lang profitieren werden.

San Diego bietet eine einmalige Kulisse, die meine Familie genauso genießt wie ich. Wir haben noch viel auf unserer Liste, was wir noch sehen wollen, bevor es wieder in eine Verwendung in der Heimat geht.

von Frank Künkler

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