Fennek, Wolf und Leopard

So kam das Bundeswehrgerät zu seinen Tiernamen

So kam das Bundeswehrgerät zu seinen Tiernamen

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

Sie heißen Fennek, Kodiak oder Wolf, Lachs oder Pinguin. Sie haben weder Reißzähne noch Krallen und flößen dennoch Respekt ein: Die Fahrzeuge der Bundeswehr tragen Tiernamen. Schon seit langem geben Soldaten ihren Waffen Namen. Aber warum?

Schwarz-Weiß-Aufnahme: Ein Kampfpanzer Leopard steht im freien Gelände.

Er war der erste: Der Kampfpanzer Leopard wurde 1965 in die Bundeswehr eingeführt – und erhielt als erstes Gerät der Truppe einen Tiernamen

Bundeswehr/Matthias Zins

Das ursprüngliche Motiv: Der Name soll die Wucht beschwören, mit der ihr Besitzer die Waffe führt. Wer sie beim Namen ruft, beschwört ihre tödliche Macht. Das können nüchterne Buchstaben- und Zahlenkombinationen nicht. Außerdem prägen sich gegenständliche Namen viel besser ein.

Geschichte der Namensgebung

Im Zweiten Weltkrieg waren die deutschen Panzerkampfwagen zunächst nur durchnummeriert: PzKpfw I, II, III und IV. Erst ab 1942 bekamen neue Fahrzeuge Tiernamen. Das vereinfachte die Zuordnung. Es gab immer mehr Typen und durch die Benennung nach Raubtieren konnte man besser den Überblick behalten. Der Panzer V hieß daraufhin Panther und das Modell VI Tiger.

Nach der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 kamen die Fahrzeuglieferungen vorwiegend aus dem Ausland. Also übernahm man auch die Typenbezeichnung der Hersteller wie zum Beispiel beim Kampfpanzer M48 oder beim Schützenpanzer HS 30.

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Namen mit tieferem Sinn

Dies änderte sich erst einige Jahre später, als die deutsche Rüstungsindustrie selbst in der Lage war, die Ausrüstung und das rollende Material für die Bundeswehr zu liefern. Das erste „Raubtier“ war der Kampfpanzer Leopard. 1965 eingeführt, wurde er zur schnellen und gefährlichen Waffe des Heeres: Er galt als wegweisende Kombination von Schutz, Beweglichkeit und Feuerkraft. Der Leopard diente als Ausgangsmodell für viele verschiedene Varianten, wie den inzwischen ausgemusterten Flugabwehrkanonenpanzer Gepard, den Brückenlegepanzer Biber und den Pionierpanzer Dachs.

All diese Namen weisen auf bestimmte Eigenschaften hin, die dem Fahrzeug zugeschrieben werden. Der Biber überbrückt Gewässer, der Dachs wühlt sich durch die Erde, der Luftlande-Waffenträger Wiesel ist klein, flink und wendig. Und weil der Gepard so schnell und kraftvoll ist, benannte die Marine sogar eine ganze, inzwischen außer Dienst gestellte Schnellbootklasse nach ihm.

Leopard, Marder und Co

Die durchgängige Belegung der verschiedenen Panzertypen der Bundeswehr mit Tiernamen ist heute ein Brauch, der für jedes Fahrzeug Gültigkeit hat. Der Leopard jedenfalls machte seinem Namen alle Ehre: Er war so erfolgreich, dass es neben mehreren kampfwertgesteigerten Versionen des Leopard 1 (A1 bis A5) seit 1979 das Nachfolgemodell Leopard 2 mit den Versionsnummern A6 und A7 gibt. In der Ausführung als Bergepanzer 3 trägt er den Namen Büffel.

Und damit die Panzergrenadiere dem Leopard in jedem Gelände folgen konnten, kam 1971 zu ihrer Unterstützung der Schützenpanzer Marder dazu. Er entwickelte sich in seiner jüngsten minengeschützten Version 1A5 in Afghanistan zum unverzichtbaren Rückgrat der deutschen ISAFInternational Security Assistance Force-Truppen und überzeugte trotz seines Alters durch große Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit. Erst kürzlich wurde der 50. Jahrestag seiner Indienststellung gefeiert. Abgelöst wird der Marder zunehmend vom neuen Schützenpanzer Puma.

Ein Kampfhubschrauber Tiger fliegt über einem Truppenübungsplatz.

Fliegender Tiger: Der Kampfhubschrauber Tiger ist nicht nur der erste Hubschrauber der Bundeswehr mit einem Tiernamen. Auch auch die Benennung nach einem Landraubtier ist ein Novum.

Bundeswehr/Marco Dorow

Tiere im Ruhestand

Wie im Tierreich sind aber auch bei der Bundeswehr manche Arten bedroht. Sie sterben nicht aus, werden aber ausgemustert. Dazu gehören die Raketenjagdpanzer Jaguar 1 und 2, der Achtrad-Spähpanzer Luchs der Panzeraufklärungstruppe oder der kleine und sehr wendige Geländewagen Iltis, der besonders in den 1980er-Jahren zum Kasernenbild der Bundeswehr gehörte. Er wurde später durch den größeren Wolf ersetzt. Einige von ihnen fahren bis heute. Auch den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard findet man in der Bundeswehr heute nur noch als Ausstellungsstücke.

Besondere Fahrzeuge mit besonderen Namen

Ungewöhnliche Fahrzeuge haben mitunter auch exotische Tiernamen. Wie das All Terrain Vehicle (ATV), das vom Kommando Spezialkräfte genutzt wird: Dieses kleine Quad heißt wie der Kodiak. Der Alaska-Grizzly-Bär ist das größte an Land lebende Raubtier. Oder das Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug (AGF) Serval, benannt nach der mittelgroßen, geschmeidigen afrikanischen Wildkatze.

Die Fallschirmjäger sind vom Unimog-Planwagen auf das Einsatzfahrzeug Spezialisierte Kräfte (ESK) Mungo umgestiegen, ein im oder unter dem CH-53-Hubschrauber transportables, geländegängiges und universell einsetzbares Transportfahrzeug. Warum Mungo? Weil das katzenartige, asiatische Raubtier äußerst mutig ist. Im Kampf mit einer giftigen Kobra geht es meist als Sieger hervor. Zur Jägertruppe gehört des Gepanzerte Transport Kraftfahrzeug (GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer. Wie die Hunderasse, dessen Name er trägt, beeindruckt er mit einer kräftigen Statur und einem quadratischen Korpus. Bereits in Afghanistan bewährte es sich im Einsatz. Der ganze Stolz der Heeresflieger heißt hingegen Tiger.

Andere Länder – andere Sitten

Streitkräfte anderer Länder gehen bei der Namensgebung ganz andere Wege. Die USA tauften die Schlachtschiffe seit 1815 auf Namen von Bundesstaaten oder Bundesterritorien, zum Beispiel die berühmte „USS Arizona”, die beim japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Hafenbecken sank und heute ein Nationaldenkmal ist.

Die Flugzeugträger der United States Navy haben Namen wie „USS Enterprise“ oder „USS Intrepid“, die schon seit dem Unabhängigkeitskrieg immer wieder verwendet werden. Einzige Ausnahme bis 1964 war die „USS Franklin D. Roosevelt“, die nach dem 1945 verstorbenen USUnited States-Präsidenten benannt wurde. Einige Flugzeugträger der Nimitz- und der Gerald-R.-Ford-Klasse tragen die Namen von ehemaligen amerikanischen Präsidenten.

Strategische Unterseeboote heißen teilweise nach Personen, die zwar keine Amerikaner waren, aber große Bedeutung für die USA hatten. Zu den Namensgebern gehören Friedrich Wilhelm von Steuben, General Marquis de Lafayette, Casimir Pulaski, die als Generale die Kontinentalarmee unter George Washington im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg unterstützten. Ebenfalls ein Pate: der erste König von Hawaii, Kamehameha.

Ganz anders denken da die Chinesen. Sie bleiben auch beim Kriegsgerät in ihrer blumigen Sprache: So heißt der Jagdbomber Xian JH-7 „Fliegender Leopard“ und der Abfangjäger Chengdu J-10 nennt sich „Energischer Drachen“.

Wie auch immer Panzer, Hubschrauber oder Schiffe heißen: Entscheidend ist, was sie leisten und ihre Besatzungen können.

von Leo Mayerhöfer und Michaela Harnisch

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